Protest-Aktion live im russischen TV: Journalistin sprengt mit Plakat Nachrichtensendung

Eine Journalistin zeigt im russischen Fernsehen ein Anti-Kriegsplakat. Das Video geht viral und hat weltweit eine Welle der Anerkennung ausgelöst. Doch der Journalistin drohen jetzt mehrere Jahre Gefängnis.

In der russischen Öffentlichkeit regt sich mehr und mehr der Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine. Auch die horrenden Gefängnisstrafen können einige mutige Menschen offenbar nicht davon abhalten, ihre Meinung öffentlich zu teilen und die Bevölkerung über die Wahrheit zu informieren.

In der Hauptnachrichtensendung in Russland, die um 21 Uhr Ortszeit ausgestrahlt wird, sprang am Montagabend eine Journalistin hinter der Nachrichtensprecherin ins Bild und hielt ein Plakat hoch. Dort stand auf russisch „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen.“ Zudem skandierte sie hörbar mehrmals „Nein zum Krieg“, ehe die Übertragung abgebrochen wurde.

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Der Ausschnitt schaffte es unmittelbar in die sozialen Netzwerke, wo er entsprechend verbreitet und geteilt wurde. Dort wurde die Journalistin vor allem für ihren Mut gelobt, kurz danach wurde sie auch schon festgenommen.

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Der Sender sprach nur von einem „Vorfall“ und das man die Geschehnisse intern prüfen werde, heißt es. Die Journalistin, die Maria Ovasannikova heißt, war selbst beim Sender angestellt, hatte einen solchen Protest aber wohl bereits angekündigt, wie das Schweizer Portal „20min.ch“ schreibt. Weil ihr Vater aus der Ukraine stamme und sie den Angriff für ein „Verbrechen“ halte, wollte sie nicht mehr schweigen.

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Russische Journalistin kündigte Protest über Social Media an

In einem Video vorab erklärte Maria Ovasannikova: „Die Verantwortung für diese Aggressionen liegen bei einer Person: Wladimir Putin. Mein Vater ist Ukrainer, meine Mutter Russin. Und sie waren niemals Feinde. (…) Unglücklicherweise arbeite ich seit einigen Jahren bereits bei Channel One und verbreite Propaganda des Kreml. Dafür schäme ich mich. Ich schäme mich für die Lügen, dass russische Mitmenschen dämonisiert werden. Wir waren alle zu still, als es bereits 2014 losging. (…) Wir, die russischen Menschen, sind bedacht und klug. Nur wir haben die Kraft, diesen Wahnsinn zu stoppen. Kommt raus und protestiert, habt keine Angst, sie können uns nicht alle ins Gefängnis werfen.“

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Inzwischen hat sich auch der Kreml selbst geäußert. „Was dieses Mädchen angeht, das ist Rowdytum“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Der Fernsehsender müsse die Angelegenheit regeln, es sei nicht Aufgabe des Kreml.

Nun muss Maria Ovasannikova sich auf eine lange Gefängnisstrafe einstellen. Denn in Russland ist es nach wie vor verboten, offen von „Krieg“ zu sprechen und es drohen hohe Strafen für angebliche Falschinformationen über die russischen Streitkräfte.

Frau laut EU-Angaben verschwunden

Mittlerweile soll Ovasannikova laut EU-Angaben verschwunden sein. „Ihre Anwälte dürfen keinen Kontakt zu ihr aufnehmen“, fügte der Sprecher des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell am Dienstag hinzu. Der Protest sei das jüngste Beispiel einer mutigen Haltung, welche die Lügen und Propaganda des Kremls widerlege. Russlands Regierung setze ihre Unterdrückung der einheimischen Opposition und der friedliebenden Bevölkerung fort und verweigere ihnen Grundrechte wie die Meinungsfreiheit.

UPDATE: Nach Protest-Aktion live im russischen TV: Journalistin von Gericht verurteilt

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mit dpa