Worum geht es bei der häufig zitierten, aber umstrittenen Fünf-Sekunden-Regel?

Jeder hat schon einmal davon gehört oder selbst über sie gesprochen: die Fünf-Sekunden-Regel. Das hat es damit auf sich.
Zeitumstellung
Foto: Sebastian Kahnert/ZB/dpa
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„Was fünf Sekunden auf dem Boden lag, darf noch gegessen werden.“ Vermeintliche Küchenweisheiten wie diese geistern oft herum – aber was davon stimmt?

Darf ich noch essen, was nur wenige Sekunden auf dem Boden lag? Muss ich den Backofen immer vorheizen? In der Küche stellen sich täglich knifflige Fragen, wenn es um Lebensmittelqualität und Nachhaltigkeit geht.

Fünf-Sekunden-Regel: Lebensmittel, die nur wenige Sekunden auf dem Boden lagen, können nicht ohne weiteres noch gegessen werden, wie die vermeintliche Fünf-Sekunden-Regel besagt. „Die Mikroorganismen zählen nicht bis fünf, bevor sie sie sich vom Boden auf das Lebensmittel setzen“, sagt Professor Rainer Stamminger von der Universität Bonn, Sektion Haushaltstechnik. Die Dauer mache keinen Unterschied, sondern eher, ob der Boden zuvor gereinigt worden sei.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt es auch auf den Verbraucher an. „Fällt ein Stück Mohrrübe auf meinen sauberen Küchenboden, wenn ich eine Gemüsesuppe koche, kann ich sie weiterverwenden“, sagt Heidi Wichmann-Schauer, Leiterin der BfR-Fachgruppe „Mikrobielle Toxine“.

Backofen vorheizen: Anders als auf vielen Verpackungen angegeben, müssen Backöfen für ein gutes Ergebnis laut Stamminger nicht vorgeheizt werden. Wer das Produkt direkt in den Ofen stellt und ihn anschaltet, spart Zeit und bis zu 15 Prozent Energie.

Schimmel abkratzen: Der Schimmel, der vom Hersteller kommt, ist unkritisch – etwa der beim Blauschimmelkäse. Anders kann es bei Schimmel aussehen, der bei der Lagerung zu Hause entstanden ist: In einem verschimmelten Brot können gefährliche Mikroorganismen sein. Den Schimmel einfach zu entfernen, ist nach Meinung von Stamminger bedenklich, denn ein unsichtbarer Teil bleibt zurück.

Lebensmittel wieder einfrieren: Nach Meinung Stammingers können Lebensmittel zwar meist wieder eingefroren werden. „Bei jedem Auftau- und Einfriervorgang werden die Zellen aber weiter geschädigt, und die Mikroorganismen vermehren sich.“ Es kommt deshalb auf das Lebensmittel und die Weiterverarbeitung an. Fleisch, das man zu einem Tatar verarbeiten will, sollte lieber nicht mehrfach aufgetaut worden sein. Himbeeren hingegen werden zwar mit jedem Auftauen matschiger, für Marmelade sei das allerdings unerheblich und auch unbedenklich.

dpa