„Die kommen hierhin und sind krankhaft aggressiv“: Grüner Bürgermeister spricht Tacheles

Wahlkölner und Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt/Deutz sieht sein geliebtes Veedel zugrunde gehen. Im Gespräch mit Tonight News spricht der Grünen-Politiker Tacheles.

Seit mittlerweile 48 Jahren lebt Andreas Hupke im Kwartier Latäng in der Kölner City. Seit 2004 ist er Bezirksbürgermeister der Innenstadt/Deutz. Der gebürtige Monschauer kam 1974 nach Köln, um auf dem Berufskolleg sein Abitur nachzuholen. Früher ging er gerne am Aachener Weiher joggen. Jetzt traut der heute 72-Jährige sich kaum noch an seinen einstigen Lieblingsort – und das in seinem eigenen Regierungsbezirk!

„Die Leute kommen aus den Vorstädten hier hin und sind krankhaft aggressiv“, sagt er. Gemeint sind junge Männer, die gezielt Schlägereien und andere Gewaltdelikte provozieren. Hupke: „Die stellen sich zum Beispiel in einen Bereich, in dem es furchtbar eng ist und warten darauf, dass jemand sie touchiert – nur um dann eine Schlägerei anzuzetteln.“

Der Bürgermeister führt seine Beobachtungen aus: „Es ist ja so, früher waren die Ringe das Chicago Kölns, wo sich das ganze Proletariat herumgetrieben hat. Jetzt haben wir einiges dafür getan, dass sich die Lage dort bessert: Radwege, Außengastronomie etc.“ Doch laut Hupke habe sich das Problem jetzt an andere Orte verlagert. Der Bezirksbürgermeister: „Jetzt treibt sich das entsprechende Klientel auf der Zülpicher Straße und am Aachener Weiher herum.“

Doch welches Klientel meint der Grünen-Politiker jetzt genau? „Es sind zum einen Menschen mit Migrationshintergrund. Die haben ein ganz anderes Verhältnis zu Waffen. Viele interessiert es auch nicht, wenn irgendwo Waffenverbotszonen sind, die ja jetzt neu eingeführt wurden.“

Kölner Bürgermeister verzweifelt: „Viele junge Menschen haben keine Werte mehr“

Zum anderen seien es junge Männer der „gut situierten Mittelschicht“. Hupke dazu: „Die wohnen irgendwo im Kölner Umland, sind gelangweilt und kommen hier hin, um Stress zu machen. Wenn die das bei ihren Eltern im Garten machen würden, würden sie dort womöglich hochkant heraus fliegen.“ Der Bürgermeister: „Ja, ich denke, es ist ein Konglomerat aus diesen beiden Personengruppen.“

Der 72-Jährige fasst zusammen: „Wir haben eine unheimliche Wohlstandsverwahrlosung und ich beobachte viele junge, sinnentleerte Menschen, die einfach überhaupt keine Werte mehr haben.“

Aachener Weiher: Das sagt die Kölner Polizei zu Gewaltdelikten

Die Kölner Polizei sieht den Aachener Weiher aktuell nicht als Brennpunkt an, sagt aber auch: „Dennoch kam es häufiger zu Aggressionsdelikten, deshalb zeigt die Polizei dort vermehrt Präsenz.“ Eine Polizeisprecherin zu Tonight News: „Im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 1. August 2022 blieb die Zahl an Körperverletzungsdelikten am Aachener Weiher im niedrigen einstelligen Bereich.“ Verglichen mit den Ringen und dem Zülpicher Viertel gehe es rund um den Aachener Weiher noch etwas friedlicher zu.

Doch es sind nicht nur die Gewaltdelikte, die Andreas Hupke auf die Palme bringen. Er stört sich auch an anderen Verhaltensweisen der jungen Kölner: „Da ist ja jedes Wochenende Woodstock. Freitag Open Air, Samstag Open Air. Und auch die Leute, die selbst ihre Musik mitbringen, sind ja heutzutage unglaublich laut mit ihren Bluetooth-Boxen. Und ich bekomme dann die Beschwerden von den Anwohnern.“

Auch der Müll am Aachener Weiher lässt den Puls von Andreas Hupke regelmäßig steigen: „Wir haben da ja früher auch gefeiert, aber wir haben unser Zeug dann wieder mitgenommen.“ Zudem werde der Hügel am Aachener Weiher, der aus Schutt und Trümmern der Stadt aus dem Zweiten Weltkrieg besteht, im wahrsten Sinne des Wortes von den Feiernden mit Füßen getreten. Hupke: „Die interessieren sich null für die Geschichte des Hügels oder dafür, dass da Gebeine und andere Kriegstrümmer begraben liegen und grillen und feiern da und gehen absolut rücksichtslos mit der wenigen Natur um, die wir hier in der Innenstadt noch haben.“