Sinéad O’Connor: Tod mit 56! Das sagt ihre Familie

"Nothing Compares 2 U" machte Sineád O'Connor Anfang der 90er Jahre zum Superstar. In den vergangen Jahren hatte sie mit psychischen Problemen zu kämpfen, über die sie mit entwaffnender Ehrlichkeit sprach. Nun ist die unangepasste Singer-Songwriterin gestorben.
Sinéad O'Connor ist tot. Foto: Michael Crabtree/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sinéad O'Connor ist tot. Foto: Michael Crabtree/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

In ihren Zwanzigern erklomm Sinéad O’Connor mit dem Song „Nothing Compares 2 U“ den Pop-Olymp – nun ist die irische Sängerin tot. Sie sei im Alter von 56 Jahren gestorben, gab ihre Familie am Mittwoch in einer Erklärung bekannt, die der britischen BBC und dem irischen Fernsehsender RTE vorlag. Eine Todesursache wurde nicht genannt. In den vergangenen Jahren hatte die Sängerin psychische Probleme.

O’Connor begann ihre Karriere als Musikerin auf den Straßen von Dublin. Mit ihren kurz geschorenen Haaren, den elfengleichen Zügen und ihrer unverwechselbaren Stimme wurde sie aber bereits mit Mitte 20 zum Star. Ihr Debütalbum „The Lion and the Cobra“ war 1987 bereits extrem erfolgreich. Mit dem Song „Nothing Compares 2 U“ aus der Feder von Prince stürmte sie 1990 endgültig die Charts auf der ganzen Welt. Das Video zum Song mit den Nahaufnahmen von O’Connors Gesicht brannte sich in das Gedächtnis einer ganzen Generation ein.

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Sinéad O’Connor war „Künstlerin des Jahres“ 1991

Der Rolling Stone kürte sie 1991 zur Künstlerin des Jahres. „Sie hat bewiesen, dass eine Musikerin sich weigern kann, Kompromisse einzugehen, und trotzdem eine Verbindung mit Millionen Hörern schaffen kann, die hungrig auf Musik von Substanz sind“, begründete das Magazin damals seine Wahl.

O’Connor schwamm zeit ihres Lebens gegen den Strom. Die Haare rasierte sie sich nach eigenem Bekunden ab, weil Musikmanager ihr das Image einer konventionellen, glamourösen Sängerin verpassen wollten. Ihre politischen und kulturellen Positionen und ihr schwieriges Privatleben machten teilweise mehr Schlagzeilen als ihre Musik. Prince warf sie einmal vor, sie körperlich bedroht zu haben. 1989 erklärte sie ihre Unterstützung für die IRA, zog das aber ein Jahr später zurück. 1992 zerriss sie in der US-Show „Saturday Night Live“ ein Foto von Papst Johannes Paul II.

Ihr Leben lang war die Irin eine scharfe Kritikerin der katholischen Kirche. Als sich Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 gegenüber Irland für sexuellen Missbrauch in der Kirche entschuldigte, sagte sie, dessen Mea Culpa gehe nicht weit genug, und forderte Katholiken auf, nicht mehr in Messen zu gehen, bis es eine komplette Untersuchung gebe.

Sinéad O’Connor konvertierte zum Islam

„Die Leute glauben, dass ich nicht an Gott glaube“, schrieb sie in einem Beitrag in der Washington Post in jenem Jahr. „Das ist überhaupt nicht der Fall. Ich bin Katholikin von Geburt an und durch Kultur und wäre als erste an der Kirchentür, wenn der Vatikan ernsthafte Versöhnung anbieten würde.“ 2018 verkündete O’Connor, zum Islam konvertiert zu sein. Sie gab sich den Namen Shuhada‘ Davitt und später Shuhada Sadaqat. Als Künstlerin nutzte sie aber auch weiterhin ihren bürgerlichen Namen.

Zur Welt kam Sinéad Marie Bernadette O’Connor am 8. Dezember 1966 in Dublin. Sie hatte nach eigenem Bekunden eine schwierige Kindheit. Ihre Mutter sei übergriffig gewesen und habe sie zum Diebstahl angestiftet, erinnerte sich O’Connor. Ihre Jugend habe sie in einer von der Kirche betriebenen Einrichtung für Mädchen verbracht, wo sie ohne Bezahlung Kleidung von Priestern gewaschen habe. Doch schenkte ihr eine Nonne ihre erste Gitarre. Schon bald sang und spielte sie auf den Straßen der irischen Hauptstadt. Inspirieren ließ sie sich von Künstlern wie Bob Dylan und Bands wie Siouxsie and the Banshees.

O’Connors Auftritt mit einer örtlichen Band machte schließlich ein kleines Plattenlabel auf die junge Sängerin aufmerksam, bald folgte das Erfolgsalbum „The Lion and the Cobra“. „Ich nehme an, ich muss sagen, dass mich die Musik gerettet hat“, sagte sie 2013 in einem Interview der Zeitung The Independent. „Ich hatte keine anderen Fähigkeiten, und es gab keine Lernhilfe für Mädchen wie mich, nicht in Irland damals. Es war entweder das Gefängnis oder die Musik. Ich hatte Glück.“

Sinéad O’Connors Sohn Shane hatte Suizid begangen

Sie war viermal verheiratet. Eine Ehe, mit Drogenberater Barry Herridge im Jahr 2011, dauerte nur 16 Tage. Offen gestand sie ein, dass bei ihr eine bipolare Störung diagnostiziert worden sei. In den sozialen Medien schrieb sie auch darüber, sich selbst das Leben zu nehmen. Als ihr Sohn Shane 2022 im Teenageralter Suizid beging, schrieb O’Connor, ohne ihn habe ihr Leben keinen Sinn mehr. Neben Shane hatte sie noch drei weitere Kinder, alle von verschiedenen Vätern: Jake, Roisin und Yeshua Bonadio.

Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar würdigte Sinéad O’Connor. „Ihre Musik wurde auf der ganzen Welt geliebt und ihr Talent war unübertroffen und ‚beyond compare‘ – nicht zu vergleichen“, schrieb er in sozialen Medien.

Habt ihr suizidale Gedanken oder habt ihr diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter www.telefonseelsorge.de.

dpa