Diese Frau brachte das „Agata’s“ an die Spitze der Düsseldorfer Sternegastronomie

Das Fine-Dining-Restaurant Agata's im Stadtteil Unterbilk hat es geschafft: Seit seiner Eröffnung 2013 verging kein Jahr, in dem die Küche nicht vom Guide Michelin ausgezeichnet wurde. Was es dazu braucht? Eine nimmermüde Gastgeberin und ein mindestens genauso eifriges Team. Tonight News war vor Ort.
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Agata Reul steckt hinter dem Gourmetrestaurant "Agata's" in der Düsseldorfer Friedrichstadt. Foto: Nadine Voßnacke
Agata Reul steckt hinter dem Gourmetrestaurant "Agata's" in der Düsseldorfer Friedrichstadt. Foto: Nadine Voßnacke

Das Agata’s in Düsseldorf feiert 2023 sein zehnjähriges Jubiläum. Dabei gibt es gleich doppelten Grund zum Feiern: Nicht nur mit Blick auf das Betriebsjubiläum, sondern auch, weil das Restaurant im zehnten Jahr in Folge vom Guide Michelin als Sternerestaurant ausgezeichnet wurde. „Unser Fleiß wird durch die Prämierung regelrecht angeheizt. Ich sage gerne: Nach dem Stern ist vor dem Stern!“, bekennt Agata Reul, Gast- und Namensgeberin des Gourmetrestaurants.

Was steckt hinter dem Erfolgsgeheimnis – und wie fühlt sich diese Auszeichnung an? Tonight News hat mit der Frau gesprochen, die sich gemeinsam mit ihrem Team den Weg in den Sternenhimmel geebnet hat.

Agata’s in Düsseldorf: Seit zehn Jahren Sternerestaurant

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Doch von vorn: Wie beginnt die Karriere einer Frau, die mit ihrem Restaurant seit zehn Jahren in der Düsseldorfer Sternegastronomie residiert? Die Geschichte von Agata Reul startet in der Kindheit. „Ich bin in einem kleinen Ort in Polen nahe der deutschen Grenze aufgewachsen. Bei uns zu Hause hatte die ganze Familie immer etwas zu tun – ob auf dem Feld, hinter der Fleischtheke oder zu Hause in der Küche“, erinnert sich Agata zurück. „Am Ende des Tages kamen wir alle am Tisch zusammen, frei nach dem Motto: jetzt tun wir uns was Gutes! Diese bewussten Momente, sich am Tag eine Pause zu gönnen – und die eigenen Produkte zu verarbeiten und gemeinsam zu genießen – gehören zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit“, erinnert sich die Sternegastronomin im Gespräch mit Tonight News.

Agata weiter: „Ich glaube, so ist mir die Leidenschaft des Gastgebens und der Schätzung und Verarbeitung von hochwertigen Produkten in die Wiege gelegt worden.“ So liegt es nahe, dass ein Berufsweg außerhalb des Gastgeberseins eigentlich nie in Frage gekommen ist.

Agata’s in Düsseldorf: Agata Reul zog aus Polen nach Düsseldorf

Das Gastro-Abenteuer in Düsseldorf begann die heute 42-Jährige mit der jugendlichen Lust nach etwas Neuem. „Mit Anfang 20 zog ich nach Düsseldorf. Hier habe ich eine Ausbildung zur Köchin im ehemaligen Düsseldorfer Nobelrestaurant Victorian an der Königsallee absolviert“, erzählt Agata sichtlich sentimental.

Nach der Ausbildung waren die Weichen für eine Karriere in der Spitzengastronomie gelegt – und Agata eröffnete schließlich im Oktober 2012 ein eigenes Restaurant in der Pempelforter Münsterstraße. Dass sich die Küche von Anfang an im Bereich der gehobenen Gastronomie bewegte, war nur eine logische Schlussfolgerung. „Meine Kollegen und ich hatten das Glück, dass wir allesamt Vorerfahrungen aus der gehobenen Gastronomie sammeln konnten“, blickt sie zurück.

Die Eröffnung des Restaurants schien jedenfalls zur richtigen Zeit mit den richtigen Kollegen geglückt zu sein – und einen entscheidenden Einfluss auf Agatas weitere Gastro-Karriere genommen zu haben. Denn ihre Geschichte führt sich wie ein gutes Theaterskript fort – samt Happy End.

Agata lernte ihren heutigen Ehemann kennen, der ihr eine ganz neue Tür in der Düsseldorfer Gastroszene öffnete: Bertold Reul, seit 2015 Direktor des Living Hotel Medici in der Altstadt. Heute ist das Ehepaar Pächter im Schwesternhotel Living Hotel Düsseldorf an der Kirchfeldstr. 59 – dem aktuellen Zuhause des Agata’s.

„Als ich meinen Ehemann – und gleichzeitigen Direktor des Living Hotels – kennengelernt habe, ergab sich die Möglichkeit, die Verpächter des Hotels kennenzulernen.“ Agata verrät, dass der Umzug für ihr Restaurant so etwas wie ein Makeover bedeutete: „Für das Agata’s war die freigewordene Räumlichkeit die perfekte Gelegenheit, unser Konzept noch einmal neu aufleben lassen zu können. Wir haben 2018 unseren Standort an der Münsterstraße abgegeben und das Agata’s im Living Hotel in nur sechs Wochen umgebaut.“

Agata’s in Düsseldorf: Das Erfolgsgeheimnis hinter der Sterneküche

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Die Sterneküche unterscheidet sich Agata zufolge nur in Details von der „Nicht“-Sterneküche: „Wir hegen die gemeinsame Leidenschaft, hochwertige Produkte zu verwenden und neue Kombinationen zu kreieren. Die Krönung folgt für uns bei der Anrichte: Wir lieben es, die einzelnen Komponenten als Gesamtkunstwerk anzurichten. Auch da entwickeln wir uns gerne und stetig weiter.“

Stichwort „Leidenschaft“: Es ist nur ein Wort, doch für Agata steckt viel mehr dahinter. Für sie scheint dieser Begriff die Treibkraft hinter ihrem Erfolg als Sternegastronomin zu sein. Auf die Frage, wie sich Agata ihren Erfolg im anhaltenden Sterneregen erklärt, antwortet sie: „Wir haben an unseren Standards nie nachgelassen und gelten nun – ununterbrochen – seit zehn Jahren als Sternerestaurant. In uns allen steckt der Ehrgeiz, diese Prämierung zu halten.“

So groß die Euphorie auch ist, eine Komponente spielt für Aga, wie sie von Freunden, Familie und Kollegen genannt wird, ohnehin die Hauptrolle: der Gast. „Bei uns steht der bewusste Genuss im Vordergrund. Wir stellen uns auf jeden Einzelnen und dessen Wünsche ein“. Dabei ist auch ihrem Team besonders wichtig: „Wir sehen jeden Gast wie unseren Gast – und nicht wie einen ‚heimlichen Michelin-Inspektor‘. Wir wollen mit unserer Kulinarik begeistern und eine kleine Auszeit bescheren.“

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Agata Reul hat Stern-Auszeichnung „erst für einen Scherz gehalten“

Dabei erinnert sich die 42-Jährige an den Zeitpunkt der ersten Prämierung noch so, als wäre es erst gestern gewesen: „Es war im Herbst 2013 – ich war eigentlich gerade früh morgens auf dem Weg zum Einkauf. Auf einmal rief Christian Dietrich, damaliger Restaurantleiter im Agata’s, an: ‚Aga, die Presse hat angerufen. Wir wurden mit dem Michelin-Stern prämiert!‘ Ich habe es erst für einen Scherz gehalten, doch dann wurde es ziemlich schnell ernst.“

Sie gibt zu: „Natürlich kann es bei uns hinter den Kulissen auch mal hektisch hergehen – trotzdem lassen wir uns nie die Zeit nehmen, unserem Gast zu erklären, welche Komponente er auf seinem Teller findet – und welcher Wein zu welchem Gericht passt.“ Diese Hingabe dürfte es auch sein, die zu einer solchen Anerkennung wie die des Guide Michelin führt. Ein besonderes Highlight: „Wenn es die Zeit erlaubt, begleiten unsere Köche die Essensausgabe und bekommen so direktes Feedback vom Gast.“

Agata’s in Düsseldorf: Das Konzept – Design, Mobiliar und Adresse

Raus aus dem trubeligen Kirchplatz, rein ins Agata’s: Im Restaurant schwebt eine Ruhe, die zumindest in dem Stadtteil ihresgleichen sucht. Inmitten des Restaurants springt euch direkt das Barquarium ins Auge – ein mit Wasser gefülltes Becken, arrangiert mit frischem Grün und einer kleinen Mauer, auf der Liköre und anderes Hochprozentiges ihren Platz finden. „Manchmal setzen sich auch Gäste ans Becken. Genau das war die Idee dahinter, unsere Gäste sollen sich bei uns frei entfalten können“, freut sich Agata.

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Das Mobiliar ist modern und schlicht, die Tische hölzern und still. An den Wänden findet sich hier und da grünes Moos. „Meine Handschrift steckt im Design des Restaurants. Darauf bin ich schon sehr stolz“, so die Gastgeberin. Im Restaurant haben insgesamt 26 Gäste Platz.

Tipp: Bevor ihr einen Gang ins Sternerestaurant plant, startet doch mit einem Besuch in einer der beliebtesten Cafés Düsseldorfs an der Bilker Allee. Hier findet ihr zum Beispiel das Café Lemonade und das Café Buur, welche sich nur fünf Gehminuten vom Agata’s befinden.

Adresse: Kirchfeldstraße 59, 40217 Düsseldorf

Agata’s in Düsseldorf: Die Küche des Sternerestaurants – Speisekarte und Preise

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Doch was bietet die Sterneküche seinen Gästen eigentlich kulinarisch an? Agata Reul findet es „gar nicht so einfach, unsere Küche in ein Konzept zu clustern.“ Sie erklärt: „Wir bieten internationale Crossover-Küche, die buchstäblich von Frankreich bis Asien reicht. Unsere Köche und das Team können sich austoben und mutig sein, und genau das lieben sie – das schmeckt und spürt man.“

Ein Blick auf die Speisekarte lässt erahnen, was Agata mit ihrer Ausführung meint: Startet japanisch mit Ahi-Tuna-Bauch und Tatar, geht rüber ins oberbergische Land mit Regenbogenforelle, Gurke und Holunder, um schließlich Rücken und Zunge vom Lamm mit Kürbis und Moosbeeren zu testen. Wer möchte, kann das süße Finale mit japanischem Matcha Cheesecake krönen. Das Ganze gibt es allerdings nicht nur à la carte, sondern auch im 5-Gänge-Menü für 149 Euro – und im 7-Gänge-Menü für 179 Euro pro Person. Die Speisekarte wechselt alle zwei Monate. Einen Einblick ins komplette Menü gibt es hier.

Eine Tischreservierung wird empfohlen. Das geht auch online – allerdings wird zum Zeitpunkt der Reservierung eure Kreditkartennummer hinterlegt. Das hat einen einfachen Grund: Tonight News berichtete bereits mehrfach über das „No Show“-Problem, bei dem Gastronomen trotz Reservierung auf leeren Tischen sitzen bleiben. Auch dem Agata’s ist dieses Ärgernis bekannt. Das Sternerestaurant berechnet für eine unentschuldigte Reservierung pro Gast circa 100 Euro. Agata Reul erklärt dazu: „Am Ende glauben wir jedoch, dass die zwischenmenschliche Kommunikation der einfachste Weg aus dieser Misere ist – für Gast und Gastronom.“

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Agata’s in Düsseldorf: Wie verbringt eine Sternegastronomin ihre Freizeit?

Das Team aus 42 Mitarbeitern ist für die Gastronomin mittlerweile so etwas wie eine Familie: „Es ist das beste Team – für mich!“, platzt es aus ihr heraus. Auf die Frage, wie sie ihre Freizeit verbringt, muss die 42-Jährige schmunzeln: „Um ehrlich zu sein, verbringe ich die meiste Zeit des Tages im Agata’s. Das mache ich aber auch gerne – ich glaube, anders wäre es auch nicht möglich. Auch nach Feierabend verbringen wir als Team sehr viel Zeit miteinander.“

Wenn für Agata Reul am Ende des Tages doch noch ein Quantum Freizeit bleibt, genießt sie die kleinen Dinge im Leben. „Das kann ein Spaziergang in Düsseldorf mit meinem Mann und unseren zwei Hunden am Rhein sein – auch mal mit einem Bier am Fortuna Büdchen.“ Ihr kreatives Händchen lebt die Düsseldorferin aber nicht nur in der Küche aus: „Wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich gerne auf Kunstaufstellungen und Galerien – und zeichne auch selbst gerne.“ Inspiration holt sie sich derweil bei ihren Gastro-Kollegen: „Selbstverständlich bin ich auch selbst gerne Gast – ich liebe es, verschiedene Restaurants in Düsseldorf zu besuchen und mich von meinen Kollegen und Freunden kulinarisch überraschen zu lassen.“

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Tipp: Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, Kunst und Spazierengehen zu verbinden – an diesen acht Orten in Düsseldorf gibt es urbane Kunst im Freien!

Agata Reul hat uns zum Schluss noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft gegeben: „Düsseldorfer können sich freuen – denn das Agata’s ist mit seinem Food Truck auf dem Gourmet Festival im August 2023 an der Königsallee am Start.“ Dann bietet das Sternerestaurant auf dem Corneliusplatz nahe des Steigenberger Hotels ein 3-Gänge-Menü an.