Nach 31 Jahren Haft wegen Marihuana-Schmuggels ist ein 71-Jähriger in den USA vorzeitig entlassen worden. Richard DeLisi war 1989 sogar zu der extrem harten Strafe von 90 Jahren verurteilt worden.
Am Dienstag verließ er das Gefängnis im US-Staat Florida und umarmte die Mitglieder seiner zu Tränen gerührten – und während seiner Haft teils dezimierten – Familie. Er brenne nun darauf, die verlorene Zeit wiedergutzumachen, sagte er.
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Während der 31 Jahre im Gefängnis starben seine Frau und sein 23-jähriger Sohn, außerdem beide Eltern. Seine erwachsene Tochter erlitt nach einem Verkehrsunfall einen Schlaganfall.
Seine beiden Enkelinnen – ein Jahr und elf Jahre alt – schloss der 71-Jährige in dieser Woche zum ersten Mal in die Arme. Er sei „gesegnet“, sagte DeLisi, ein „Überlebender“ und schaute dabei seinen Enkelinnen beim Ballspiel zu.
Nach Auffassung des Sozialprojekts „The Last Prisoner Project“ handelt es sich bei DeLisis Fall um die längste Haft in Folge eines gewaltfreien Vergehens im Zusammenhang mit Cannabis. Die Gruppe setzt sich für die Befreiung von Gefangenen ein, die aus ihrer Sicht im Zuge der rigiden US-Politik des „Krieges gegen Drogen“ ungerecht bestraft wurden.
Der 71-Jährige glaubt, der Richter habe ihn wegen seiner Herkunft als Italiener aus New York dem Organisierten Verbrechen zugerechnet. Seine Familie gab über die Jahre mehr als 330.000 Dollar (etwa 273.103 Euro) aus, um seine Freilassung zu erwirken.
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Das Gefängnis habe ihn verändert, erklärte der 71-Jährige. Er habe zum Glauben gefunden und sich selbst Lesen und Schreiben beigebracht. Nun wolle er sich für die Freilassung anderer einsetzen, erklärte DeLisi. Das System müsse sich ändern.
Sohn Rick sagte: „Ich kann nicht glauben, dass sie meinem Vater das angetan haben. Ich kann nicht glauben, dass sie das meiner Familie angetan haben.“ Es gebe in dem Fall eine nicht zu begleichende Schuld, etwas, „das du nie zurückbekommen kannst.“
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Das Repräsentantenhaus der USA hat am 4. Dezember für die Legalisierung von Marihuana gestimmt. Die Gesetzesvorlage sieht auch vor, eine fünfprozentige Bundessteuer auf Cannabis zu erheben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass auch der Senat zustimmt, in dem die Republikaner in der Mehrheit sind.
AFP