Bettwanzenplage breitet sich in Europa aus – wie ist die Lage in NRW?

Berichte über Bettwanzen-Befälle im europäischen Ausland nehmen zu. Wie ist die Lage in NRW? Und was lässt sich gegen die nervigen Plagegeister ausrichten? Wir haben die Antworten.
Bettwanzen möchte man am liebsten nicht in den eigenen vier Wänden haben. Foto: Georgy Dzyura / Shutterstock.com
Bettwanzen möchte man am liebsten nicht in den eigenen vier Wänden haben. Foto: Georgy Dzyura / Shutterstock.com

Frankreich hat derzeit mit dem Befall von Bettwanzen zu kämpfen. In den Nachrichten und sozialen Netzwerken tauchen immer wieder Fotos und Videos auf, in denen die kleinen Insekten in Polstern von Bahnsitzen oder Kinosesseln zu sehen sind. Aber auch in vielen Hotels sind Gäste vor den Plagegeistern nicht sicher. Mittlerweile nahm sogar der französische Gesundheitsminister Stellung zu der Lage im Land: „Ich denke, dass es keinen Grund zu allgemeiner Panik gibt“, sagte Aurélien Rousseau dem Sender France Inter. „Wir werden nicht von Bettwanzen überflutet.“

Doch nicht nur Deutschlands Nachbarland hat derzeit mit einem Bettwanzen-Problem zu kämpfen. Wie das „Mallorca Magazin“ unter Angabe des Schädlingsbekämpfungsunternehmens Anticimex berichtet, ist die Bettwanze neben den Balearen auch in den spanischen Regionen Madrid, Katalonien, Valencia, Andalusien und Aragonien aufgetreten.

Viele Menschen aus NRW machen sich daher Sorgen, dass die Plagegeister auch in ihr Bundesland kommen könnten. Schließlich passieren mehrmals täglich Züge und Flüge die Landesgrenze. Wir erklären deshalb, wie ihr bemerkt, ob ihr die lästigen Biester möglicherweise als blinde Passagiere mit nach Hause genommen habt und wie ihr sie im Notfall wieder loswerdet.

Was genau sind Bettwanzen eigentlich?

Mit einer Größe von fünf bis sechs Millimetern sind Bettwanzen gerade etwas größer als ein Stecknadelkopf. In freier Wildbahn werden die braunen, flügellosen Insekten etwa 6 Monate alt. Ein Weibchen produziert während ihrer Lebensdauer etwa 150 Eier, die etwa 0,5 Millimeter groß sind. Ihr erkennt diese an einer milchig-weißen Farbe und ihrer leicht gebogenen Form.

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Die Hauptnahrungsquelle von Bettwanzen ist menschliches Blut. In Ausnahmefällen saugen sich jedoch auch das Blut von Hunden und Katzen. Da die Tiere vor jeder Häutung Blut saugen müssen, verlassen sie dafür ihre Verstecke. Das geschieht oftmals in der Nacht. Nach dem Fressen kehren sie in ihre Verstecke zurück.

Wie ist die Lage in NRW?

Obwohl Bettwanzen laut dem Umweltbundesamt in Deutschland – und somit auch in NRW – als nahezu ausgerottet galten, breiten sich die Insekten hierzulande wieder aus. Hauptursache seien der Tourismus und Handel sowie zunehmende Resistenzen der Tiere gegen chemische Insektizide.

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„Meistens ist es so, dass Menschen auf Urlaubsreisen mit dem Gepäck auf dem Rückweg die Bettwanzen dann nach Hause schleppen oder sie in ein anderes Hotel weiterschleppen“, sagte der Diplom-Biologe und Schädlingsbekämpfer Björn Kleinlogel dem WDR.

Wie erkenne ich, ob ich Bettwanzen habe?

Oftmals bemerken Betroffene erst, dass sie von den Plagegeistern heimgesucht werden, wenn sich Reizungen auf der Haut zeigen. Dabei nehmen die Bettwanzen-Stiche oft die Form von juckenden und geröteten Pusteln an, welche wenige Millimeter bis einige Zentimeter groß sein können. „Auch Blasen und Quaddeln können auftreten“, schreibt das Umweltbundesamt. Andere Menschen hingegen reagieren erst bei wiederholten Stichen auf die Bisse der Tiere. Krankheiten sollen Bettwanzen laut dem Umweltbundesamt jedoch nicht übertragen.

Hautreaktionen sind allerdings kein alleinstehender Beweis für einen Bettwanzen-Befall, weil die Stiche der Tiere je nach Person unterschiedlich ausfallen. Zudem kommen in den Sommermonaten auch andere stechende Insekten als Verursacher von Stichen infrage. Deshalb sollten Räume auch nach weiteren Anzeichen von Bettwanzen abgesucht werden.

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Wer gezielt nach den kleinen Insekten sucht, wird meist jedoch keine finden. Die Tiere verstecken sich tagsüber und kommen erst in der Nacht zum Blutsaugen heraus. Hinweise auf einen Befall können kleine Blutspuren im Bett oder der Kleidung sein. Da sich Bettwanzen meist in Betten, in Möbelstücken, in und hinter Bilderrahmen, hinter Lichtschaltern sowie Tapeten verstecken, sind dort bei Befall winzige Kotspuren und Häutungshüllen der Tiere zu finden. Bei besonders starkem Befall können die Tiere erschnuppert werden. Laut dem Umweltbundesamt geben Bettwanzen einen nach Bittermandel riechenden Duftstoff ab.

Was kann ich gegen Bettwanzen in meinen vier Wänden tun?

Besteht der Verdacht eines Befalls, sollte schleunigst der Kammerjäger gerufen werden. „Nur von diesem können wirksame Insektizide oder Wärmebehandlungen adäquat angewandt bzw. durchgeführt und so ein Bettwanzenbefall erfolgreich beseitigt werden“, schreibt das Bundesumweltamt.

Eine Bekämpfung in Eigenregie werde hingegen kaum zur vollständigen Beseitigung der Plagegeister führen. Im schlimmsten Fall kann der falsche Einsatz von Insektiziden sogar gesundheitliche Folgen haben. „In diesem Zusammenhang wird auch von der Verwendung von im Internet frei verkäuflichen Produkten zur Bettwanzenbekämpfung durch den Betroffenen dringend abgeraten“, heißt es weiter.

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Auch seine Wohnung oder Haus mehrere Wochen zu verlassen, um die Tiere verhungern zu lassen, bringe nichts. Bettwanzen können über Monate hinweg ohne Nahrung auskommen und somit bis zur Rückkehr der Bewohner überleben. Zudem kann sich unter Umständen der Befall sogar in benachbarte Zimmer oder Wohnungen ausbreiten.

Nachdem der Schädlingsbekämpfer am Werk war, sollten stark befallene Gegenstände in Plastiktüten verpackt und entsorgt werden. Dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Tüten fest geschlossen sind, sonst könnten die Bettwanzen wieder herauskrabbeln.

Befallene Gegenstände, die nicht mit einem Insektizid behandelt werden können, beispielweise Bücher, sollten drei Tage lang in der Tiefkühltruhe bei –18 °C gelagert werden. Kleidungsstücke sollten bei mindestens 40 °C, besser sind jedoch 60 °C, im längsten Waschprogramm gewaschen werden. Freilaufende Tiere können mit dem Staubsauger oder der Fliegenklatsche bis zum Eintreffen des Kammerjägers, beseitigt werden. Wer Bettwanzen-Eier entdeckt, kann diese provisorisch mit stark klebendem Klebeband abdecken.

Wie kann ich einen Befall vorbeugen?

Da die Tiere vor allem durch das Reisen in andere Länder in die eigenen vier Wände gelangen, sollte dass Hotelzimmer vor der Übernachtung auf Spuren der Tiere abgesucht werden. Gepäckstücke sollten zudem verschlossen und so weit weg wie möglich vom Bett stehen. Wurden Bettwanzen im eigenem Zimmer entdeckt, muss unbedingt in einen anderen Raum gewechselt werden.

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Wer in einem kontaminierten Hotelzimmer übernachtet hat, muss seine Gepäckstücke nach der Ankunft zuhause sorgfältig auf Bettwanzen-Spuren untersuchen. Dazu werden Koffer und Co. daheim am besten in die Badewanne oder ein anderes hohes Gefäß gestellt. So können fliehende Tiere sofort entdeckt werden. Das Gepäck kann zusätzlich von einem Kammerjäger mit Insektizid besprüht werden. In den folgenden Wochen sollte die Haut zudem auf Stiche überprüft und die Wohnung auf potenzielle Verstecke der Tiere untersucht werden.