Aufruhr vorm NRW-Landtag: Das steckt hinter der Demo mit den gebastelten Särgen

Riesen-Demo vor dem Landtag in Düsseldorf: Über 20.000 Menschen gingen am Donnerstag für den Erhalt sozialer Infrastruktur in Deutschland auf die Straße.
Demonstranten vor dem Landtag NRW in Düsseldorf. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +
Demonstranten vor dem Landtag NRW in Düsseldorf. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +

Mehr als 20.000 Menschen haben am Donnerstag (19. Oktober) vor dem Düsseldorfer Landtag für den Erhalt sozialer Infrastruktur wie Kitas und schulischen Ganztagsangeboten demonstriert. Nach Angaben von Polizei und Veranstaltern wurde die ursprünglich erwartete Besucherzahl damit um das Vierfache übertroffen.

Bei der Kundgebung waren Demonstranten aus ganz Nordrhein-Westfalen vertreten. Sie trugen Banner und Plakate, auf denen unter anderem zu lesen war: „Kinder brauchen Knete – Wir auch!“ und „Wir tragen die Soziale Arbeit zu Grabe“. Einige Teilnehmer hatten selbstgebastelte Särge dabei.

Die Protestierenden befürchten starke Einschnitte und Versorgungsengpässe insbesondere bei Kitas, dem sogenannten offenen Ganztag an den Schulen und der Betreuung von Senioren und Behinderten. Die Kundgebung wurde von mehr als 140 Organisationen unterstützt. Landesweit gab es weitere dezentrale Aktionen.

Sozialer Bereich in Deutschland brauche sofortiges „Rettungspaket“

Der Vorsitzende der freien Wohlfahrtspflege in NRW, Christian Woltering, sagte zur Deutschen Presse-Agentur: „Wir brauchen für manche Bereiche sofort ein Rettungspaket.“ Nötig sei ein Plan, der die soziale Infrastruktur langfristig sichere. „Nordrhein-Westfalen muss weiterhin das soziale Gewissen Deutschlands bleiben“, forderte er.

Laut einer deutschlandweiten Umfrage der Diakonie, der Arbeiterwohlfahrt und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands haben soziale Einrichtungen seit Anfang 2022 eine Kostensteigerung von 16 Prozent verzeichnet. 65 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie kurzfristig weitere Einschnitte bei Angeboten und Leistungen vornehmen müssen.

Von den 567 befragten Organisationen und Einrichtungen allein in NRW gaben knapp 30 Prozent an, sie hätten aus finanziellen Gründen bereits Leistungen einschränken müssen. 20 Angebote – rund 3,7 Prozent – mussten demnach sogar ganz eingestellt werden.

dpa