Mehr Steuern für Gastronomen: Branchenverband rechnet allein in NRW mit 2000 Schließungen

Ab Januar müssen Gastronomen wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke, die im Haus verzehrt werden, zahlen. Der Verband Dehoga rechnet allein in NRW mit 2000 Lokal-Schließungen.
Restaurant-Besuche könnten 2024 deutlich teurer werden. Foto: Matthias Bein/dpa
Restaurant-Besuche könnten 2024 deutlich teurer werden. Foto: Matthias Bein/dpa

Der Branchenverband Dehoga befürchtet durch die wieder steigende Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie etwa 2000 Betriebsschließungen und weitere gravierende Folgen in NRW. Deutlich steigende Preise, weniger Gäste, weniger Umsatz, Umsatzverluste bei Lieferanten, Preisdruck in der Kita- und Schulverpflegung, Arbeitsplatzverluste und eine Verlagerung der Umsätze hin zum Essenmitnehmen, Lieferdiensten und Supermärkten, zählte Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga NRW, am Freitag die Konsequenzen aus seiner Sicht auf.

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Darüber hinaus werde diese Entscheidung auch Auswirkungen auf die Gastronomie als sozialen Treffpunkt haben, gerade auf dem Land. Nach 6000 gastronomischen Unternehmen, die coronabedingt den Angaben zufolge zwischen 2020 und 2021 schließen mussten, erwartet Dehoga NRW auf der Basis seiner Umfrage zu möglichen Mehrwertsteuer-Auswirkungen aus dem August etwa 2200 weitere Unternehmensaufgaben zwischen Aachen und Porta Westfalica.

Rothkopf kritisiert steuerliche Unterschiede, wenn ab 1. Januar nur das Essen in Restaurants wieder mit 19 Prozent besteuert werde, für die Essenslieferung, für „Essen To go“ und Fertiggerichte aus dem Supermarkt aber weiter sieben Prozent gelten.

Dehoga befürchtet etwa 2000 Gastro-Schließungen in NRW

Dehoga NRW hatte bereits bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse im August erklärt, dass eine wieder höhere Mehrwertsteuer einen deutlichen Anstieg der Preise in der Gastronomie bewirken werde: 95 Prozent der Unternehmer sähen sich gezwungen, ihre Preise zu erhöhen, hieß es. Dehoga NRW ging damals von durchschnittlich 15,5 Prozent aus, da neben der um 12 Punkte höheren Mehrwertsteuer auch weiter hohe Kosten etwa bei Lebensmitteln und Gehältern anfielen. Acht von zehn Gastronomen befürchteten in der damaligen Verbandsumfrage, dass in der Folge weniger Gäste kämen und diese auch weniger verzehrten.

Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie war während der Corona-Pandemie von 19 auf sieben Prozent reduziert worden – ursprünglich befristet bis Ende 2022. Angesichts einer drohenden Energiekrise war die Regelung im Oktober 2022 bis Ende 2023 verlängert worden. Ausgenommen davon wurden erneut Getränke.

Nachdem die Branche in den vergangenen Monaten auf eine erneute Verlängerung der Regelung gedrungen hatte, hat sich die Ampel-Koalition im Bund aber darauf verständigt, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie zu Jahresbeginn 2024 wieder auf 19 Prozent ansteigt.

dpa