NRW kehrt nach großem Warnstreiktag zur Normalität zurück

Keine Busse und Bahnen und an den großen Airports kaum Flüge. Viele Beschäftigte aus dem Verkehrssektor sind am Montag Streikaufrufen der Gewerkschaften gefolgt. Für viele Pendler und Reisende bedeutete das: umplanen und ausweichen.
Verdi ruft am Montag (27. März) zu Warnstreiks, unter anderem an Flughäfen, auf.
Verdi ruft am Montag (27. März) zu Warnstreiks, unter anderem an Flughäfen, auf.
Verdi ruft am Montag (27. März) zu Warnstreiks, unter anderem an Flughäfen, auf.
Verdi ruft am Montag (27. März) zu Warnstreiks, unter anderem an Flughäfen, auf.

Nach einem der größten Warnstreiks seit Jahrzehnten wollen die Verkehrsbetriebe und Flughäfen in Nordrhein-Westfalen an diesem Dienstag (28. März) weitgehend zum Normalbetrieb zurückkehren. Allerdings können die ganztägigen Warnstreiks von Montag durch den Schichtrhythmus etwa an Flughäfen stellenweise auch noch Auswirkungen am Dienstmorgen haben.

Die Gewerkschaften Verdi und EVG hatten den Bus-, Bahn- und Flugverkehr am Montag weitgehend lahmgelegt. Allein im öffentlichen Nahverkehr haben sich nach Verdi-Angaben in NRW mehr als 12.000 Beschäftigte an dem Warnstreik beteiligt.

Offensichtlich blieben viele Pendler im Homeoffice oder nahmen sich einen freien Tag statt auf das Auto umzusteigen. Am Montag blieben größere Verkehrsstörungen im morgendlichen Berufsverkehr aus.

Mega-Streik legte kompletten Bahnverkehr lahm

Der Bahnverkehr wurde in NRW durch die Warnstreiks nahezu komplett gestoppt – neben dem Fernverkehr galt das auch für den Regional- und S-Bahnverkehr. Das betraf den Angaben der Bahn zufolge nicht nur die Regionalverbindungen von DB-Regio, sondern auch Linien der Bahnkonkurrenten. Als Grund nannte die Bahn, dass auch Personal in Betriebszentralen und Stellwerken die Arbeit niederlegte.

Auch der Flugverkehr in den beiden größten NRW-Flughäfen war am Morgen weitgehend lahmgelegt. Am Airport Köln/Bonn fielen nach Unternehmensangaben am Montag 154 von ursprünglich 175 geplanten Passagierflügen aus. Davon seien rund 20.000 Reisende betroffen gewesen. Auch am Flughafen Düsseldorf wurden am Morgen laut Flugplan zahlreiche Flüge annulliert. Ursprünglich waren hier 330 Starts und Landungen vorgesehen. Davon sollten über den Tag verteilt nach Airport-Angaben von Montagmorgen noch 69 Flüge stattfinden.

Durch den Warnstreiks sind am Montagmorgen nach Verdi-Angaben auch wichtige Kanalschleusen blockiert worden. In Duisburg, Münster und Minden kamen demnach Güterschiffe nicht weiter und mussten anlegen.

Verdi will Druck auf Arbeitgeber von Bund und Kommunen erhöhen

Mit den Aktionen will Verdi den Druck auf die Arbeitgeber von Bund und Kommunen erhöhen, mit denen an diesem Montag die bundesweit dritte Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst begann. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert Verdi 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro pro Monat mehr Lohn. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über mehr Geld. Die EVG lehnte in der vergangenen Woche ein erstes Angebot der Bahn ab.

Verdi NRW droht unterdessen mit unbefristeten Streiks im öffentlichen Dienst. Wenn es keinen Durchbruch bei der am Montag gestarteten dritten Tarifrunde gebe, werde Verdi NRW nach den Osterferien die Urabstimmung für unbefristete Streiks vorbereiten, sagte Landesbezirksleiterin Gabriele Schmidt der dpa. Die Arbeitgeber könnten beim Scheitern der Tarifverhandlungen zwar die Schlichtung anrufen. Dann würde zunächst eine Friedenspflicht gelten. Die Warnstreiks machten aber die hohe Streikbereitschaft deutlich.

Die dritte Tarifrunde in Potsdam habe mit weit auseinander liegenden Positionen begonnen: «Wir sind wenig optimistisch angereist», sagte Schmidt. Signale der Kommunen deuteten darauf hin, dass die zentrale Gewerkschaftsforderung nach einem Mindestbetrag bei Lohnerhöhungen weiter abgelehnt werde. „Die untersten Lohngruppen sind am stärksten von der Inflation betroffen“, betonte Schmidt. Angesichts der hohen Streikbereitschaft hoffe sie aber, dass die Arbeitgeber einlenken. „Drei Tage sind viel Zeit, wo sich etwas bewegen könnte“, sagt sie.

Verdi NRW verzeichne eine außergewöhnlichen Mitgliederzuwachs. „Im Moment haben wir mehr als das Doppelte an Mitgliedergewinn als wir sonst in einer Tarifrunde hatten“, sagte Schmidt. Bereits bei den Vorbereitungen im Herbst auf die Tarifrunde im öffentlichen Dienst sei das spürbar geworden. Unter anderem mit dem Abschluss im Postbereich habe sich dieser Trend verstetigt. Im Januar und Februar des laufenden Jahres seien über 12.000 neue Mitglieder gewonnen worden. Verdi NRW habe derzeit mehr als 480.000 Mitglieder.

dpa