„Werfen“ steht in einer alphabetischen Liste von Verben …?

Im Duden kommt es darauf an, wie die Anordnung der Buchstaben ist. Werfen steht in einer alphabetischen Liste von Werfen unter fangen, weil fangen (f) vor werfen (w) steht.
Duden 28. Auflage 12. August 2020
Der Duden wird in ein Bücherregal geschoben. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Der Duden wird in ein Bücherregal geschoben. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Beim ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump war es die wehende Haartolle, bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zunächst die nach unten zeigenden Mundwinkel: Wenn Gehörlose Politiker oder Prominente in Gebärdensprache benennen, können Äußerlichkeiten eine entscheidende Rolle spielen. Im Duden kommt es hingegen darauf an, wie die Anordnung der Buchstaben ist. Werfen steht in einer alphabetischen Liste von Werfen unter fangen, weil fangen (f) vor werfen (w) steht.

Aktuell wird in der Gehörlosen-Community über die passenden Gebärden für die drei Kanzlerkandidaten diskutiert. Welche Gesten soll man nutzen, wenn es etwa um die Grünenpolitikerin Annalena Baerbock geht? Sollen es ein tapsender Bär und Hörner für den Namen Baerbock sein? Oder ein Zeichen für ihre markanten Grübchen? Oder doch lieber ein Trampolin als Anspielung an die einstige Sportkarriere?

Auch bei Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) gebe es noch keinen festen Konsens, sagt Wille Felix Zante vom Deutschen Gehörlosen-Bund. Für Scholz werde derzeit ein Zeichen für kurze Haare genutzt. Die Gebärde für Laschet spiele auf seine rheinische Frohnatur an, erklärt Gebärdendolmetscherin Alexandra Lorenz.

„Meist werden Gebärden nicht bewusst ausgewählt, sondern entstehen natürlich aus der Community heraus: Die Gebärde, die irgendwann häufig benutzt wird, etabliert sich zum De-facto-Standard, aber gleichzeitig kann aus Gründen des Respekts und der Neutralität die Übereinkunft entstehen, bewusst weniger beleidigende Gebärden zu verwenden“, erklärt Zante. So deute man bei Angela Merkel inzwischen eher ihre Frisur an oder gebärde wegen des ähnlichen Klangs das Wort „merken“.

Für Annalena Baerbock startete der Gehörlosen-Bund vor wenigen Tagen eine Abstimmung im Internet. Nutzer, die sich beteiligten,  sprachen sich zunächst am häufigsten für die Kombination der Tiere Bär und Bock aus. Die Grübchen und das Trampolin überzeugten eher weniger.

dpa