Wovon wurden 2022 hierzulande gut 474 Mio. Liter produziert und damit fast doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor?

Wovon wurden 2022 hierzulande gut 474 Mio. Liter produziert und damit fast doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor? Von alkoholfreiem Bier.

Wovon wurden 2022 hierzulande gut 474 Mio. Liter produziert und damit fast doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor? Von alkoholfreiem Bier.

Abschied vom Bier als Bölkstoff, Durchbruch als Lifestylegetränk: In der Biernation Deutschland wird das Alkoholfreie immer populärer. Bier ohne Alkohol gibt es schon seit Jahrzehnten, doch erst in den vergangenen Jahren kam es nach einer gewissen Durststrecke richtig groß raus – als eine Art Erwachsenen-Limo. Der Ruf änderte sich völlig: Statt es als Notlösung zu sehen, ist es für mehr und mehr Menschen nun Mode-Erfrischungsgetränk.

„Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 670 Millionen Liter im Jahr 2022. Wir rechnen damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele.

Man beobachte seit Jahren, wie sich das Image der alkoholfreien Biere wandle, sagt Eichele. „Die Zeiten, als alkoholfreie Biere noch vor 20 oder 30 Jahren hauptsächlich von Autofahrern getrunken wurden, sind lange vorbei.“ Bier ohne Alkohol werde heute nicht mehr als Ersatz wahrgenommen. Verbraucherinnen und Verbraucher schätzten oft auch die – im Vergleich zu alkoholhaltigem Bier – „geringe Kalorienzahl“.

Der Deutsche Brauer-Bund betont, dass alkoholfreie Biere „eine lange Geschichte“ in Deutschland haben. Vorreiter war die DDR, in der Braumeister Ulrich Wappler bei der Brauerei Engelhardt in Stralau (Berlin-Friedrichshain) ein Alkoholfreies entwickelte. „Das Bier wurde 1972 der Öffentlichkeit erstmals auf der Leipziger Messe unter dem Namen „AuBi“ (Autofahrerbier) vorgestellt.“

Ende der 70er wurden auch in der Bundesrepublik Deutschland erste alkoholfreie Biere in den Markt eingeführt. Markantes Jahr ist hierbei 1979, als die nationale Einführung von Clausthaler aus der Frankfurter Binding-Brauerei erfolgte. Die Marke gehört heute zur Radeberger-Gruppe und damit zum Familienkonzern Oetker (Bielefeld).

In Deutschland gibt es heute viele alkoholfreie Biermarken, zum Beispiel Beck’s Blue, Bitburger 0,0, Flensburger Frei und Jever Fun. In anderen Biernationen wie etwa Belgien und Tschechien findet man weit weniger Angebot. Eine längere Tradition hat dagegen die Schweiz, wo es schon früh das alkoholfreie Ex-Bier von Feldschlösschen (Rheinfelden, Kanton Aargau) gab und ab 1965 das von Hürlimann in Zürich entwickelte Oro (später Birell).

Der Chefredakteur des Barkulturmagazins Mixology, Nils Wrage, sagt über Deutschlands Liebe zum alkoholfreien Bier: „Im Zuge des steigenden internationalen Interesses an alkoholfreien Varianten ursprünglich alkoholhaltiger Produkte – also auch Wein und Spiritousen – erhält die Landschaft der alkoholfreien deutschen Biere auch in der englischsprachigen Fachpresse viel neue Aufmerksamkeit.“

mit dpa