Umstrittener Opernhaus-Neubau: 75 Millionen Euro für Provisorium auf Messegelände

Weitere Kritik für das Düsseldorfer "Opernhaus der Zukunft": Die Ausweichspielstätte soll 75 Millionen Euro kosten. Die SPD verzögert das Millionenprojekt.
Deutsche Oper am Rhein
Die Deutsche Oper am Rhein. Die Stadt soll ein neues Opernhaus bekommen. Foto: Maja Hitij/dpa
Deutsche Oper am Rhein
Die Deutsche Oper am Rhein. Die Stadt soll ein neues Opernhaus bekommen. Foto: Maja Hitij/dpa

Die Zukunft der Deutschen Oper am Rhein nimmt Gestalt an: Die Interimsspielstätte während des Neubaus steht fest. Die Oper soll für rund fünf Jahre, ab 2027, auf dem Düsseldorfer Messegelände residieren. Doch die Entscheidung birgt Konfliktpotential, denn die Kosten bleiben hoch und die Politik ist zerstritten.

Ersatzspielstätte für 75 Millionen Euro auf dem Messegelände

Der Funktionsbau auf dem Messegelände am Osteingang erhält den Zuschlag als temporäres Zuhause der Oper. Die Wahl des Standorts punktet mit guter Verkehrsanbindung und vorhandenen Parkhäusern.

Doch der Preis hat es in sich: Rund 75 Millionen Euro veranschlagt die Stadt für die Übergangsspielstätte. Ursprünglich war von bis zu 100 Millionen Euro die Rede, was heftige Kritik von SPD und FDP hervorrief.

Opernneubau: Notwendigkeit und Finanzierung im Streit

Die hohen Kosten werfen erneut die grundsätzliche Frage nach dem Neubau der Oper auf. Diese war im vergangenen Jahr zwar mehrheitlich vom Rat beschlossen worden, doch die Bedenken hinsichtlich der immensen Investitionssumme bleiben. Bürgermeisterin Clara Gerlach (Grüne) pocht auf sparsame Haushaltsführung in anderen Bereichen, während Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) auf die Expertise der Stadt bei Großprojekten verweist.

Um die Kosten teilweise zu refinanzieren, plant die Stadt den Weiterverkauf des Funktionsbaus nach dem Auszug der Oper an eine andere Kommune.

FDP und SPD: Zustimmung unter Vorbehalt

Während FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus und SPD-Kollege Markus Raub die Interimslösung auf dem Messegelände befürworten, knüpft die SPD ihre Zustimmung an weitere Zugeständnisse. So fordern die Sozialdemokraten verstärkte Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und Bürgerhäusern in den Stadtteilen.

Planungsfortschritt und endgültiger Beschluss

Die Sondersitzung des Stadtrats bewilligte zudem weitere Gelder für die Fortführung der Planungen des Opern-Neubaus. Bis 2028 fließen knapp 30 Millionen Euro in die Detailgestaltung.

Der endgültige Beschluss über den Neubau, dessen Kosten von Experten auf über eine Milliarde Euro geschätzt werden, soll dann 2028 fallen. Kritiker bemängeln jedoch, dass seriöse Zahlen erst nach Abschluss der konkreten Planungen vorliegen können.

Für den Wettbewerb zum Opernhaus der Zukunft wurden im Frühjahr 2023 aus 40 Vorschlägen sieben Gewinner gekürt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, und Dipl.-Ing. Heiner Farwick, Vorsitzender des Preisgerichts, zeichneten die Sieger aus. Wir zeigen euch alle Gewinnervorschläge:

Düsseldorfer Karneval sieht Chance im Opernhaus-Provisorium

Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) sieht die Übergangsspielstätte als Chance für den Brauchtum. Lothar Hörning, neuer Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), kann sich vorstellen, dass das CC diese nach den fünf Jahren ganz oder in Teilen übernimmt und sie mit einer eigenen Betreibergesellschaft vermarktet.

„Wir Karnevalisten sind bereit, uns bereits in einem sehr frühen Stadium in die Überlegungen einzubringen“, sagt CC-Vizepräsident Stefan Kleinehr und ergänzt: „Düsseldorf kann eine Halle für ca. 2.000 Besucher gut gebrauchen. Der Bedarf auch außerhalb der Session ist da“, heißt es in einer Mitteilung des CC.

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Auslobung für die Umsetzung des Neubaus am 8. Mai wohl verschoben

Am 8. Mai sollte im Rat über die Auslobung für die Umsetzung des Neubaus abgestimmt werden. Außerdem sollte es um die Beauftragung eines Architekten- und Ingenieurwettbewerbs für die neue Oper am alten Standort an der Heinrich-Heine-Allee inklusive der daran anschließenden Beauftragung des Generalplaners gehen. Auch die Vorentwurfs- und Entwurfsplanung bis zum Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss sollte der Auslobungsbeschluss beinhalten. Doch dieser wird nun wahrscheinlich verschoben. In einem Antrag werde die SPD formell „Beratungsbedarf“ anmelden, teilte der Co-Fraktionsvorsitzende Markus Raub am Dienstag mit. Damit könnten die Beschlüsse zur Oper erst Ende Juni im Rat behandelt werden.

Der Grund: Die SPD-Ratsfraktion will den Rat stärker in den weiteren Planungsprozess des mehr als 700 Millionen Euro teuren Neubau einbinden und fordert mehr Transparenz bei den Kosten. Zudem hat sie ihre Zustimmung an Verbesserungen im städtischen Wohnungsbau geknüpft.

Der Schritt der SPD-Fraktion ist brisant, weil ihr Votum für die Mehrheit zum Opernneubau entscheidend ist. Denn in der schwarz-grünen Düsseldorfer Ratskooperation sind die Grünen gegen einen Neubau der Oper. Die Verschiebung der Entscheidungen über den Architektenwettbewerb und die 75 Millionen Euro teure Zwischenspielstätte an der Düsseldorfer Messe bedeutet nach Informationen aus SPD-Kreisen aber nicht eine komplette Ablehnung des Millionen-Bauprojekts.

Insgesamt mehr als 40 Millionen Euro würden laut Vorlage bei einem positiven Entscheid fällig sein.

Hohe Kosten und Bürgerzweifel werfen Schatten auf das Projekt

Aber auch in der Düsseldorfer Bevölkerung gibt es Vorbehalte gegen den Opernneubau. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Linken-Ratsfraktion Ende April lehnen mehr als zwei Drittel der Menschen im Regierungsbezirk Düsseldorf einen Neubau des Opernhauses ab. Die Linke fordert daher einen Bürgerentscheid über das Projekt am Tag der Kommunal- und Bundestagswahlen 2025.

Die hohen Kosten und politischen Bedenken dürften die Stimmung erneut dominieren. Wie sich die Situation entwickeln und ob die finale Zustimmung für den Neubau tatsächlich erteilt wird, bleibt abzuwarten.

mit Material der dpa