„Ballermannisierte Gesellschaft“: Kölner Kult-Brauhaus bleibt am 11.11. geschlossen – Bürgermeister reagiert

Ein frisch gezapftes Päffgen am frühen Morgen vertrieb in der Vergangenheit vielen Jecken bereits vor 11.11 Uhr des Elften im Elften Kummer und Sorgen. Doch dieses Jahr wird alles anders. Die Kult-Gaststätte im Friesenviertel bleibt zum Sessionsauftakt geschlossen.
Das Brauhaus Päffgen in Köln. Foto: Päffgen/Facebook
Das Brauhaus Päffgen in Köln. Foto: Päffgen/Facebook

Feiern bis der Arzt kommt? Nicht im Päffgen! Das kultige Kölner Brauhaus auf der Friesenstraße 64-66 stellt sich am 11.11. quer und macht die Schotten dicht. Das gab es in der mittlerweile 140-jährigen Geschichte des Päffgen so noch nie. Schuld am Karnevals-Entzug ist diesmal nicht das Coronavirus, sondern den Brauhaus-Betreibern zufolge das Benehmen der Feiernden.

Kölner Kult-Brauhaus Päffgen bleibt am 11.11. geschlossen

„Das Brauhaus bleibt am 11.11. dieses Jahres geschlossen. Die Erfahrungen der letzten zwei Jahre und das unzureichende Konzept der Stadt Köln lässt uns leider keine andere Wahl.“

>> 11.11. in Köln: Diese Kneipen bleiben geschlossen <<

Hintergrund: Insbesondere im Kwartier Latäng, aber auch in der restlichen Innenstadt, kam es in den vergangenen Jahren zu Massenanstürmen auf Kneipen, Bars und Clubs, sodass viele Gastronomen Angst um ihr Personal und ihre Stammgäste haben und vorsichtshalber am 11.11. schließen. Auch die Stadt Köln versucht aktuell mit einer Kampagne dafür zu werben, dass sich das Feiervolk mehr auf die 86 Veedel verteilt, anstatt sich in der Innenstadt zu knubbeln.

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Päffgen-Gäste zeigen sich auf Facebook trotzdem enttäuscht: „Gut so! Leider haben die Feierwütigen in den letzten Jahren, ihre gute Kinderstube zuhause gelassen“, schreibt ein Nutzer unter dem Posting des Lokals. Ein anderer bringt seine Wahrnehmung so auf den Punkt: „Ballermannisierte Gesellschaft. Zivilisiert sein Kölsch zu trinken, hat zu viel Niveau heutzutage.“

Kölner Kult-Brauhaus bleibt am 11.11. geschlossen: So reagiert Bürgermeister Andreas Hupke

Und was sagt Innenstadt- und Deutz-Bürgermeister Andreas Hupke (Grüne) zum plötzlichen Karnevals-Aus im Päffgen? „Ich bin einfach nur erschüttert. Das war jahrelang mein Lieblingsbrauhaus. Wenn das einzige Brauhaus mit eigener Quelle in der Innenstadt am 11.11. nicht mehr öffnen kann, müssen spätestens die Alarmglocken schrillen. Dann ist das ein Skandal“, so Hupke im Gespräch mit Tonight News. Vom aktuellen Sicherheitskonzept am 11.11. ist er nicht überzeugt: „Wenn die Verwaltung und der Rat diese Alarmzeichen nicht hört, sind sie schlecht beraten.“

Andreas Hupke

Andreas Hupke. Foto: Facebook/Andreas Hupke

Was den Grünen-Politiker besonders stört: „Das aktuelle Sicherheitskonzept basiert darauf, dass die Feiernden auf den Grüngürtel ausgelagert werden und die grüne Lunge Kölns von Feiernden totgetrampelt wird.“ Der 73-Jährige schlägt stattdessen vor: „Wir müssen die Party-People dezentralisieren in die anderen Veedel – mithilfe der Securitys. Man könnte auch die Nord-Süd-Fahrt sperren und die Leute dort feiern lassen und da Musik etc. aufbauen.“

Auch das Umland könne sich laut Hupke mehr anstrengen, um einen Besuch für Karnevalisten attraktiver zu machen. Der Bürgermeister, der selbst seit knapp 50 Jahren im Kwartier Latäng wohnt, ist besonders traurig, dass er am Samstag sein Stammlokal „Oma Kleinmann“ nicht besuchen kann.

Hupke: „Hier im Kwartier Latäng macht ja eine Bar nach der nächsten dicht am 11.11. Das ist ein erheblicher wirtschaftlicher Verlust für die Gastronomen – von den ganzen kleinen Einzelhändlern, die geschlossen bleiben müssen, mal ganz zu schweigen. Das hat mit Karneval nichts mehr zu tun. Die Lokale, die öffnen, spielen außerdem keine Karnevalsmusik, sondern nur noch diesen lästigen Techno. Wir haben am Samstag 1200 Polizisten im Einsatz. Das ist nicht mehr normal und hat mit Karneval nichts mehr zu tun.“

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Da der obligatorische Besuch im Schnitzel- und Kölschrestaurant „Oma Kleinmann“ für den Politiker am 11.11. flachfällt, hat er nun andere Pläne geschmiedet: „Ich werde mit meinen Nachbarn von morgens halb 10 bis abends halb 10 um die Zülpicher Straße patrouillieren und mir ein Bild von dem Spektakel machen.“