SEK stürmt falsche Wohnung und überrascht Studenten: 50-Euro-Gutschein als Entschädigung

Wenn der Postmann nicht zweimal klingelt, sondern das SEK einfach ungefragt die Tür auftritt, ist die Überraschung groß – vor allem, wenn man sich nichts zu schulden hat kommen lassen. Ein Student in Essen musste diese schmerzhafte Erfahrung nun machen. Immerhin: Der Einsatzleiter entschuldigte sich mit einem 50-Euro-Gutschein.
Foto: dpa/Boris Roessler
Das SEK im Einsatz Foto: dpa/Boris Roessler
Das SEK im Einsatz Foto: dpa/Boris Roessler

Fehler passieren selbst den Besten: Es ist nur eine Frage wie man danach darauf reagiert. Auch die Einsatzkräfte im Spezialeinsatzkommando (kurz „SEK“) der Polizei lagen bei diesem besonderen Auftrag am 25. Januar merklich daneben: Beim Stürmen einer falschen Wohnung wurde ein 25 Jahre alter Student überwältigt. Im Nachhinein darf sich der junge Mann nun zumindest über einen 50-Euro-Gutschein freuen – und eine Geschichte, die er noch lange Zeit erzählen kann.

Laut Polizeisprecherin stürmte das SEK am 25. Januar gegen 8.15 Uhr am Morgen eine Wohnung in der Pfeifferstraße in der Nähe der Zeche Zollverein in Essen. Wegen „widersprüchlicher Angaben zur Lage der Wohnung“ wären die Einsatzkräfte zunächst in die Wohnung in der falschen Etage eingedrungen. Nach dem Aufbrechen der Tür sei ein „Irritationskörper“ in die Wohnung geworfen worden. Die Person – laut „Bild“, die zuerst über den Fall berichtete, ein 25 Jahre alter Student – sei überwältigt und gefesselt worden. Da eine Personenbeschreibung vorlag, sei der Irrtum sofort aufgefallen. „Bindet ihn los, es ist der Falsche“, soll ein Polizist laut Zeitungsbericht gesagt haben. Die Einsatzkräfte hätten den Mann dann sofort losgelassen.

Einsatzleiter zahlt Gutschein aus eigener Tasche

Als der Polizei-Einsatzleiter von dem Geschehen erfuhr, habe er den Betroffenen persönlich aufgesucht, ihm ein offizielles Entschuldigungsschreiben sowie einen – von ihm privat besorgten – 50-Euro-Gutschein überreicht. „Er meinte, damit könne ein junger Mann sicher mehr anfangen als mit einem Strauß Blumen oder ähnlichem“, erläuterte die Polizeisprecherin. Zudem habe es ein längeres Gespräch zwischen den Beiden gegeben, in dem von etwaigen Verletzungen des Mannes nicht die Rede war.

Laut Polizeisprecherin war – wie üblich bei derlei Einsätzen – ein Sanitäter mit vor Ort, der sich sofort um den fälschlicherweise überwältigten und „natürlich erschrockenen“ Mann gekümmert habe. Verletzungen seien nicht festgestellt worden. Etwas später habe der Mann noch nach einem Rettungswagen verlangt, weil er Probleme mit dem Hören habe. Auch die Rettungskräfte hätten keine Verletzung feststellen können. Die aufgebrochene Tür sei notdürftig instand gesetzt worden und werde auf Behördenkosten repariert, so die Sprecherin.

Student verlangt weiteres Schmerzensgeld

Laut Zeitungsbericht will sich der Geschädigte mit dem Gutschein nicht zufriedengeben. Er empfinde das als „Verhöhnung“ und verlange als Entschädigung über einen Anwalt vom Land Nordrhein-Westfalen Schmerzensgeld, schrieb die „Bild“. Seinen Angaben zufolge leide er seit dem Einsatz an Angstzuständen und Schlafstörungen.

Kurz nach dem missglückten Einsatz sei der richtige Verdächtige im selben Haus festgenommen worden, sagte die Polizeisprecherin. Dem polizeibekannten Mann werde vorgeworfen, zuvor an einer Essener Schule Menschen bedroht und mit einer Schusswaffe hantiert zu haben.

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dpa