Streik in NRW: Weitere Ausfälle im Nahverkehr bis März angekündigt

Eine Hiobsbotschaft für alle, die auf den Nahverkehr in NRW angewiesen sind: Die Gewerkschaft Verdi ruft im Februar zahlreiche Beschäftigte des ÖPNV dazu auf, ihre Arbeit niederzulegen. Wo es zu weiteren Protestaktionen kommt und welche Verkehrsbetriebe davon betroffen sind, erfahrt ihr hier.
Verdi Streik
Die Gewerkschaft Verdi ruft zum Warnstreik auf. Foto: David Young/dpa
Die Gewerkschaft Verdi ruft zum Warnstreik auf. Foto: David Young/dpa

Keine leichte Zeit für Pendler in NRW: Nachdem es in erst in den Niederlanden zu massiven Streiks und Protestaktionen im Nah- und Fernverkehr kam, zieht nun auch NRW nach. Am 14. und 15. Februar kommt es in vielen Kommunen und Städten zum Warnstreik im ÖPNV. Auch Kliniken und Stadtverwaltungen streiken am Montag, 13. Februar.

Der Hintergrund: Die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb fordern höhere Gehälter für ihre 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst, zu denen auch zahlreiche Arbeitnehmer im ÖPNV gehören.

Da erste Verhandlungen am 24. Januar erfolglos blieben, kündigte Verdi-Chef Frank Werneke an, dass Bürgerinnen und Bürger in den nächsten Wochen mit Protestaktionen von Beschäftigten rechnen müssen.

>> Streik in NRW: aktuelle Fotos aus Düsseldorf – Busse und Bahnen stehen still <<

Streik in NRW: Diese Städte sind am Montag (13. Februar) und Dienstag (14. Februar) und Mittwoch (15. Februar) betroffen

Um den Forderungen in der laufenden Tarifrunde Nachdruck zu verleihen, legen auch in der neuen Woche wieder Beschäftigte im öffentlichen Dienst in zahlreichen Städten in Nordrhein-Westfalen ihre Arbeit nieder. In mehr als hundert großen und kleinen Betrieben ist zu Warnstreiks aufgerufen, wie ein Verdi-Sprecher mitteilte.

Am Montag (13. Februar) wird zum Beispiel in Essener Kliniken ab 8 Uhr oder in der Stadtverwaltung Gütersloh ab 9 Uhr gestreikt. Außerdem soll in der Woche in Stadtverwaltungen, technischen Betrieben, Musikschulen, Recyclinghöfen, Sparkassen, Bürgerbüros oder Kitas gestreikt werden.

Am Dienstag dürfte es erhebliche Auswirkungen im Nahverkehr vieler NRW-Städte geben. Für den 14. Februar hat Verdi zu Warnstreiks im Nahverkehr in folgenden Regionen ausgerufen:

  • Aachen (ASEAG)

Auch die Grenzstadt bleibt von Protestaktionen nicht verschont. So haben die Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG ihre Mitarbeitenden zu einem ganztägigen Streik aufgerufen.

In der Rhein-Metropole wird am Streiktag keine Bahn fahren. Verdi hat angekündigt, dass von Dienstag (14. Februar) um 3 Uhr nachts keine Stadtbahnfahrten der KVB stattfinden. Nicht von den Protestaktionen betroffen sind hingegen die Busfahrten, die von Subunternehmen durchgeführt werden. Eine Garantie, dass diese Fahrten auch nach Fahrplan erfolgen, gibt es aufgrund der außergewöhnlichen Lage allerdings nicht.

>>Jetzt wird auch in Köln gestreikt: KVB lassen Busse und Bahnen am Dienstag stehen<<

  • Bonn (SWB Bus und Bahn)

Genauso wie in Köln trifft es auch die Pendler in Bonn hart. Die Stadtwerke Bonn (SWB) haben hier ebenfalls Protestaktionen angekündigt. Bahnen und die meisten Busse werden daher still stehen. Zudem werden auch die Streiks der KVB den ÖPNV der Stadt betreffen.

  • Mülheim an der Ruhr und Essen (Ruhrbahn)

Auch in den beiden Ruhrgebietsstädten müssen Pendler Geduld mitbringen. Denn auch hier wurden die Beschäftigten der Ruhrbahn zum Streik aufgerufen. Das Verkehrsunternehmen äußerte sich zu den Folgen für den Fahrplan bisher jedoch noch nicht.

  • Oberhausen (STOAG)

Die Mitarbeiter der STOAG Stadtwerke in Oberhausen wurden ebenfalls zum Streik aufgerufen. Sie werden ihre Arbeit voraussichtlich für 24 Stunden bis Mittwoch (15. Februar) um 3 Uhr niederlegen. Bis dahin fahren lauten dem Verkehrsunternehmen „keine Straßenbahnen und nur sehr wenige Busse“. Auch Schulbusse sollen ausfallen.

  • Bochum, Gelsenkirchen und Witten (Bogestra)

Busse und Bahnen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) werden aller Voraussicht nach ebenfalls stillstehen.

  • Ennepetal, Hattingen, Wuppertal und Hagen (Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr)

Auch im Ennepe-Ruhr-Kreis wurden Beschäftigte des ÖPNV zu ganztägigen Streiks aufgerufen. „Das wird zu erheblichen Einschränkungen im Linien- und Schülerverkehr im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis führen“, heißt es vom zuständigen Verdi-Bezirk in Südwestfalen. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr selbst hat sich zu den Streiks bisher noch nicht geäußert. Betroffen von den Streiks sind unter anderem die Städte Ennepetal und Hattingen. Aber auch den ÖPNV in Wuppertal und Hagen könnten die Protestaktionen betreffen.

  • Herne und Castrop-Rauxel (HCR)

Nachdem die Busse und Bahnen erst kürzlich in Castrop-Rauxel stillstanden, trifft es die Pendler am Dienstag (14. Februar) erneut. Doch nicht nur das! Von den Streiks der Straßenbahn Herne–Castrop-Rauxel (HCR) sind dieses Mal auch Fahrgäste aus Herne betroffen. Laut dem Verkehrsunternehmen werden am Streiktag ganztägig keine Busse fahren.

  • Kreis Kleve, Kreis Wesel und Duisburg (NIAG)

Anders als in anderen Städten in NRW wurden Beschäftigte der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe (NIAG) am Mittwoch (15. Februar) zu Warnstreiks aufgerufen. „Hierdurch können Engpässe beim Personal entstehen, die leider zu Ausfällen von Fahrten führen. Der Betrieb von Tochter- und Subunternehmen ist hiervon nicht betroffen“; teilt das Verkehrsunternehmen mit. Der Streik könnte auch Auswirkungen auf den ÖPNV in Moers, Kamp-Lintfort und Teilen von Duisburg haben.

Ein Verdi-Sprecher betonte mit Blick auf die Kitas, die Eltern bekämen frühzeitig Bescheid, um ihre Kinder zu versorgen.

>> Streik in NRW: Mehrere Protestaktionen im öffentlichen Dienst <<

Warnstreik von Bus und Bahn in Köln heute: KVB streikt am 14.02.2023

Auch in Köln sollen am Dienstag Busse und Straßenbahnen im Lager bleiben: Die KVB streiken. Zum Streik aufgerufen hat die Gewerkschaft Verdi. Los geht es bereits um 3 Uhr morgens, angesetzt ist Streik für einen ganzen Tag. Immerhin: S-Bahnen und Regionalzüge sollen regulär fahren. Alle Infos zu dem Streik in Köln gibt es hier im Überblick.

Streik in NRW: Hier standen am 9. und 10. Februar Bus und Bahn still

Erste Warnstreiks wurden von der Gewerkschaft bereits durchgeführt. So standen auch am Donnerstag (9. Februar) Busse und Bahnen in folgenden Städten still:

  • Dortmund
  • Castrop-Rauxel
  • Lünen

Auch im bergischen Städtedreieck hat die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten des Nahverkehrs dazu aufgerufen ihre Arbeit niederzulegen. Geplant seien ganztägige Streiks am Donnerstag (9. Februar) und Freitag (10. Februar). Konkret betreffen die Protestaktionen folgende Städte:

  •  Solingen
  • Remscheid
  • Wuppertal.

Im Raum Düsseldorf mussten Pendler ebenfalls Geduld mitbringen: Auch hier kam es ganztägig zu Gewerkschaftsstreiks. Um Punkt 3 Uhr nachts haben die Angestellten der Rheinbahn ihre Arbeit für 48 Stunden niedergelegt. Nicht alle Bereiche wurden aber volle zwei Tage bestreikt, dennoch fuhren während des Streiks keine U-Bahnen, Straßenbahnen und nur sehr wenige Busse. Betroffen war das gesamte Bedienungsgebiet der Rheinbahn. Dieses umfasste folgende Städte:

  • Düsseldorf
  • Kreis Mettmann
  • Meerbusch

>> Streik in NRW: Rheinbahn-Netz in Düsseldorf betroffen, Busse und Bahnen stehen still <<

Zudem waren Bahn- und Bus-Verbindungen nach Duisburg, Krefeld, Neuss und Ratingen vom Streik betroffen.

>>Streik in NRW: aktuelle Fotos aus Düsseldorf – Demo am Rathaus<<

Auch in Bielefeld kam es am Donnerstag (9. Februar) zu Warnstreiks.

Streik in NRW: Rechte der Fahrgäste – das müsst ihr wissen

Welche Auswirkungen haben die Streiks auf Fahrgäste? Bekommen Pendler nun ein kostenloses Taxi gestellt, um ihr Ziel doch noch zu erreichen?

Die Antwort auf diese Frage lautet leider: Nein. Laut der Verbraucherzentrale NRW bekommen betroffene Fahrgäste keine Taxikosten zurückerstattet. Eine Erstattung könne jedoch möglicherweise aus Kulanz erfolgen, heißt es. Außerdem stellt die Beratungsstelle noch einmal klar: „Bei einem Ausstand greifen weder die ‚Mobilitätsgarantie NRW‘ noch sonstige Garantien der Verkehrsunternehmen.“

Weitere Informationen rund um die Fahrgastrechte an den Streiktagen in NRW haben wir hier für euch zusammengestellt.

Streik in NRW: Welche Alternativen gibt es für Pendler?

Wer auf Busse und Bahnen der bestreikten Verkehrsbetriebe angewiesen ist, hat leider nur wenige Alternativen. Lediglich Busse, die von Subunternehmen gefahren werden, könnten Fahrgästen am Streiktag zur Verfügung stehen. Aufgrund der angespannten Lage gibt es jedoch seitens der Verkehrsbetriebe keine Garantie, dass diese auch nach Fahrplan fahren werden.

Pendler müssen daher entweder viel Geduld mitbringen oder auf alternative Beförderungsmittel wie Taxis oder Fahrgemeinschaften zurückgreifen. In größeren Orten sind Carsharing-Angebote oder Mietfahrräder eine Alternative.

Streik in NRW: Sind Züge der DB betroffen?

Züge der Deutschen Bahn sowie anderer privater Verkehrsunternehmen wie Abellio, National Express, Eurobahn, Westfalenbahn und NordWestBahn werden von den ÖPNV-Streiks am Dienstag und Mittwoch nicht betroffen sein. Nahverkehrszüge wie der Regionalexpress und die S-Bahnen werden dementsprechend fahren und können von Pendlern ebenfalls als Alternative genutzt werden.

Wann hat man Recht auf Entschädigung?

Wer den öffentlichen Nahverkehr wegen eines Streiks nicht nutzen kann, hat laut der Verbraucherzentrale NRW keinen Anspruch auf eine Beförderung oder die Erstattung des Fahrpreises.

Welche Auswirkungen hat der Streik auf Karneval?

Da in der Karnevals-Hochburg Düsseldorf bisher kein weiterer Streik im ÖPNV angekündigt wurde, können Jecken hier erst mal aufatmen.

Auch Kölner Narren haben zunächst keinen Grund zur Bange, da die KVB ihren Streik voraussichtlich nur auf Dienstag (14. Februar) begrenzen wird.

Bei der Deutschen Bahn sind derzeit ebenfalls keine Protestaktionen angekündigt worden, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass die Züge des Unternehmens auch an den Karnvels-Tagen rollen werden.

Sollte es wider Erwarten doch zu Streiks kommen, werden wir euch selbstverständlich darüber informieren!

Streik in NRW: Darum wird gestreikt

Die Gewerkschaften fordern für ihre Mitarbeitenden 10,5 Prozent, aber mindestens 500 Euro mehr Lohn. Außerdem fordert Verdi eine um 200 Euro höhere Ausbildungsvergütung. Zudem sollen Auszubildende unbefristet übernommen werden.

Die Forderung nach einer Lohnerhöhung von mindestens 500 Euro monatlich entspreche einer durchschnittlichen Lohnerhöhung um 15 Prozent und in den unteren Lohngruppen von bis zu 25 Prozent, betonten demgegenüber die Arbeitgeber. Bundesweit würde dies Mehrkosten von über 15 Milliarden Euro jährlich bedeuten.

Als Gründe für die angepassten Gehälter werden unter anderem die Folgen der Corona-Krise, die hohe Inflation und die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten genannt. Eine erste Tarifrunde am 24. Januar in Potsdam war erfolglos geblieben.

Wie lange wird der Streik in NRW noch dauern?

Neue Verhandlungsrunden zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern stehen am 22. und 23. Februar an. Die wohl entscheidende dritte Verhandlungsrunde ist jedoch schon jetzt vom 27. bis 29. März geplant.

Wie Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gegenüber der Rheinischen Post sagt, streikt sich Verdi „üblicherweise durch die Regionen und stellt immer wieder andere Berufsgruppen in den Vordergrund.“ Laut dem Experten seien an den Streiktagen stundenweise, aber auch ganztägige Streiks möglich. Außerdem betont er: „Ich bin skeptisch, ob es nach drei Runden schon eine Einigung gibt, die Fronten sind verhärtet.“

Sollten die Gewerkschaften unbefristet in den Streik gehen, führen sie zuvor eine Urabstimmung durch. Diese hatte es für Bund und Kommunen zuletzt im Jahr 2000 gegeben.