NRW: 3400 Menschen gehören laut Reul zu „Reichsbürger“-Szene

Die Reichsbürger-Szene wird sehr genau von den Sicherheitsbehörden beobachtet. Nach der Razzia spricht NRW-Innenminister Herbert Reul von ca. 3400 Personen in NRW.
Herbert Reul 6. Dezember 2021
NRW-Innenminister Herbert Reul ist von den Waffenverbotszonen in Düsseldorf und Köln überzeugt. Foto: Marcel Kusch/dpa
Herbert Reul 6. Dezember 2021
NRW-Innenminister Herbert Reul ist von den Waffenverbotszonen in Düsseldorf und Köln überzeugt. Foto: Marcel Kusch/dpa

Wie groß ist die Szene der Reichsbürger in Nordrhein-Westfalen? Dieser Frage ging auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nach. Seinen Angaben nach rechnen die Sicherheitsbehörden rund 3400 Menschen in Nordrhein-Westfalen der Szene der „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ zu. Dabei sei nach bisherigen Erkenntnissen die große Mehrheit nicht in festen Organisationsstrukturen verankert, gleichwohl weise die Szene ein „erhebliches Gefahrenpotenzial“ und die potenzielle Bereitschaft zu „schweren Gewalttaten“ auf. Polizei und Verfassungsschutz in NRW würden die Szene sehr genau beobachten, sagte Reul im Innenausschuss des Landtags in Düsseldorf.

„Rechterrorismus“ würde das Land „mit aller Konsequenz“ verfolgen. Das Gefährliche sei laut Reul, dass sich mehrere Szenen vermischen, verbinden und vernetzen. Daraus könnten feste Organisationsstrukturen oder -bindungen entstehen, die Gewalttaten planen oder den Sturz des Rechtsstaates beabsichtigen. In der Fragen gebe es „null Toleranz“.

Neben Rechtsextremisten, Anhängern von Verschwörungsmythen oder -theorien sowie renitenten Staatsleugnern sind laut NRW-Verfassungsschutz-Chef Jürgen Kayser auch Menschen aus der bürgerlichen Mitte, Corona-Leugner oder Bewegungen wie die „Vereinten Patrioten“ der sogenannten Reichsbürger-Szene zuzurechnen. Reul sprach von einer „Mischszene“. Bei der Mehrzahl der 3400 Menschen fehle zwar die Organisationsbindung, das mache sie aber nicht weniger gefährlich. 185 davon sollen rechtsextrem sein. „Auf jeden bizarren Kopf passt ein bizarres Deckelchen“, sagte Reul.

Bewaffnung von „Reichsbürgern“ ist sehr gefährlich

Ein Thema nach seinem Bericht im Innenausschuss war auch die Bewaffnung in der Szene. Laut Sicherheitsbehörden haben 123 Menschen aus der „Reichsbürger“-Szene in NRW eine waffenrechtliche Erlaubnis, 37 sogar eine Waffenbesitzkarte. 118 Personen, die eine waffenrechtlich Erlaubnis haben, wurden oder werden überprüft. Die Widerrufsverfahren laufen zum großen Teil noch. „Wer ‚Reichsbürger‘ ist, darf keine Waffe besitzen“, forderte der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Marc Lürbke.

In der vergangenen Woche hatte es eine bundesweite Razzia in der „Reichsbürger“-Szene mit etlichen Durchsuchungen und vielen Festnahmen gegeben. NRW war aber kein Schwerpunkt, hier wurden nur drei Objekte von zwei Personen durchsucht. Darunter war eine Polizistin aus dem Kreis Minden-Lübbcke, deren Wohnung und Arbeitsplatz durchsucht wurden. Sie wird in dem Verfahren als Beschuldigte geführt und ist vom Dienst suspendiert.

„Reichsbürger“ sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Der Verfassungsschutz rechnet der Szene bundesweit rund 21.000 Anhänger zu.

dpa