Bahnstreik in NRW hat begonnen – Reisende trotz Notfahrplans aufgeschmissen

Der Bahnstreik der GDL führt zu bundesweiten Ausfällen und Verspätungen. Welche Unternehmen weiterhin Züge fahren lassen, erfahrt ihr hier.
Die GDL hatte zu einem mehrtägigen Streik aufgerufen. Im Personenverkehr soll er in der Nacht zum Mittwoch beginnen und bis Freitagabend andauern. Foto: Christoph Soeder/dpa
Die GDL hatte zu einem mehrtägigen Streik aufgerufen. Im Personenverkehr soll er in der Nacht zum Mittwoch beginnen und bis Freitagabend andauern. Foto: Christoph Soeder/dpa

Wegen eines Lokführerstreiks kommt es bei der Bahn seit dem frühen Mittwochmorgen zu starken Beeinträchtigungen im Personenverkehr. Der Notfahrplan sei wie geplant angelaufen, teilte die Deutsche Bahn mit. Im Fernverkehr ist wie bei den vorherigen Arbeitskämpfen der Gewerkschaft GDL laut Konzern rund jeder fünfte Zug im Einsatz. Auch im Regionalverkehr gibt es weitreichende Einschränkungen, die regional sehr unterschiedlich ausfallen. Bestreikt wird auch das Unternehmen Transdev, das unter anderem Regionalbahnen im Nordwesten und Osten betreibt.

Im Güterverkehr der Deutschen Bahn begann der Arbeitskampf der GDL bereits am Dienstagabend. Bis zuletzt hatten die Bahn und Transdev versucht, den Ausstand juristisch zu verhindern. Das Landesarbeitsgericht Hessen wies den Antrag auf einstweilige Verfügung am Dienstagabend in zweiter Instanz endgültig ab.

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Im Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr maximal 24 Stunden dauerten. Der jetzige Ausstand dauert bis Freitag, 18 Uhr. Im Dezember hatte die Gewerkschaft ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Rund 97 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Seither sind längere Streiks möglich.

Bahnstreik führt zu bundesweiten Ausfällen und Verspätungen

Der bundesweite Streik auf der Schiene hat auch in NRW für erhebliche Einschränkungen gesorgt. Die Züge verkehrten am Mittwochmorgen nach einem reduzierten Notfahrplan, sagte ein Bahnsprecher. Es komme bundesweit zu Verspätungen und Ausfällen.

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Der Streik im Personenverkehr begann am Mittwochmorgen um 2 Uhr. Nicht betroffen von dem Streikaufruf der Gewerkschaft GDL sind andere Bahnunternehmen wie National Express oder die Eurobahn. Auch dort könnte es aber zu Problemen kommen, wenn etwa in Stellwerken nicht gearbeitet wird. Die Stellwerke in NRW waren nach Angaben des Bahnsprechers am Mittwochmorgen allerdings besetzt.

Streik in NRW wird teilweise durch Busse abgefedert

Auf rund 25 Linien in NRW sollen während des Streiks keine Züge fahren. Teilweise setzt die Bahn Ersatzbusse ein – etwa zwischen Köln und Siegen, zwischen Dortmund und Hagen oder zwischen Krefeld und Kleve. Auf rund 15 Linien sollen einige Züge rollen – meist peilt die Bahn dort einen Stundentakt an. In der Fahrplanauskunft auf bahn.de und in der Smartphone-App DB Navigator sei der Notfahrplan für den NRW-Nahverkehr eingearbeitet, hatte eine Sprecherin gesagt. Reisende sollten aber auf nicht unbedingt notwendige Reisen mit der DB verzichten.

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Die Bahn und die GDL verhandeln seit Anfang November über neue Tarifverträge. Hauptknackpunkt ist die Forderung der GDL nach einer Senkung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn. Dies lehnt die Bahn ab.

Fahrgäste stellen sich auf den Streik in NRW ein

Die meisten Reisenden waren am Mittwoch aber offensichtlich auf andere Verkehrsmittel ausgewichen oder zu Hause geblieben. Viele Züge, die unterwegs waren, blieben ungewöhnlich leer. Auch an den Bahnhöfen etwa in Köln und Essen war kaum Betrieb.

Nur vereinzelt fuhren Züge in die Bahnhöfe ein. Dazu zählten Bahnen des Rhein-Ruhr-Express, betrieben vom nichtbestreikten Unternehmen National Express. Auch andere Bahnunternehmen wie die Eurobahn sind nicht betroffen. Auch dort könnte es aber zu Problemen kommen, wenn etwa in Stellwerken nicht gearbeitet wird. Derartige Auswirkungen blieben bis zum Morgen allerdings aus, wie ein Bahnsprecher sagte.

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Auch am Mittag lief bei den Bahnunternehmen, die nicht an der aktuellen Tarifauseinandersetzung beteiligt sind, der Verkehr weitgehend nach Plan. Die Stellwerke der DB Netz, von denen auch die anderen Bahnunternehmen abhängig sind, waren alle mit genügend Personal besetzt.

Anreise zur Handball-EM in Düsseldorf erschwert

Der Bahnstreik beeinträchtigt auch die Anreise der Fans zum Auftakt der Handball-Europameisterschaft am Mittwochabend in Düsseldorf. Vor einer Weltrekordkulisse von 53.000 Zuschauern starten Deutschlands Handballer gegen die Schweiz in das Turnier. Die Polizei rechnet damit, dass viele Fans auf das Auto umsteigen und es zu längeren Staus kommen könnte. Wie ihr mit dem Zug dennoch ins Stadion gelangt, erfahrt ihr hier.

Dritter Streik im laufenden Tarifstreik

Es ist der dritte und bisher längste Arbeitskampf im laufenden Tarifkonflikt zwischen der GDL sowie der Bahn und weiteren Unternehmen. GDL-Chef Claus Weselsky verteidigte den Streik und stellte weitere Aktionen in Aussicht. „Wenn nichts kommt bis Freitag, machen wir eine Pause und gehen in den nächsten Arbeitskampf“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“. Er kritisierte das jüngste Angebot der Bahn als Provokation.

Im Kern geht es in dem Konflikt um die Forderung der Gewerkschaft nach einer Verringerung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohn. Die Bahn lehnt das ab und stellte in ihrem jüngsten Angebot die Erweiterung bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle in Aussicht.

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Seit Monaten fallen in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Züge aus, weil Lokführer fehlen und die Bahnunternehmen nicht genügend Bewerber finden. Die Bahn mahnt, dass eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit das Problem verschärfen würde. Nach Angaben des Landesprogramms Fokus Bahn würden dadurch allein in NRW einige Hundert Lokführerinnen und -führer zusätzlich gebraucht.

Am Dienstagabend war der Konzern am Landesarbeitsgericht in Frankfurt auch in zweiter Instanz mit dem Versuch gescheitert, den Streik stoppen zu lassen. Im Güterverkehr hatten bereits erste Lokführer die Arbeit ungeachtet der ausstehenden Entscheidung niedergelegt. Die Bahn und die GDL verhandeln seit Anfang November über neue Tarifverträge. Hauptknackpunkt ist die Forderung der GDL nach einer Senkung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn. Dies lehnt die Bahn ab.

dpa