Trotz Drogenkonsumraums: Anwohner am Neumarkt toben vor Wut

Der Drogenkonsumraum am Neumarkt sollte die Situation in der Kölner City vor allem für Anwohner verbessern und die Junkies von der Straße locken. Doch laut einer Bürgerinitiative sei die Lage durch den "Druckraum" noch schlimmer geworden.
Drogenkonsumraum
Drogenkonsumraum mit sechs Konsumplätzen. Foto: Florian Jocham/Stadt Köln
Drogenkonsumraum mit sechs Konsumplätzen. Foto: Florian Jocham/Stadt Köln

Eigentlich wollte die Stadt Köln die Lage am Neumarkt entschärfen, indem sie am 20. Mai einen Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt, Lungengasse 8 errichtet hat. Doch laut der Bürgerinitiative Neumarkt hat sich die Situation seitdem noch mehr zugespitzt. Grund: Der Drogenkonsumraum locke noch mehr Junkies zu dem hoch frequentierten Platz mitten in der City. Ein weiteres Problem: Er schließt bereits um 15.30 Uhr.

„Nachts um 23 Uhr ist der Josef-Haubrich-Hof voll mit Drogenabhängigen. Gruppen von zehn bis 20 Personen! Abend für Abend wird hier geschrien, gedealt und es werden Drogen konsumiert. Die Stadt unternimmt nichts dagegen! Gar nichts! Und die Polizei hat ihre Kräfte sehr häufig auch woanders gebündelt. So behält hier die Drogenszene die Oberhand und nimmt sich den Raum. Anwohnende trauen sich nicht mehr über den Platz“, wütet die Bürgerinitiative auf Facebook.

Das bietet der Drogenkonsumraum am Neumarkt

Dabei  sollte der Drogenkonsumraum die Abhängigen doch eigentlich von der Straße wegholen und ins Innere des Gesundheitsamtes locken – auch zu ihrer eigenen Gesundheit. Denn hier stehen den Süchtigen frische Spritzen, Hygieneartikel und Konsumkabinen sowie Toiletten zur Verfügung. Die Gefahr, sich mit Krankheiten anzustecken, soll dadurch minimiert werden. Außerdem steht den Junkies dort auch medizinisches Fachpersonal zur Verfügung. Sie können Beratungsgespräche wahrnehmen, wenn sie etwa aus dem Milieu aussteigen wollen. Doch nach 15.30 Uhr wird draußen weiter konsumiert. Spritzen und „Bleche“ (Alufolie, von der Heroin geraucht wird) zieren das Stadtbild am Neumarkt.

Parkhaus

Kot, Urin, Spritzen und Blut: So sieht die Treppe des Apcoa-Parkhauses am Neumarkt aus. Foto: Ristau/Tonight.de

„Die Stadt hat uns Anwohnenden versprochen, dass mit dem nun im Mai eröffneten Drogenkonsumraum am Neumarkt das Umfeld deutlich entlastet wird. Das Gegenteil ist der Fall. Er schließt ja auch bereits um 15:30 Uhr. Die Zustände sind untragbar!“, heißt es von der Bürgerinitiative Neumarkt.

Stadt Köln will Öffnungszeiten des Konsumraums ausdehnen

Die Stadt Köln sieht das allerdings anders und teilt Tonight News auf Nachfrage mit: „Das Angebot wird gut angenommen von Seiten der Klient*innen. Es werden auch Neuaufnahmen im Drogenkonsumraum auch besonders wegen der Möglichkeit des inhalativen Drogenkonsums verzeichnet. Es gibt eine stabil hohe Nachfrage nach medizinischer Beratung, einen hohen Bedarf an Beratung und Vermittlung in weitere Hilfesysteme. Aus Sicht des Aufsuchenden Sucht-Clearings (ASC), das den Bereich Neumarkt täglich im Blick hat, hat sich die Situation während der Öffnungszeiten des Drogenkonsumraumes verbessert.“

Zudem planen die Behörden eine Ausweitung der Öffnungszeiten ab Mitte August von Montag bis Samstag von jeweils 8 bis 18.30 Uhr. Aktuell ist der „Druckraum“ nur montags bis freitags bis 15.30 Uhr geöffnet. Sogar eine Öffnung an Sonntagen sei für die Stadt denkbar: „Eine Öffnung am Sonntag wird geprüft und ist in Vorbereitung, aber ein möglicher Zeitpunkt dafür steht noch nicht fest.“ Aktuell fehle es noch an personellen Kapazitäten. Die Personalakquise laufe aber. Gesucht werden Sozialarbeiter und Krankenpfleger.

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