Düsseldorfer Großmarkt vor dem Aus: Gericht bestätigt Auflösung Ende 2024

Er ist der Dreh- und Angelpunkt für rheinische Gastronomen und Händler: der Düsseldorfer Großmarkt in Unterrath. Doch mit der über 100-jährigen Verkaufstradition soll Ende 2024 Schluss sein. Das sind die Pläne der Stadt und Genossenschaft.
Großmarkt Düsseldorf Radschlägermarkt
Foto: Tonight.de/Huy Ngo
Foto: Tonight.de/Huy Ngo

Gemüse, Salat, Fisch, Fleisch und Blumen kaufen Gastronomen und Markthändler zu früher Morgenstunde an der Ulmenstraße in Düsseldorf-Unterrath. Auf 115.000 Quadratmetern bieten die Großmarkthändler in den Hallen, die in den späten 70er Jahren gebaut wurden, ihre Produkte an. Zwischen 1 und 7 Uhr tummeln sich Kunden und Händler auf der großen Verkaufsfläche und feilschen um Tomaten, Erdbeeren und mehr.

Hierher stammt ein Großteil der Speisen, die in Düsseldorfer Restaurants abends auf unseren Tellern landen. Aber auch die Wochenmarktware, etwa auf dem Carlsplatz, wird zu großen Teilen in den Hallen an der Ulmenstraße eingekauft.

Doch schon bald soll das muntere Treiben ein Ende finden. Die Stadt Düsseldorf hat den Händlern auf dem Großmarkt die Mietverträge nicht verlängert. Ende 2024 soll Schluss mit dem Düsseldorfer Großmarkt sein. Statt Blumen- und Fischständen sollen hier dann Büro- und Handwerksbetriebe vertreten sein. Auch der beliebte Radschlägermarkt ist dann Geschichte!

Düsseldorfer Großmarkt schließt Ende 2024: So geht es an der Ulmenstraße weiter

Das Oberverwaltungsgericht hat entschieden, dass der Düsseldorfer Großmarkt zum 31. Dezember 2024 aufgelöst werden darf. Der Grund: Der Großmarkt entspreche nicht mehr dem heutigen Standard und habe die Funktion als Einrichtung der „Daseinsvorsorge“ schon lange verloren. Und wie die Großmarkthallen jetzt bekanntgegeben haben, lässt die Stadt Düsseldorf infolge des Gerichtsentscheides die Mietverträge mit den Großmarkthändlern nun Ende 2024 auslaufen.

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Trotz eines vorgelegten Businessplans der Genossenschaft Großmarkthallen Düsseldorf, bleibe die Stadt standhaft bei ihren Plänen, die wie folgt aussehen: Auf dem jetzigen Großmarktgelände sollen künftig Handwerks- und Gewerbebetriebe Platz finden. Außerdem soll ein neues Hallenbad für Derendorf gebaut werden. Auch ein Cash&Carry-Markt der Metro ist an der Ulmenstraße geplant.

Stadt reißt angeblich unangekündigt Eingang am Großmarkt ab

Die nächste Hiobsbotschaft für die Großmarkthändler folgte am Montagmorgen, dem 22. April. „In einer beispiellosen Aktion, die sowohl Händler als auch die Kunden des Düsseldorfer Großmarktes zutiefst schockiert und verunsichert hat, ließ die Stadtverwaltung Düsseldorf über Nacht den gesamten Eingangsbereich des Düsseldorfer Großmarktes entfernen.“, hieß es in einer Pressemitteilung.


Dem Düsseldorfer Großmarkt fehlt nun der gesamte Eingangsbereich.
Foto: Düsseldorfer Großmarkthallen eG

Der Teilabriss sei laut der Großmarkthallen Düsseldorf eG „ohne jede Vorankündigung und Absprache mit dort ansässigen Händler“ vorgenommen worden.

War das Ganze wirklich eine Nacht-und-Nebel-Aktion? Wir haben bei der Stadt nachgefragt. Lest hier weiter: Stadt reißt Eingang am Düsseldorfer Großmarkt ab – Händler sauer

Teil des Großmarkts könnte nach Hilden verlagert werden

Die Zukunft des Düsseldorfer Großmarktes ist ungewiss. Derzeit laufen aber Verhandlungen über einen Umzug nach Hilden. Im Fokus steht ein Areal an der Siemensstraße im äußersten Westen der Nachbarstadt. Dort könnten die Händler auf einer Gesamtfläche von 11.000 Quadratmetern in mehreren Hallen neuen Platz finden. Das Industriegebiet grenzt direkt an den Düsseldorfer Stadtteil Benrath.

Offiziell bestätigt ist der Umzug allerdings noch nicht, sagt Peter-Josef Eßer, Vorstandssprecher der Großmarkthallen Düsseldorf eG, der „Rheinischen Post„. Derzeit rechne er mit mehr als ein Dutzend Händlern, die nach Hilden ziehen würden. Umgesetzt werden könnte das Vorhaben schon Anfang 2025.

Bundesverwaltungsgericht bestätigt Auflösung des Großmarktes

Das Bundesverwaltungsgericht hat am Mittwoch, 24. April, in der Revision zum Großmarkt Düsseldorf und der parallel verhandelten Normenkontrolle ein Urteil gesprochen. Der Rechtsauffassung der Stadt wurde in dritter Instanz gefolgt. „Die Garantie der kommunalen Selbstverwaltung verpflichtet eine Kommune nicht, einen als öffentliche Einrichtung betriebenen Großmarkt fortzuführen“, entschied am Mittwoch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Das berichtet die Stadt Düsseldorf in einer Pressemitteilung.

Dadurch wurde Planungssicherheit für die zukünftige Entwicklung des Geländes an der Ulmenstraße geschaffen. Die Landeshauptstadt Düsseldorf plant in Zusammenarbeit mit der IDR AG das ehemalige Großmarktgelände in Derendorf fortzuentwickeln. Durch die Umsiedlung des Metro Cash&Carry Marktes hin zur Ulmenstraße können am bisherigen Standort in Flingern zukünftig bis zu 1.300 Wohnungen entstehen.

Die öffentliche Einrichtung des Großmarktes Düsseldorf kann wie vor rund drei Jahren vom Rat der Landeshauptstadt beschlossen zum 31. Dezember 2024 aufgelöst werden.

Am 1. Juli 2021 hat der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf die Auflösung des Großmarktes als öffentliche Einrichtung zum 31. Dezember 2024 beschlossen (Vorlage AUS/051/2021) und sich damit gegen die Fortführung entschieden.

Für Düsseldorfer Bürger ist der Großmarkt nicht zugänglich. Die Betriebe, die berechtigt sind, auf dem Großmarkt einzukaufen (insbesondere Gastronomie, Kitas, Seniorenheime, Hotellerie und der Einzelhandel), haben zahlreiche andere Möglichkeiten, sich mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen, so die Stadt.

Blumengroßmarkt bleibt bestehen

Die Stadt habe die Händler laut eigenem Bekunden bei einer Neuaufstellung und Privatisierung des Großmarktes seit 2014 unterstützt. Dies gelang beim Blumengroßmarkt, der auch zukünftig auch auf dem Gelände in einer modernen Halle an der Ulmenstraße bleiben wird. Für den Bereich der Obst- und Gemüsehändler scheiterte die Zusammenarbeit durch die Uneinigkeit bei den Obst- und Gemüsehändlern und deren Klagen gegen die Landeshauptstadt.

Bundesweit gibt es inzwischen fast nur noch privat betriebene Großmärkte. Zudem sind die Hallen des Düsseldorfer Großmarktes stark sanierungsbedürftig und müssten für einen zweistelligen Millionenbetrag modernisiert werden. Darüber hinaus ist der Großmarkt seit Jahren stark defizitär, so dass die Stadt daher die freiwillig betriebene öffentliche Einrichtung schließen möchte.

Eine Gefährdung der Düsseldorfer Wochenmärkte durch den Wegfall des Großmarktes in Düsseldorf könne aus den vorgenannten Gründen ausgeschlossen werden. Dementsprechend habe die Stadt die Zuweisungen für die Stände zum 31. Dezember 2024 widerrufen. Hiergegen hat ein Teil der Großmarkthändler Klage erhoben. Das Oberverwaltungsgericht Münster gab am 14. Juni 2023 im Berufungsverfahren der Landeshauptstadt in allen Punkten recht, ließ allerdings die Revision zum Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) zu. Beim BVerwG wurde das Urteil des OVG Münster nun endgültig bestätigt.

Weitere Themen aus Düsseldorf:

Laut der Genossenschaft hängen neben den Händlern über 1000 weitere Arbeitsplätze an der Schließung des Großmarkts. Wie sich ab 2025 die Belieferung der Gastronomien, Hotels, Seniorenheime, Kindertagesstätten und Co. gestalten soll, ist derzeit noch unklar.