Retortenbabys: Wie viele Babys gibt es aus künstlicher Befruchtung?

Vor 40 Jahren kam das erste Baby durch eine künstliche Befruchtung zur Welt kam. Rund acht Millionen weitere kamen seither hinzu.
Foto: Naypong Studio/shutterstock
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40 Jahre ist es her, als das erste Baby durch eine künstliche Befruchtung zur Welt kam. Rund acht Millionen weitere kamen seither hinzu. Zwillinge aus der Retorte gibt es hingegen immer weniger.

Das hat eine Auswertung der Datensammlung ICMART ergeben, die am Dienstag beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) in Barcelona vorgestellt wurde. Inzwischen werden demnach jährlich geschätzt mehr als eine halbe Million Babys weltweit nach einer künstlichen Befruchtung geboren.

In Europa liege bei der Zahl der Fruchtbarkeitsbehandlungen Spanien mit 119 875 Therapiezyklen im Jahr 2015 an der Spitze, gefolgt von Russland (110 723), Deutschland (96 512) und Frankreich (93 918), hieß es von der ESHRE weiter. Berücksichtigt sind dabei In-vitro-Fertilisationen (IVF), Intrazytoplasmatische Spermien-Injektionen (ICSI) und die – in Deutschland verbotenen – Eizellspenden.

Insgesamt gab es den ESHRE-Daten zufolge 2015 europaweit rund 800 000 Behandlungszyklen, aus denen 157 449 Babys hervorgingen. Allerdings seien noch nicht alle Länder bei dieser Auswertung berücksichtigt, es fehle zum Beispiel Großbritannien mit üblicherweise etwa 60 000 Zyklen.

Der vorgestellten Statistik zufolge kommt es bei 36 Prozent der Embryotransfers zu einer Schwangerschaft. Die Chancen stehen besser, wenn der Embryo im Alter von fünf statt von drei Tagen in die Gebärmutter übertragenen wird. Die Aussichten auf eine Schwangerschaft sind grundsätzlich in höherem Alter geringer und nicht jede Schwangerschaft endet mit der Geburt eines Babys. Weil inzwischen häufiger nur ein Embryo eingesetzt wird, kommt es seltener zu Zwillingsschwangerschaften – für 2015 lag die Rate bei etwa 14 Prozent.

Rund jedes zehnte Paar hat Schwierigkeiten, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen – bis 1978 ließ sich dagegen kaum etwas tun. Am 25. Juli 1978 aber wurde im britischen Oldham Louise Brown nach einer IVF geboren. Entwickelt wurde die Methode vom Medizin-Pionier Robert Edwards, der dafür 2010 den Nobelpreis erhielt. Das erste deutsche Retortenbaby kam am 16. April 1982 in der Erlanger Frauenklinik zur Welt. Es war ein Junge – Oliver.

Die In-vitro-Fertilisation nutzen Mediziner unter anderem bei Fruchtbarkeitsproblemen der Frau wie etwa einem Eileiterverschluss. Zunächst wird mit Hormonpräparaten die Eizellreifung stimuliert. Die gereiften Eizellen werden abgesaugt und im Labor mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Der entstehende Embryo wird in die Gebärmutter der Frau gepflanzt.

Am häufigsten wird inzwischen die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion angewendet. Die ICSI kommt bei Fruchtbarkeitsproblemen des Mannes zum Einsatz, etwa zu wenigen oder schlecht beweglichen Spermien. Der Ablauf ist zunächst derselbe wie bei der IVF, zur Befruchtung wird jedoch eine Samenzelle unter einem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt. (dpa)