Wie geht es den Clubs in NRW? Das berichten Gastronomen aus Köln und Düsseldorf

Wie geht es den Clubs in NRW? Das soll eine aktuelle Umfrage von LINA beurteilen. Wir haben Gastronomen aus Köln und Düsseldorf gefragt.
Bootshaus
Das Bootshaus Foto: Felix Hild/Bootshaus Cologne GmbH/obs
Das Bootshaus Foto: Felix Hild/Bootshaus Cologne GmbH/obs

Personalmangel, gestiegene Strompreise und inflationäre Summen für Lebensmittel und Getränke: Diese und viele weitere Hürden machen derzeit auch vor Clubbetreibern in NRW keinen Halt. Während viele Bars in Köln bereits schließen mussten, geht es auch bei einigen Clubs und Diskotheken bergab. Die Liveinitiative NRW e.V. hat in den letzten zwei Wochen eine Umfrage unter 175 Musikclubs in Nordrhein-Westfalen durchgeführt und beunruhigende Zahlen erhalten. Von den befragten Betrieben verzeichnen 65 Prozent einen Rückgang ihres Publikums, wobei 55 Prozent von einen Rückgang von mehr als 30 Prozent berichten. Weiterhin geben 77 Prozent der befragten Musikclubs an, finanzielle Schwierigkeiten zu haben, wobei ein Drittel davon sogar „in sehr großen Schwierigkeiten“ steckt. Nur 12 Prozent der Clubs stehen derzeit nach eigenen Angaben finanziell auf solidem Boden.

Für das Jahr 2025 prognostizieren 59 Prozent der Befragten eine weniger gute bis schlechte wirtschaftliche Lage, während lediglich 29 Prozent tendenziell positiv gestimmt sind. Viele Teilnehmende gaben an, dass der Clubbetrieb nur noch durch Querfinanzierung aus anderen Geschäftsfeldern aufrechterhalten werden kann. Und selbst Musikclubs mit gestiegenen Umsätzen sehen sich mit inflationsbedingten Kostensteigerungen in den Bereichen Personal, Energie und Waren konfrontiert, die ihre Gewinne massiv schmälern und ihre Existenz bedrohen.

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Düsseldorf: So geht es den Clubs und Bars von Walid El Sheikh

Tonight News hat sich gezielt bei Club-Betreibern in Köln und Düsseldorf umgehört und ist auf unterschiedliche Erfahrungswerte gestoßen. Bei Gastronomie-Unternehmer Walid El Sheikh aus Düsseldorf laufen die Geschäfte seit dem Ende der Pandemie sehr gut: „Wir waren von dem Nachhol-Effekt der Menschen stark betroffen.“ Hintergrund: Weil viele Düsseldorfer nach der langen Corona-Zeit dringend wieder ausgehen und feiern wollten, schoss der Umsatz in El Sheikhs Locations durch die Decke.

Ihm mangelt es nicht an Ideen und Unternehmergeist: Walid El Sheikh. Foto: Joshua Sammer/Tonight News

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Der gebürtige Düsseldorfer hat einen Tipp an alle Gastronomen, bei denen es nicht so gut läuft: „Man darf nicht vergessen, dass die Menschen auch erwarten, dass man sich mit der Zeit verändert und auch an ihre Bedürfnisse anpasst. Wenn man stehen bleibt, kann es passieren, dass auch irgendwann die Kundschaft ausbleibt.“ El Sheikh selbst hat sogar während der Pandemie zwei neue Lokale eröffnet: die Boston Bar in der Altstadt und das Paradise Now am Medienhafen. Die Orte, die sich vom Konzept stark unterscheiden, waren und sind beide bis heute ein voller Erfolg. Jetzt steht schon die nächste Bar in den Startlöchern. Hier mehr zum HôtelHôtel nachlesen.

Reineke Fuchs in Köln: „Clubbing ist bei Jugendlichen nicht mehr ganz so beliebt“

Das Reineke Fuchs war nach der Pandemie einst von Personalmangel betroffen, weil viele Minijobber entlassen werden mussten, die sich dann umorientiert hatten. Jetzt gehe es dem In-Club auf der Aachener Straße in Köln wieder sehr gut, erzählt uns Club-Sprecher und Resident-DJ David Hasert am Telefon. Einen Trend muss allerdings auch er feststellen: „Die Jugendlichen gehen gerne nur noch auf Festivals und Großevents und Clubbing an sich ist nicht mehr ganz so beliebt wie früher.“ Und weiter: „Wenn Sonntag irgendwo ein Open-Air ist, dann gehen die lieber dahin und gehen samstags dafür nicht feiern.“

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Das liege mitunter auch an den stolzen Preisen, die mittlerweile verlangt werden. „Es gibt ja fast keinen Longdrink unter zehn Euro mehr und das Geld ist ja, gerade bei Jüngeren, auch sehr knapp“, führt er aus. „Wir haben aber von Mittwoch bis Samstag jeden Tag Programm und werden gut besucht, aber ich bekomme das von anderen Locations mit, dass es weniger gut läuft, zum Beispiel, wenn nur eine Musikrichtung bedient wird“, so Hasert. Im Reineke Fuchs finden verschiedene Partys statt – dazu zählen Hip-Hop- und Techno-Partyreihen, aber auch 2000er- und Gay-Partys.

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Kölner Bootshaus: Steigende Kosten sind eine Herausforderung

Und wie steht es um das mehrfach zum besten Club Deutschlands gekürte Bootshaus in Deutz? „Dem Bootshaus geht es grundsätzlich ganz gut, was wir vor allem unserer starken Fanbase zu verdanken haben. Aber auch wir sind leider nicht vor ansteigenden Kosten in allen Bereichen verschont geblieben. Immens gestiegene Gagen, Kosten für Personal, Strom usw. sind alles Punkte, die sich in gestiegenen Ticketpreisen widerspiegeln und darin liegt für uns nun auch die Herausforderung. Denn unser Anspruch liegt darin, dass wir jedem die Möglichkeit geben wollen, zu unseren Veranstaltungen zu kommen, ohne dass es eine Barriere durch zu hohe Eintrittspreise gibt“, stellt Bootshaus-Marketing-Chef Nico Broihan im Gespräch mit Tonight News fest. Dennoch: Regelmäßig ausverkaufte Events im Bootshaus lassen auf beständigen Erfolg des Clubs schließen.