Traditions-Theater in Düsseldorf: Die Komödie an der Steinstraße ist insolvent

Das Theater kann den finanziellen Engpass offenbar nicht überwinden ? die Corona-Krise stoppt den Einnahmefluss. Jetzt soll umfirmiert werden.
Foto: Andreas Endermann
Foto: Andreas Endermann

Das Theater kann den finanziellen Engpass offenbar nicht überwinden – die Corona-Krise stoppt den Einnahmefluss. Jetzt soll umfirmiert werden.

Die Schlagzeile hatte das Theater selbst gewählt. „Komödie weiter auf Erfolgskurs“ meldete die Boulevard-Bühne noch vor acht Wochen und verkündete für das Jahr 2019 ein Plus von 6000 Besuchern. Bittere Gewissheit jedoch ist: Die Komödie an der Steinstraße kann ihren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten und hat Insolvenz angemeldet.

Das Verfahren wird von dem Düsseldorfer Juristen Martin Lambrecht abgewickelt, der bereits 2016 vom Amtsgericht zum Sachwalter bestellt worden war. Damals hatten die Gläubiger des Traditionshauses jedoch Intendantin Katrin Schindler das Vertrauen ausgesprochen. Sie sollte das Theater in einem selbstverwalteten Verfahren vor der Insolvenz bewahren. Seitdem versucht Schindler zu retten, was anscheinend nur schwerlich zu retten ist. Die Komödie ist die finanzielle Not nicht mehr losgeworden, obwohl Schindler ein rigides Sparprogramm fuhr, den Spielplan modellierte und die Stadt gut 150.000 Euro zuschoss.

Mehr zum Thema:
:

Katrin Schindler hat die Komödie im Jahr 2014 übernommen. Anfangs mit einem Partner an ihrer Seite, der jedoch bald ausschied, weil er neben dem Düsseldorfer Theater auch eine Bühne in Berlin verantwortete und ihm die Doppelbelastung zu viel wurde. Im Winter 2014 wurden die finanziellen Probleme des Theaters öffentlich. Ein sehr heißer Sommer und die Fußballweltmeisterschaft hielten die Menschen vor dem Fernseher und in den Biergärten, analysierte Schindler damals mit Blick auf nur mäßig besuchte Vorstellungen.

Die Zuschauerzahlen änderten sich wieder, den finanziellen Engpass jedoch konnte sie nicht überwinden. Es häuften sich Schulden an, zwischenzeitlich musste die Arbeitsagentur die Entlohnung der Mitarbeiter übernehmen. Die Stadt förderte das Privattheater mit Einzelmaßnahmen, der Freundeskreis um den beharrlichen Vorsitzenden Hajo Riesenbeck, ein Unternehmensberater, half mit 60.000 Euro. Zuletzt musste Schindler um ihren Standort an der Steinstraße bangen. Eine Hamburger Investorengruppe hat die Immobilie sowie angrenzende Häuser gekauft und will an dieser Stelle einen Hotel- und Bürokomplex errichten.

Hajo Riesenbeck machte gegenüber unserer Redaktion deutlich, dass man die Reißleine aus gutem Grund gezogen habe. „Wir bereiten die Umwandlung des Theaters in eine gGmbH vor. Die Insolvenz aus der Eigenregie in andere Hände zu legen, ist in erster Linie eine technische Entscheidung, denn wir möchten die Komödie ohne jede Verpflichtung in diese neue Rechtsform überführen.“ Dies sei sowohl im Sinne von Schindler als auch von Insolvenzverwalter Martin Lambrecht. Beide waren am Freitag allerdings nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Schindler teilte per Whatsapp mit, dass sie erst über die gGmbH spreche wolle, wenn diese realisiert sei.

Mehr zum Thema:
Hilfe für Gastronomen, Hoteliers & Einzelhändler: „Wilhelm Rechtsanwälte“ beraten ohne Honorar

Mehr zum Thema:
Parookaville, Summerjam, Rock am Ring, Juicy Beats: Diese Festivals werden wir 2020 vermissen

Mehr zum Thema:
Kleine Lichtblicke in der Corona-Zeit: Yomaro bringt den Frozen Yogurt zu euch nach Hause!

Mehr zum Thema:
Schwere Zeiten für Lieferdienste wie Bier-Taxi: „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken!“