Weihnachtsmärkte in NRW ohne Weihnachtsmusik? Rechnungen der Gema teils um zehntauschende Euro höher

Könnte es in diesem Jahr auf den Weihnachtsmärkten in NRW stiller werden? Über die massiven Preissteigerungen für die Nutzung von Gema-pflichtiger Musik beklagen sich jetzt einige Städte. Das sagen Veranstalter und die Gema zu den gestiegenen Preisen.
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Schilder eines Weihnachtsmarktes. Shutterstock.de / Adrian Zens
Schilder eines Weihnachtsmarktes. Shutterstock.de / Adrian Zens

Was wäre die Adventszeit nur ohne einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt? Glücklicherweise laden die Märkte in so gut wie jeder Stadt in Nordrhein-Westfalen zu besinnlichen Stunden bei einer Tasse Glühwein und köstlichen Leckereien ein. Für die richtige Stimmung sorgen dabei Weihnachtsklassiker wie „Jingle Bells“ oder „Driving Home for Christmas“, die im Hintergrund laufen.

In Zukunft könnte sich letzteres jedoch drastisch ändern. So beklagen Dutzende Städte in Deutschland die zum Teil deutlich gestiegene Lizenzgebühren für Musik auf Weihnachtsmärkten.

Kostensteigerungen von mehr als 10.000 Euro durch die Gema

Wie aus einem internen Brief des Deutschen Städtetages an Mitglieder hervorgeht, sind im vergangenen Jahr (2022) bei 37 Städten oder Kommunen Kostensteigerungen durch die Verwertungsgesellschaft Gema von mehr als 10.000 Euro erfolgt. Die überraschenden Veränderungen bei der Anwendung der Gema-Tarife führten nicht nur zu „erheblichen Verteuerungen der musikalischen Umrahmung städtischer (Weihnachts-)Märkte, sondern gefährden diese in ihrem Bestand“, heißt es in dem Schreiben.

Der Veranstalter des Weihnachtsmarktes in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) etwa kritisiert eine Steigerung der Gema-Kosten von etwa 1750 Euro vor der Corona-Pandemie auf jetzt mehr als 101.000 Euro. Nach aktuellem Stand bedeute dies unter anderem, dass keine Bands oder Theatergruppen auftreten dürften, die Gema-pflichtige Musik benutzten. Zunächst hatte die „Volksstimme“ (Magdeburg) berichtet. In der Stadt Halle (Saale) sind die Lizenzgebühren für Musik nach Angaben eines Stadtsprechers von rund 4800 Euro im Jahr 2019 auf mehr als 26.000 Euro im vergangenen Jahr gestiegen.

Auch Weihnachtsmärkte in NRW von höheren Lizenzgebühren betroffen

Auch Veranstalter in Nordrhein-Westfalen bekommen die gestiegenen Kosten zu spüren. So teilt eine Pressesprecherin des Weihnachtsmarktes am Kölner Dom auf Anfrage von Tonight News mit, dass sich die Lizenzgebühren auf dem Markt „nahezu auf das Doppelte gestiegen“ sind.

Weniger Weihnachtsmusik wolle man jedoch nicht spielen: „Unser Bühnenprogramm wird genauso umfangreich wie in den letzten Jahren. Und auch wenn wir kein Programm auf der Bühne haben, wird man über unsere Lautsprecher Weihnachtsmusik auf dem Markt hören“, so die Sprecherin.

Das sagt die Gema zu den gestiegenen Gebühren

Die Gema begründet die Kostensteigerungen damit, dass der auch bei Weihnachtsmärkten anzuwendende Tarif für Stadtfeste zuletzt 2018 verhandelt worden sei. In der Vergangenheit sei die Musik auf Basis der von den Kundinnen und Kunden gemeldeten Nutzungsflächen lizenziert worden. Nach der Corona-Pandemie seien bei Messungen zum Teil deutliche Diskrepanzen festgestellt worden. Es handele sich daher nicht um neue Tarife, sondern um eine konsequente Anwendung der bestehenden Tarife.

Zudem betonte die Gema, dass es sich um Einzelfälle handele. Im vergangenen Jahr seien rund 3350 Rechnungen für Weihnachtsmärkte versendet worden. Davon hätten rund 135 Kunden aufgrund signifikanter Preissteigerungen reklamiert. Zu den Tarifen soll es demnächst erneut Gespräche zwischen Kommunen und Verwertungsgesellschaften geben. „Mit den wenigen Weihnachtsmärkten, deren Rechnungsbeträge sich gegenüber 2019 signifikant erhöht haben, ist die Gema im Austausch. Hier haben wir bereits individuelle Lösungen gefunden“ schreibt Verwertungsgesellschaft auf ihrer Website. Zudem stünde die Gema nach eigenen Angaben in Gesprächen mit dem Deutschen Städtetag.

Gema sieht Fehler in der Kommunikation ein

Dass die teils enormen Kostensteigerungen im Vorfeld nicht im ausreichenden Maße kommuniziert wurden, bedauere die Gema rückblickend jedoch. „Wir hätten unsere Kundinnen und Kunden umfassender darüber informieren müssen, dass der bestehende Tarif aus dem Jahr 2018 konsequent angewendet wird, wir parallel dazu eine Überprüfung der gemeldeten und tatsächlichen Flächen vorgenommen haben und 2022 auf Basis dieser Berechnungen lizenzieren werden“, heißt es seitens des Verwertungsgesellschaft.

Doch egal, ob mit oder ohne Weihnachtsmusik: Fest steht, dass die besinnlichen Märkte aus in diesem Jahr stattfinden. Auf welche Adventsmärkte man sich in NRW 2023 am meisten freuen kann, erfahrt ihr hier. 

Weitere Infos zum Thema Weihnachtsmärkte in NRW erfahrt ihr hier:

mit Material der dpa