Kölner Karneval: Anwohner wollen 11.11. verhindern – Kneipen bleiben zu

Der 11.11. steht an und mit ihm ein Köln im Ausnahmezustand. Das gefällt nicht jedem. Anwohner des Kwartier Latängs gehen nun vorab auf die Barrikaden. Auch einige Kneipen und Bars haben bereits angekündigt, nicht zu öffnen.
Karneval Köln am 11.11.2022
Die Zülpicher Straße wird erneut zum Zentrum des Kölner Karnevals. Am 11.11. treffen sich hier tausende Jecken zum Feiern. Foto: Thomas Banneyer/dpa
Die Zülpicher Straße wird erneut zum Zentrum des Kölner Karnevals. Am 11.11. treffen sich hier tausende Jecken zum Feiern. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Einmal ins Studentenviertel gezogen, haben Betroffene jedes Jahr am 11.11. Party vor der eigenen Haustür. Wer aus dem Alter raus ist, fühlt sich nun dann womöglich gestört von den Feiernden, die Jahr für Jahr am 11.11. die fünfte Jahreszeit einläuten. Denn das Kwartier Latäng rund um den Rathenau- und Zülpicher Platz ist besonders beim jungen Publikum zwischen 18 und 25 Jahren am beliebtesten. Hier warten diverse Cocktail-, Shisha- und Kölschbars auf die verkleideten Partypeople und auch auf den Straßen wird zu lauter Musik gefeiert, getanzt und getrunken.

Um dem entgegenzuwirken, ziehen Mitglieder der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz am Freitag, 20. Oktober, um 15.30 Uhr auf die Straßen. Laut Flugblatt soll die Demo am Theo-Burauen-Platz vor dem Rathaus (Spanischer Bau) starten. Die Message der Protestierenden: „Das Veedel gehört uns! Wir sind ein Veedel und kein Ballermann!“ Und weiter: „Gegen die Enteignung unseres Veedels durch das Feiervolk!“

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Anwohner, die „flüchten müssen“, wollen von der Stadt entschädigt werden – ebenso wie der Einzelhandel, der aus Sicherheitsgründen schließen müsse. Der eingetragene Verein fordert außerdem eine Entschädigung für Vandalismus sowie eine Beseitigung der Exkremente. Hintergrund: Obwohl die Stadt jedes Jahr am 11.11. Dixie-Klos und Pissoirs in den Feierzonen aufstellt, urinieren einige Karnevalisten in Hauseingänge.

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Darunter listet die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz noch einige dauerhafte Forderungen auf:

  • Keine organisierten Massenevents im Veedel durch die Stadt Köln
  • Image-Korrektur der Stadt und der Veedel
  • Schließung der Außengastronomie zu den Ruhezeiten
  • Lärmschutz der Anwohnerschaft
  • Schutz der Anwohnerschaft statt Schutz der Feierenden
  • Schutz und Bau von bezahlbarem Wohnraum
  • Reduzierung von Airbnb-Vermietungen

Der Vorwurf: „Die Stadt überlässt den öffentlichen Raum in unserem Viertel feierwütigen Menschen, die sich den Besuch in der Kneipe angeblich nicht leisten können oder wollen. Stattdessen mit Kiosk-Schnaps und Supermarkt-Bier auf unseren Straßen und im Grüngürtel exzessiv feiern und saufen!“ Weiter heißt es im Schreiben: „Köln ist auch aufgrund aktiver Bewerbung durch die Stadt überregional vor allem dafür bekannt, dass man hier ungestört die Sau rauslassen kann.“

Feier-Wut am 11.11.: Das sagt die Stadt Köln den Anwohnern

Und was sagt die Stadt Köln zu dem Aufreger-Thema im Kwartier Latäng? Von der anstehenden Demo zeigte sich eine Stadtsprecherin auf Tonight-News-Nachfrage relativ unbeeindruckt: „Das ist eine Demo. Da haben wir nichts mit zu tun. Das ist Sache der Polizei.“ Auch im vergangenen Jahr hatten Anwohner des Zülpicher Viertels sich bereits über die Zustände am 11.11. aufgeregt. Damals hieß es von Stadtdirektorin Andrea Blome: „Wir können ja keine Betreten-verboten-Schilder in Köln aufstellen.“

Einige Kneipen schließen bewusst am 11.11.

Als wäre das alles noch nicht abstrus genug, dass ausgerechnet in Köln nun gegen den Karneval demonstriert wird, haben inzwischen auch einige Bars und Kneipen angekündigt, bewusst am 11.11. nicht zu öffnen. So bleiben etwa die beiden Bars „Kwartier“ und „Soylent Green“ von Inhaber Markus Vogt geschlossen.

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Und damit ist der Gastronom keineswegs allein. Denn auch Nada Abdin, Betreiberin der „Tankstelle“, hat angekündigt, ihren Laden am 11.11. nicht zu öffnen. Zwar lassen sich die Wirte damit viel Geld entgehen, die Sicherheit der Gäste und Angestellten aber gehe vor, begründen die Gastronomen unabhängig voneinander den Schritt.

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Auch das „MTC“ und die „Filmdose“ wollen sich diesem Vorhaben anschließen. Für sie alle ist klar, dass sich zu viel in den letzten Jahren verändert habe. Früher sei ein gemischtes Publikum, ca. 30.000 Menschen aller Altersklassen, im Kwartier Latäng am 11.11. unterwegs gewesen. Im vergangenen Jahr aber waren es annähernd 100.000 Menschen und dann ausschließlich Jugendliche.

So könne eine gewisse Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden, wird befürchtet. Da der Sessionsstart in diesem Jahr zudem auf einen Samstag fällt, befürchten die Gastronomen noch mehr Menschen und einen noch größeren Andrang. Daher haben folgende Kölner Kneipen bereits angekündigt, am 11.11. geschlossen zu bleiben:

  • Engelbät
  • Filmdose
  • Kwartier
  • MTC
  • Oma Kleinmann
  • Soylent Green
  • Tankstelle

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