Welches Land ist mit sechs Titelträgerinnen Rekordsieger bei der seit 1951 stattfindenden Wahl zur „Miss World“?

Schönheitswettbewerbe sind das Spezialgebiet vom südamerikanischen Staat Venezuela – mit sechs Gewinnerinnen bei Miss World.
ihres Zeichens Liebhaberin der typisch mexikanischen Käseteigrollen Quesadillas
  Foto: AFP/Greg Baker
  Foto: AFP/Greg Baker

Im Schönheitsbusiness ist das südamerikanische Land eine Supermacht. Sieben Miss Universe und sechs Miss World hat Venezuela bereits hervorgebracht, das ist Rekord! Doch die schwere politische und wirtschaftliche Krise wirft ihre Schatten auch auf das Geschäft mit dem schönen Schein.

Mitten in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise ist in Venezuela eine neue Schönheitskönigin gewählt worden. Die 19-jährige Marketingstudentin Thalia Olvino aus dem Bundesstaat Delta Amacuro wurde am Donnerstag zur Miss Venezuela gekrönt. „Ich werde sie mit Stolz tragen“, sagte sie. Ende des Jahres soll Olvino das südamerikanische Land bei der Wahl zur Miss Universe vertreten.

„Meine Tochter hat hart gekämpft, um das zu erreichen. Ich weiß, dass sie in der Lage ist, uns bei der Miss-Universe-Wahl zu vertreten“, sagte die Mutter der Siegerin, Marilú Torres, der Zeitung „El Nacional“. Olvinos Schwester Nathalie sagte: „Wir haben darauf hin gearbeitet, seitdem wir Mädchen waren. Ich kann nicht glauben, dass es Wirklichkeit geworden ist.“

Erstmals wurden bei der MissVenezuela-Wahl in diesem Jahr die Körpermaße der Teilnehmerinnen nicht veröffentlicht. „Die Schönheit der Frau sollte nicht in Schubladen gepresst werden“, sagte die frühere Miss Venezuela, María Gabriela Isler. „Die Schönheit einer Frau ist nicht 90-60-90.“

Venezuela ist eine Supermacht im internationalen Geschäft mit der Schönheit. Sieben Miss Universe und sechs Miss World stammen aus dem südamerikanischen Land. Um die Auswahl und das Training von Models und Schönheitsköniginnen ist in Venezuela eine ganze Industrie entstanden.

Allerdings steckt das Land in einer schweren Krise. Seit Monaten liefern sich Staatschef Nicolás Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó einen erbitterten Machtkampf. Maduros sozialistische Regierung ist international weitgehend isoliert. Der von zahlreichen Ländern als legitimer Übergangsstaatschef anerkannte Guaidó konnte sich in Venezuela selbst bislang allerdings noch nicht durchsetzen.

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hatte der Regierung zuletzt schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Sicherheitskräfte seien verantwortlich für willkürliche Festnahmen und Folter von Oppositionellen und die Anwendung übertriebener Gewalt bei Demonstrationen, sagte sie. Die Regierung verfolge eine Strategie, um politische Gegner zu unterdrücken und zu kriminalisieren.

Aus Mangel an Devisen können zudem kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs in das einst reiche Land importiert werden. Millionen Venezolaner haben auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihre Heimat bereits verlassen.

dpa