„Vice – Der Zweite Mann“: Holt sich Christian Bale so den Oscar als bester Hauptdarsteller?

Christian Bale verwandelt sich mit Extra-Pfunden, schütterem Haar und genialer Maske in den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney.
Foto: Matt Kennedy/dpa
Foto: Matt Kennedy/dpa
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Regisseur Adam McKay schafft das Kunststück: Er dreht einen amüsanten Film über den Hardliner-Politiker Dick Cheney. Christian Bale verwandelt sich mit Extra-Pfunden in den früheren US-Vizepräsidenten.

Christian Bale hat sich abermals unkenntlich gemacht. Für die Rolle eines abgemagerten Maschinisten in „The Machinist“ nahm er 30 Kilo ab, für eine Batman-Reihe trainierte er sich einen Superhelden-Body an. Nun verwandelt sich der 45-jährige Brite mit vielen Extra-Pfunden, schütterem Haar und genialer Maske in den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney – und ist in „Vice – Der zweite Mann“ nicht wiederzuerkennen.

Für seine Hauptrolle in der bissigen Politsatire von Regisseur Adam McKay unterzog sich Bale bei den Dreharbeiten täglich einer mehrstündigen Prozedur von Make-Up und Silikon-Prothesen, er legte 20 Kilo zu und perfektionierte die grimmig-ernste Mimik des erzkonservativen Politikers.

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In dem Biopic schaut McKay auf 50 Jahre aus Cheneys Leben, angefangen von den frühen 1960er Jahren im ländlichen US-Staat Wyoming, wo der zukünftige US-Vizepräsident Politikwissenschaften studierte. Aus seiner tiefen Abneigung für Cheney macht der Regisseur keinen Hehl. Es geht gleich mit Saufgelagen, dem Rausschmiss aus der Yale-Universität und einer Festnahme wegen Trunkenheit am Steuer los. Der junge Cheney muss seiner Freundin und späteren Ehefrau Lynne (Amy Adams) versprechen, dass er sich bessert, sonst haue sie ab.

Golden Globe für besten Komödien-Darsteller

„Vice – Der zweite Mann“ ist kein biografisch ausgeglichenes Porträt, sondern eine scharfzüngige, unterhaltsame Abrechnung mit dem extrem umstrittenen Politiker, der wie kein anderer Vize die Macht im Weißen Haus ergriff. Wie McKay steht auch Bale mit Cheney auf Kriegsfuß. Als der Brite im Januar für seine geniale Darstellung des Politikers mit dem Golden Globe zum besten Komödien-Darsteller gekürt wurde, holte er prompt gegen Cheney aus. „Ich danke Satan für seine Eingebung, wie ich diese Rolle spielen kann“, sagte er in seiner Dankesrede.

Bei der Oscar-Verleihung hat er Chancen auf den Hauptdarsteller-Preis, „Vice“ zieht mit insgesamt acht Nominierungen ins Rennen, auch als bester Film, für Regie und die Nebendarsteller Amy Adams als Lynne Cheney und Sam Rockwell als George W. Bush. Aus dem großartig besetzten Ensemble-Cast stechen außerdem Steve Carell als der frühere Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Alison Pill als die lesbische Cheney-Tochter Mary heraus.

Mit witzigen Einfällen und schräger Inszenierung erzählt McKay Cheneys einzigartige Karrierestory, während Bale ihn mit immer dickerem Bauch, dünneren Haaren und wachsendem Machthunger porträtiert. Cheney war Stabschef im Weißen Haus unter Gerald Ford (1975-77), Kongressabgeordneter (1979-89), Verteidigungsminister unter George Bush Senior (1989 -1993), wechselte dann in die Privatwirtschaft an die Spitze des Ölservice-Giganten Halliburton. An dieser Stelle bricht der Film mittendrin ab, der Abspann erscheint – und dann geht es mit einem schicksalsträchtigen Anruf von Bush Junior weiter, der den Hardliner zu seinem Vize machen will.

Satirische Mischung aus Politgeschichte und Familiendrama

Von 2001 bis 2009 war Cheney die Nummer Zwei unter US-Präsident George W. Bush. Oder vielmehr der eigentliche Strippenzieher, der im Weißen Haus das absolute Sagen hatte, wie es McKay darstellt – bei der Entscheidung für den Irak-Krieg, als Hauptverfechter von geheimen CIA-Gefängnissen, Folter-Verhörmethoden und illegalen Abhörpraktiken. Gewissenlos, machthungrig und ohne jedes späteres Bedauern seiner politischen Entscheidungen.

„Vice – Der zweite Mann“ ist eine amüsante, satirische Mischung aus Politgeschichte und Familiendrama, die konservativen Republikanern garantiert nicht gefallen dürfte. Schon mit dem Finanzthriller „The Big Short“ (2016) war McKay das Kunststück gelungen, eher drögen und sperrigen Stoff vom großen Crash am US-Immobilienmarkt unterhaltsam in Szene zu setzen. Auch dabei wirkte ein Star-Ensemble um Bale, Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt mit.

Als Cheney könnte der Verwandlungskünstler Bale nun seinen ersten Hauptdarsteller-Oscar holen. Den ersten Oscar erboxte sich der Brite 2011 mit seine Nebenrolle in „The Fighter“ als überdrehter Junkie, der seiner ruhmreichen Boxer-Vergangenheit nachhängt.

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(dpa)