Polizei muss einschreiten: Fußball-Ikone Maradona beigesetzt – Tumulte bei Totenwache

Die Beisetzung von Diego Maradona ist nicht ohne Zwischenfälle vonstatten gegangen. Sogar die Polizei musste einschreiten.
Nach dem Tod von Maradona
Foto: Ferrari Raul/telam/dpa
Foto: Ferrari Raul/telam/dpa

Einen Tag nach seinem Tod ist die argentinische Fußball-Legende Diego Armando Maradona in einem Vorort von Buenos Aires beigesetzt worden. An der Beerdigungsfeier auf dem Friedhof Jardín Bella Vista nahmen am Donnerstag nur zwei Dutzend Trauernde Familienangehörige und enge Freunde des Ex-Ausnahmesportlers teil, der nach einem Leben voller Triumphe und Abstürze am Mittwoch im Alter von 60 Jahren an einer Herzattacke starb. Bestattet wurde Maradona neben den Gräbern seiner Eltern, Dalma und Diego.

Der intime Charakter der Zeremonie stand in scharfem Kontrast zur übersprudelnden Emotionalität, mit der Stunden zuvor Zehntausende Menschen Abschied von dem Ballkünstler nahmen. Die Szenerie erinnerte an einen Staatsakt mit eigentümlicher Stadionatmosphäre, bei der Totenwache kam es zu Ausschreitungen mit Verletzten und Festnahmen.

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Umhüllt von einer argentinischen Flagge stand der Sarg mit Maradonas Leichnam stundenlang in der Lobby des Präsidentenpalasts Casa Rosada im Herzen von Buenos Aires. Darauf lag ein Trikot der argentinischen Nationalmannschaft mit seiner Nummer 10. Es blieb nicht das einzige, selbst Präsident Alberto Fernández legte als Ehrerweisung ein Trikot der Argentinos Juniors ab des ersten Fußballclubs, für den Maradona über den Platz wirbelte.

Bis zum frühen Morgen war die Lobby mit Maradonas geschlossenem Sarg Familienangehörigen und engsten Freunden vorbehalten. Dann folgten die Mannschaftskameraden, die Maradona 1986 zur Weltmeisterschaft geführt hatte. Auch andere argentinische Fußballstars, wie Carlos Teves von den Boca Juniors, erwiesen ihm die Ehre.

Präsident mit Tränen in den Augen

Der erste Fan, der an den Sarg durfte, war der 30-jährige Nahuel de Lima, der wegen einer Gehbehinderung Krücken benutzen muss. „Diego ist das Volk“, sagte er. „Heute spielen Trikots, politische Fahnen keine Rolle. Wir kamen, um von einem Abschied zu nehmen, der uns große Freude gemacht hat.“

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Gegen Mittag kam der Präsident. Fernández legte, mit Tränen in den Augen, neben dem Trikot zwei Taschentücher zum Sarg. Taschentücher von der Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo. In den Jahren der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 hatten sich Mütter auf dem Platz in Buenos Aires versammelt, um gegen das Verschwinden ihrer Kinder zu demonstrieren. Maradona, der ein Porträt-Tattoo des aus Argentinien stammenden Revolutionärs Che Guevara auf einem Arm hatte, war ein Freund der Madres gewesen.

Fans, die am Sarg vorbeigingen, schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust, gaben Luftküsse und riefen „Auf geht’s, Diego!“. Die meisten trugen Mund-Nasen-Schutz.

„Diego ist nicht tot, Diego lebt im Volk!“

Um kurz vor 18 Uhr wurde die öffentliche Aufbahrung auf Betreiben von Maradonas Familie beendet und der Sarg für die Bestattung fortgebracht, was bei vielen wartenden Trauernden am Tor zur streng bewachten Casa Rosada für Frust sorgte. Wütende Fans warfen Steine und andere Gegenstände auf Polizisten, die mit dem Einsatz von Gummigeschossen reagierten. Als der Bestattungswagen losfuhr, säumten Tausende Menschen die Straßen. Viele versuchten den von der Polizei eskortierten Wagen zu berühren, wann immer er im Stau zum Stehen kam.

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Aus dem verzweifelten Wunsch, sich von ihrem Idol zu verabschieden, kletterten Fans die Zäune des Präsidentenpalasts hoch. „Diego ist nicht tot, Diego lebt im Volk!“, skandierte die Menge, als der Sarg vorbeigefahren wurde. Vor dessen Ankunft am Friedhof blockierten Hunderte Menschen den Eingang, tanzten und sangen. Schließlich räumte die Polizei den Weg frei.

Fußballer und Weggefährten aus aller Welt würdigten Maradona, so auch Michel Platini, in den 1980er Jahren einer der größten Rivalen des Argentiniers in der italienischen Liga. Platini sagte der Nachrichtenagentur AP, Maradona sei der „größte Fußballliebhaber“ gewesen. „Er war ein Kind-König. Er war in allem etwas exzessiv, aber das Wichtigste ist, dass er exzessiv auf dem Platz war, und das war schön.“

dpa