„Es ist ein Luxussport“: Olympia Siegerin und Miss Universe Nicole Basmer über den steinigen Weg an die Spitze

In der großen Welt des Sports ist Bodybuilding nur eine Nische. Dabei kommt eine aktuelle Weltmeisterin im Kraftsport aus Mönchengladbach und trainiert in Korschenbroich. Tonight News stellt euch Nicole Basmer vor.
Nicole Basmer auf der Bühne bei einem Wettkampf. Foto: https://www.instagram.com/nicole.basmer/
Nicole Basmer auf der Bühne bei einem Wettkampf. Foto: https://www.instagram.com/nicole.basmer/

Das Thema Fitness nimmt bei den Menschen einen immer größeren Stellenwert ein. Dass ein gesunder Körper auch einen gesunden Geist fördert und der Mensch für Bewegung gemacht ist, hat sich nicht zuletzt in der Corona-Krise deutlich gezeigt. Zwar brachen just in jener Zeit viele Fitnessstudios unter den Hygienevorschriften und Auflagen zusammen, doch die Fitness-Branche an sich boomte.

Inzwischen ist die Krise überwunden. Studios dürfen sich wieder über Zulauf freuen und der Absatz von Geräten und fitnessoptimierter Nahrung beschert der Branche weiter ordentliche Gewinne. Nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen fanden auch wieder Wettkämpfe aller Art ohne jegliche Auflagen statt. So auch in Las Vegas Mitte November 2023, wo die alljährlichen sogenannten Olympia-Wettkämpfe, die trotz ihres Namens nichts mit den olympischen Spielen zu tun haben, im Bodybuilding ausgetragen wurden.

Teil dessen ist auch die Klasse der Natural Bodybuilder, also jener Kraftsportler, die gänzlich auf Doping oder andere Hilfsmittel jeglicher Art verzichten. Dazu gehört auch Nicole Basmer, 35 Jahre alt, wohnhaft in Mönchengladbach. Seit 10 Jahren betreibt die gebürtige Weselerin schon Kraftsport.

>> „Baller League“-Finale in Düsseldorf: Tickets, Promis, Teams – alle Infos <<

„Das kann ich auch“: So kam Nicole Basmer zum Bodybuilding

Damals war es nur ein Ausgleich neben der Arbeit und dem Studium, doch nach und nach kamen erste Erfolge. Im Gespräch mit Tonight News erklärt sie: „Als ich begann, meine Ernährung zu optimieren, wurde ich immer öfter angesprochen, ob ich auf die Bühne gehe.“ Zunächst wusste sie wenig damit anzufangen, hat sich anschließend aber mit der Thematik beschäftigt. „Das habe ich mir angeschaut und gedacht, das kann ich auch. So bin ich ans Bodybuilding rangekommen.“

Instagram

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden.
Datenschutzseite

Einverstanden

2016 präsentierte sie sich erstmals der Öffentlichkeit. Seither gab es viele Titel und etliche Podiumsplätze zu feiern. So gewann sie unter anderem eine Vize-Europameisterschaft und den deutschen Titel in der Figurklasse beim Verband WFF (World Fitness Federation). Bei ihrem Profidebüt bei der Weltmeisterschaft in Florenz im Juli 2022 wurde sie Dritte.

Einen Unterschied vom Amateurdasein zum Profi gibt es allerdings kaum. „Es hört sich cooler an“, erklärt sie. „Aber vom Mindset her ist alles gleich.“ Was sich allerdings ändert, sind die Preise, denn als Profi bekommt man nicht etwa mehr Geld, wie man es sonst gemeinhin im Sport kennt. Stattdessen wird für die Profis alles teurer. „Als Amateur habe ich im Durchschnitt pro Wettkampf 100 Euro bezahlt, als Profi zahl ich jetzt 350 Euro.“

Reich wird Basmer mit ihrer Bodybuilding-Karriere nicht

Überhaupt gilt Bodybuilding als teurer Sport. Gewinn ist als Profi kaum zu machen, als Amateur muss man mitunter richtig tief ins Portemonnaie greifen. Ob Nahrungsmittelzusätze, Proteinpulver, Geräte, Sportutensilien oder Coaching – all das kostet, je nach Intensität, eine Menge Geld. Da passt es ins Bild, dass die Sportler für die Teilnahme der Wettkämpfe sogar noch eine Startgebühr entrichten müssen.

Ironischerweise sind auch die Preisgelder bei einem Sieg nicht allzu hoch. „Minimum bekommst du 1000 Euro als Gewinner. Aber mehr als 3000 Dollar gibt es nicht. Du kannst da kein Geld verdienen. Bodybuilding ist ein teurer, ein Luxussport“, stimmt auch Basmer zu. Zwar wäre es möglich, sich Sponsoren zu suchen. Damit verbunden wäre aber auch eine sehr hohe Aktivität auf den gängigen Social-Media-Kanälen, was zeitlich aktuell nicht zu bewältigen sei.

>> NRW Bahnverkehr: Überraschung zur Fußball-EM – diese Linie kommt! <<

2023 war Basmers bisher erfolgreichstes Jahr

Motivation zieht sie vielmehr aus der Konkurrenz, die neben ihr auf den Bühnen steht. Auch hier misst sie sich inzwischen ausschließlich mit Profis. Was das Feld der Konkurrenz nur schwieriger macht. „Bei den Amateuren kann es sein, dass du jemanden neben dir stehen hast, der noch nie auf der Bühne war. Das passiert dir bei den Profis nicht mehr. Die sind alle etabliert.“

Instagram

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden.
Datenschutzseite

Einverstanden

2023 war nicht nur wegen ihres Sieges in Las Vegas Basmers erfolgreichstes Jahr: auch den deutschen Meistertitel sowie den Titel bei den Natural-Universe-Wettkämpfen holte sie. Die deutschen Meisterschaften und ein Wettkampf in Rumänien waren dabei eigentlich nur als Vorlauf und Warm-up für die Bühne in Las Vegas gedacht.

In der Wüste Nevadas finden im Herbst nämlich immer die jährlichen Wahlen zur Miss Natural Olympia statt. Für Bodybuilder ist die Veranstaltung der Superbowl der Natural-Bodybuilder-Szene. Der Titel dort ist das Größte, was man als Bodybuilder gewinnen kann. Daher bereitete sich Basmer entsprechend auf diesen Wettkampf vor.

2022 wurde Basmer in Nevada zunächst noch Zweite. Durch den verpassten Sieg wurde die 35-Jährige aber noch mehr angespornt. Ein Jahr lang trainierte und quälte sie sich daher erneut und arbeitete punktgenau an ihren Defiziten, die ihr von den Punktrichtern dargelegt wurden. Im vergangenen November konnte sie die Konkurrenz schließlich ausstechen und den Sieg holen.

Der Sport bestimmt Basmers Leben

Hinter dem Sieg steht vor allem viel Training. Das gesamte Leben muss beim Bodybuilding im Allgemeinem und bei einem solchen Wettkampf im Speziellen darauf ausgerichtet werden. „Arbeit und Privat muss alles stimmen“, bekräftigt Basmer. Daher ist sie auch enorm dankbar, dass auch ihr Arbeitgeber viel Toleranz für ihre Leidenschaft mitbringt.

Instagram

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden.
Datenschutzseite

Einverstanden

„Der Arbeitgeber ist ebenfalls sehr entscheidend: wenn ich früher Feierabend machen muss fürs Training oder ob ich frei bekomme für einen Wettkampf. Solange ich es mit den Arbeitsbedingungen unter einen Hut bekomme, ist alles ok.“ Auch der Partner muss mitziehen. Das habe am Anfang schon zu Problemen geführt, aber inzwischen hat sich auch das eingespielt.

Dabei muss beim Training in zwei Phasen unterschieden werden: Diät und Aufbau. Während bei der Diät vor allem Verzicht und Cardio, also Ausdauertraining, auf dem Programm stehen, sieht es beim Aufbau umgekehrt aus. Hier muss über die Nahrung Muskelmasse aufgebaut und entsprechend in die Körperregionen trainiert werden. Daher ist die Reihenfolge, dass zunächst der Aufbau erfolgt, anschließend die Diät, um die überschüssige Fettmasse wieder loszuwerden.

Fast drei Stunden Training am Tag – fünf- bis sechsmal die Woche

Je näher es zeitlich an die Wettkämpfe herangeht, umso mehr steht die Diätphase im Fokus. Einen Monat vor der Abreise nach Nevada sah Basmers Ablauf wie folgt aus: „Ich stehe auf, pack meine Sachen, gehe zum Cardio, von da aus ins Büro, danach wieder ins Fitnessstudio, dann nach Hause. Dort bereite ich dann die Sachen für morgen vor, entspanne eine Stunde auf der Couch, dann ins Bett und am nächsten Tag das Gleiche wieder.“

Das bedeutet, 45 Minuten Cardio vor der Arbeit, danach nimmt das Training noch einmal Minimum zwei Stunden in Anspruch – fünf bis sechs Tage die Woche. Beim Aufbau fällt zwar der hohe Anteil an Cardiotraining weg, doch auch hier kommt man nicht gänzlich ohne Ausdauertraining aus. Allein für den Herz-Rhythmus ist Cardiotraining laut Basmer zweimal die Woche auch beim Muskelaufbau unerlässlich.

Auch die Regeneration darf nicht zu kurz kommen. Denn der Muskelzuwachs geschieht nur dann. Zwar werden die Muskeln beim Training angespornt, der Zuwachs aber funktioniert nur im Einklang mit Ruhephasen. Sind diese nicht gegeben, ist die Gefahr einer Verletzung sehr hoch. Der Muskel erholt sich in der Regenerationsphase nämlich nicht nur, um volle Leistung beim nächsten Training zu liefern, er reagiert auch auf den beim Training zuvor erzeugten Reiz und beginnt zu wachsen.

Instagram

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden.
Datenschutzseite

Einverstanden

Am Ende haben sich die harte Arbeit und all die Entbehrungen gelohnt. Mit dem Titel in Las Vegas konnte Basmer einige Tage mit einem Urlaub und einer kleinen Rundreise in den USA genießen. Aber Ausruhen bedeutet auch in diesem Sport nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt. Daher wurde auch nach dem Sieg wenige Tage später schon fleißig weiter trainiert. Auch wenn die Weselerin zunächst nicht so recht wusste, wie es weitergehen sollte.

Inzwischen gestand sie aber, zu gern auf der Bühne zu stehen und die Lorbeeren zu ernten. Zudem stehen auch 2024 genug Wettkämpfe an, die sie gern gewinnen würde. Und auch ihren Miss-Olympia-Titel will sie im kommenden Herbst in den Vereinigten Staaten verteidigen.