Geocaching: Schnitzeljagd im digitalen Zeitalter

Per GPS-Signal ein Versteck finden und Rätsel lösen, das ist längst nicht nur etwas für Nerds oder Abenteurer. Viele entdecken ein neues Hobby für sich.
Geocaching Geschwister
Foto: Jennifer Heck/dpa
Foto: Jennifer Heck/dpa

Per GPS-Signal ein Versteck finden und Rätsel lösen, das ist längst nicht nur etwas für Nerds oder Abenteurer. Wer sich über das Thema Geocaching etwas ausführlicher informiert, entdeckt hierin möglicherweise ein neues Hobby, das ihn an die frische Luft lockt und ein Spaß für die ganze Familie sein kann.

Was ist Geocaching?

Geocaching hat sich als moderne Schatzsuche oder Schnitzeljagd in den frühen 2000er Jahren entwickelt. Statt wie Piraten von einst einem Kreuz auf einer Karte zu folgen oder wie Detektive speziellen Hinweisen nachzugehen, findet man sein Ziel anhand von GPS-Koordinaten. Dort  meistens etwas versteckt  ist der sogenannte Geocache hinterlegt. Dieser besteht meistens aus einer kleinen, wasserdichten Plastikdose, in der ein paar Blätter Papier (das „Logbuch“) stecken. Dort hinterlässt der Finder seinen Namen beziehungsweise seinen Nicknamen als Geocacher zum Beweis, dass er da war und das geheime Lager gefunden hat. Häufig machen auch kleine Tauschgegenstände diese Form der Schatzsuche interessanter. Bei Geocaching-Touren könnten auch Rätsel oder Rechenaufgaben gelöst werden, um die Koordinaten für den nächsten angezeigten Cache zu erfahren.

Wie funktioniert Geocaching?

Die Orte der versteckten Geocaches werden nur anhand seiner GPS-Koordinaten öffentlich gemacht. Die Daten sind somit der Anhaltspunkt, um die Verstecke zu finden und sich dort in ein hinterlegtes Logbuch einzutragen. In der Anfangszeit wurden dafür kleine Filmdosen von Fotoapparaten genutzt. Weil diese aber nicht so wasserdicht sind, wird heute eher auf Tupperware zurückgegriffen. Besonders engagierte Geocacher basteln für ihre Geocaches aber auch kreative Behälter und investieren viel Zeit und Herzblut darin.

Diese GPS-Schnitzeljagd hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt bis hin zu ausgefallenen Verstecken und ausgefeilten Touren mit Rätseln und Überraschungen. Mittlerweile nutzen auch Tourismusverbände und touristische Einrichtungen das Geocaching als Form des Sightseeings für ihre Zwecke.

Welches Zubehör braucht man für Geocaching?

Im Grunde ist es ein kostenloses Freizeitvergnügen für jeden. In den frühen Jahren war noch ein GPS-Gerät notwendig, um mit den genannten Koordinaten auf die Suche zu gehen. Die Weiterentwicklung der Smartphones mit integriertem GPS-Empfänger und eine App machen den Besitz eines GPS-Geräts allerdings nicht mehr zwingend erforderlich. Wer regelmäßig dieses Hobby betreibt, sollte trotzdem in ein solches investieren. „Die ständige Ortung des GPS-Signals verbraucht ziemlich viel Akkuleistung“, weiß Geocacher Mirco Baumann aus dem niederrheinischen Voerde. „Und ansonsten braucht man eigentlich nur noch einen Stift, um sich ins Logbuch einzutragen“, ergänzt Baumann. Manche kreative Geocaches erfordern allerdings auch noch zusätzliche Ausrüstung. Dies wird bei der Beschreibung des gespeicherten Caches allerdings vorab mitgeteilt.

Seit wann gibt es Geocaching?

Der erste Geocache wurde am 3. Mai 2000 von Dave Ulmer veröffentlicht. In der Nähe von Portland/USA hinterlegte er die Koordinaten eines vergrabenen Plastikeimers. Darin hinterließ er unter anderem eine Software mit den topographischen Karten der USA sowie Videos, Bücher und Essen. Dazu schrieb er: „Nehmt etwas mit, lasst etwas da. Notiert alles im Logbuch! Habt Spaß!“. Dieser Tauschgedanke hält sich bis heute und macht das Geocaching ein Stück weit interessanter. Vor allem Kinder freuen sich, wenn sie ein kleines Spielzeug entdecken und behalten dürfen.

Das Datum für den ersten Geocache hat übrigens eine weitergehende Bedeutung. Denn am Tag zuvor hatten die USA die Störung der GPS-Signale aufgehoben, sodass sie fortan für alle Zivilisten zu empfangen waren.

Die Community organisiert sich über das Internet. Unangefochtener Marktführer sind die USA. Dort wird dieses Freizeitvergnügungen längst kommerziell ausgenutzt. „Dort ist das Geocaching ein Millionen-, wenn nicht sogar Milliarden-Dollar-Geschäft“, sagt Mirco Baumann. Er ist Vorsitzender vom Verein Opencaching Deutschland e.V.. Dessen Internetseite www.opencaching.de wurde 2005 von einer Gruppe Geocacher aus dem Schwarzwald ins Leben gerufen und hat sich inzwischen zur weltweit zweitgrößten Plattform entwickelt.

Die größte Plattform ist die Internetseite www.geocaching.com, die es in mehreren Sprachen gibt. Eine Registrierung dort ist zwar kostenlos, für zusätzliche Features wird allerdings eine Gebühr verlangt. In Deutschland, wo es keinen offiziellen Dachverband gibt, wird alles ehrenamtlich und ohne jede Nutzungsgebühr betrieben.

Der ursprüngliche Geocache-Behälter von David Ulmer existiert heute zwar nicht mehr, aber eine Gedenktafel erinnert an ihn und natürlich sind die Koordinaten auch heute noch registriert.

Wie viele Geocaches gibt es weltweit?

Die Zahl der auf der ganzen Welt versteckten Geocaches geht in die Millionen. Neben dem Hotspot USA bietet Deutschland die Karte mit den meisten Markierungen  allerdings mit weitem Abstand zum Marktführer. „Wir haben in Deutschland rund 70.000 gespeicherte Caches“, sagt Mirco Baumann. „Zum Vergleich: Das ist der Tageslog in den USA.“ Nichtsdestotrotz würde wohl jeder, der auch nur aus Interesse mal auf der deutschen Website vorbeischaut, auf der Karte einen Cache in seiner Heimatstadt finden. Oft sind es dann prägnante Orte oder Sehenswürdigkeiten.

Außerhalb von Deutschland ist im europäischen Ausland die Anzahl eher gering. In Polen und in der Tschechischen Republik hat sich ein Ableger der deutschen Plattform gegründet, ansonsten sind es vor allem Geocaches, die Deutsche in ihren Urlaubsorten versteckt haben.

Wer kann einen Geocache verstecken?

Selber Geocaches verstecken darf jeder. Voraussetzung ist eine Registrierung als Nutzer auf einer entsprechenden Geocaching-Plattform im Internet. Denn anders würden sie nicht bekannt werden.

Bei der Registrierung werden der Ort klar betitelt und die GPS-Koordinaten hinterlegt. Ebenso können Bilder des Umfelds hochgeladen werden. Besondere Gegebenheiten oder notwendiges Material, um das Versteck zu erreichen, sollten ebenfalls aufgeführt werden. Denn Geocaches stellen je nach Schwierigkeitsgrad auch bestimmte Herausforderungen.

Festes Schuhwerk bei anspruchsvolleren Wanderungen oder gar eine Kletterausrüstung sind ebenso wichtige Hinweise. Allerdings gilt immer die Prämisse: die Geocacher sollen nicht abseits von öffentlichen Wegen unterwegs sein. „Wenn ein Cache im Wald zwei, drei Meter weg vom Wanderweg liegt, ist das noch in Ordnung. Aber im Sinne des Naturschutzes möchten wir nicht, dass man dafür tiefer in den Wald hineingeht“, erläutert Baumann. Ebenso muss Privatgelände geachtet werden.

Wer einen eigenen Cache einrichtet, wird er als „Owner“ bezeichnet  und er trägt die Verantwortung für das Versteck. Das bedeutet in erster Linie die Pflege des Geocaches. Er sollte regelmäßig kontrollieren, ob der Behälter noch am Platz ist, und das Logbuch austauschen, wenn es von seinen Findern vollgeschrieben worden ist. „Wer im Urlaub Geocaches versteckt, sollte sich deshalb darum kümmern, dass sich jemand vor Ort um die Pflege kümmert. In einigen Beispielen wissen wir etwa, dass ein Hotelmitarbeiter darauf achtet“, erzählt Mirco Baumann.

Doch mittlerweile ist es nicht mehr nur der Hobby-Geocacher, der sich Verstecke bis hin zu ganzen Touren mit Aufgaben und Rätseln ausdenkt. Auch Museen und Tourismusverbände schicken ihre Besucher per GPS auf Erkundungstour. Sie haben Geocaching für den Tourismus vor Ort entdeckt. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die Gemeinde Wachtendonk in NRW, unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze zu Venlo. Dort gibt es einen sehr engagierten Geocacher, der für seine Logbücher aufwendige, kleine Häuschen baut und ganze Schatzsuchen entwickelt. Er wird dabei vom Tourismusbüro der Gemeinde unterstützt.

Was macht Geocaching so beliebt?

„Durch das Geocaching habe ich schon interessante Orte gesehen, die ich sonst wohl nie besucht hätte“, sagt Mirco Baumann. Er betreibt das Hobby seit 2011. Bezeichnungen wie moderne Schnitzeljagd oder Schatzsuche verteufelt er nicht, sondern sieht sie durchaus als zutreffend an. „Ich nenne es immer ‚Wandern mit Ziel'“, sagt Baumann. „Und es eignet sich für die ganze Familie, für Singles und Paare.“ Schließlich sind die guten Argumente ganz simpel: Man ist draußen, man bewegt sich, hält sich an der frischen Luft auf  es ist also gesund. Und man lernt Land und Leute kennen.

Welche Arten von Geocaches gibt es?

Der Ur-Cache von „Erfinder“ David Ulmer ist sozusagen der traditionelle Geocache, in Deutschland kurz „Tradi“ genannt: An einem Ort wird ein Plastikbehälter mit Logbuch und gegebenenfalls kleiner Tauschartikel versteckt und muss per GPS-Koordinaten lokalisiert und gefunden werden. Mittlerweile gibt es aber auch virtuelle Geocaches, deren Auffinden anhand von persönlichen Fotos am Fundort oder Webcam-Aufnahmen („Webcam-Caches“) bewiesen werden.

Die große Anzahl von Geocaches macht es inzwischen möglich, ganze Wanderungen und Familienausflüge in einer Region anhand von Geocaches zu unternehmen. Ebenso gibt es organisierte Touren, etwa für Motorradfahrer.

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Beim sogenannten Multi-Cache wiederum muss man mehrere Stationen mit Hinweisen absolvieren, um den eigentlichen Cache zu finden. Dem ähnlich ist der Mystery-Cache, bei dem ein Rätsel gelöst wird. Eine Weiterentwicklung ist der Challenge-Cache, bei dem mehrere ausgewählte Geocaches gefunden werden müssen, zum Beispiel in unterschiedlichen Bundesländern, ehe die Aufgabe erfüllt ist.

In den USA noch wenig bekannt, dafür aber in Deutschland schon ein neuer Trend, ist der Safari-Cache. Hierbei wird nicht nach einem versteckten Schatz gesucht, sondern er kann vollkommen ortsunabhängig durchgeführt werden. Anhand von Anweisungen wie Schrittzahl und Himmelsrichtung bewegt sich der Geocacher auf einem beliebig gewählten Bereich und zeichnet durch seine Bewegung eine Form oder Figur, die auf einer digitalen Karte nachvollziehbar wird.

Gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade beim Geocaching?

Einerseits die Örtlichkeit des Geocaches, andererseits zusätzliche Aufgabenstellungen für die Suche machen den Schwierigkeitsgrad aus. Sind Rätsel zu lösen? Befindet sich das Versteck in schwierigem Terrain? Die Gestaltung eines Geocaches setzt dem Einfallsreichtum keine Grenzen und kann auch die Lust auf Abenteuer wecken. Allerdings sollte der Schutz der Natur und auch die Sicherheit der Geocacher immer bedacht werden. Umweltschäden in der Natur durch vermehrte Suchen tief im Wald oder in Schutzgebieten, oder auch gefährliche Erkundungen von sogenannten Lost Places, haben das Geocaching öffentlich häufiger in ein schlechtes Licht gerückt. In Köln etwa konnte ein Verbot von Geocaching durch den Stadtrat nach langer Debatte im Juni 2020 verhindert werden.

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