Gemeinsamer Protest: Arztpraxen und Apotheken in NRW bleiben heute geschlossen

Engpässe bei Medikamenten, überfüllte Praxen, Fachkräftemangel, Unterfinanzierung: Ärzte und Apotheker beklagen massive Missstände in der Gesundheitspolitik. Am heutigen Mittwoch wollen sie gemeinsam zeigen, was ohne sie fehlen würde.
Apotheken-Protest gegen die Gesundheitspolitik
Apotheker und Mitarbeiter demonstrieren auf dem Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Apotheker und Mitarbeiter demonstrieren auf dem Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Am Mittwoch bleiben viele Apotheken und Arztpraxen in Nordrhein-Westfalen geschlossen. Sie fordern eine angemessene Vergütung. Apotheker-, Hausarzt-, und Zahnarztverbände haben zum gemeinsamen Protesttag gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung in Nordrhein-Westfalen aufgerufen.

Zu einer zentralen Kundgebung am Mittag in Dortmund erwartet der Apothekerverband Tausende Teilnehmer aus dem gesamten Bundesland sowie Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Auch Ärzte wollen dort demonstrieren.

Ärzte-Protest am Mittwoch: Praxen seit 10 Uhr geschlossen

Die Hausärzteverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe haben ihre Mitglieder aufgefordert, die Praxen spätestens ab 10 Uhr zu schließen und stattdessen an Online-Fortbildungen teilzunehmen. Eine Notfallversorgung sei aber sichergestellt, hieß es. Patienten seien aufgefordert, ihre Rezepte für Medikamente noch am Vortag einzulösen, um nicht auf die Notdienst-Apotheke zurückgreifen zu müssen.

Unzufrieden mit der Gesundheitspolitik der Bundesregierung

Ein Aktionsbündnis von Apothekern und Medizinern im Rheinland hat für den frühen Abend zusätzlich zur Protestaktion ins Haus der Ärztekammer geladen. Gemeinsam wollen sie auf Missstände in der ambulanten Gesundheitsversorgung aufmerksam machen.

Der Unmut bei Medizinern und Apothekern über die Gesundheitspolitik der Bundesregierung ist in den vergangenen Monaten immer wieder laut geworden. Im Juni hatte bereits die Mehrheit der Apotheken im Land ihre Türen für einen Tag aus Protest geschlossen. Nun hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände den gesamten November als Protestmonat ausgerufen – mit jeweils eintägigen Apothekenschließungen in mehreren Bundesländern. Die Apotheker beklagen anhaltende Lieferengpässe, akuten Personalmangel und eine seit knapp zwei Jahrzehnten stagnierende Vergütung.

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Viele Praxen stehen vor dem Aus

Auch Ärzte hatten erst kürzlich mit Praxisschließungen protestiert: Nach einem Aufruf mehrerer Ärzteverbände bundesweit blieben Anfang Oktober Tausende Praxen von Fach- und Hausärzten geschlossen.

In dem man sich zusammenschließt, soll der Protest nun intensiviert werden, hieß es vom Aktionsbündnis Patientenversorgung Nordrhein. Viele Apotheken, Hausarzt-, und Zahnarzt-Praxen stehen nach dessen Angaben vor dem Aus. Die Vertreter sehen die Leistungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung nicht ausreichend honoriert.

Steigender Arbeitsdruck, zu viel Bürokratie

„Angesichts der eklatanten Unterfinanzierung und einer immer weiter zunehmenden Versorgungslast“ müssten Vergütungen erhöht und kontinuierlich angepasst werden. „Wir brauchen angemessene Honorare, die sich am Arbeitsaufwand und an den steigenden Kosten orientieren“, heißt es auf der Homepage des Bündnisses.

Auch Arzthelferinnen klagen demnach über steigenden Arbeitsdruck im Berufsalltag durch überbordende Bürokratie. Schon jetzt blieben immer mehr Stellen für medizinische Fachangestellte unbesetzt, weil außerhalb der Praxen bessere Gehälter oder andere Arbeitsbedingungen geboten würden, heißt es beim Hausärzteverband Nordrhein.

dpa