„Größte Kosten-Explosion seit dem 2. Weltkrieg“: Kölner Brauerei-Verband schlägt Alarm

Was waren das noch Zeiten, als ein Kölsch (0,2 Liter) 1,60 Euro kostete. Mittlerweile hat die Bierstange vielerorts die 3-Euro-Marke geknackt – aus diesen Gründen.
In einem Brauhaus wie diesem fließt das Kölsch gut und gerne (Symbolbild). Foto: Oliver Berg/dpa
In einem Brauhaus wie diesem fließt das Kölsch gut und gerne (Symbolbild). Foto: Oliver Berg/dpa

Wenn Brauchtumspflege zum Luxus wird! Erst wurde die Angstmarke von 2 Euro geknackt. Jetzt zahlen Gäste – etwa im Karneval – mancherorts sogar 3 Euro für ein o,2-Liter-Glas Kölsch. Im Maritim oder im E-Werk wird dieser Preis für die Bierstange verlangt. Woran das liegt? Tonight News hat nachgefragt.

>> Sartory bis Gürzenich: So viel kostet das Kölsch in den Karnevalssälen <<

„Die Inflation setzt die Wirtschaft unter hohen Druck. Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten 2023 auf hohem Niveau bleiben und teilweise weiter steigen“, so Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerei-Bundes (DBB). Der anhaltend hohe Kostendruck sei die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr, neben der Aufrechterhaltung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung. Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasten die Unternehmen. Dies werde sich auch auf die Preise auswirken, so die Prognose des DBB. Zahlreiche Brauereien in Deutschland stehen vor einem äußerst schwierigen Geschäftsjahr und haben für 2023 bereits Preiserhöhungen angekündigt.

So setzen sich die aktuellen Bierpreise zusammen. Quelle: Deutscher Brauerei-Bund, Grafik: Tonight.de

Kölner Brauerei-Verband schlägt Alarm: Kostenexplosion bei Bierpreisen

Und dieser Trend wird sich auch im Rheinland zeigen – etwa beim Kölsch. „Es ist eine enorme Belastung für die Brauereien. Eine derartige Kostenexplosion hatten wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr“, sagt Christian Kerner. Der Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes weiter: „Die Kölsch-Brauereien, wie die gesamte Brau-Branche in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen hinsichtlich der Kosten auf der Produktionsseite. Die extrem hohen Energiekosten und stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik beeinflussen natürlich die Preisgestaltung.“ Welche Kölsch-Brauereien die gesteigerten Kosten an ihre Kunden weitergeben, wisse Kerner selbst nicht: „Die kalkulieren ihre Preise jeder für sich. Manche geben die Erhöhung erst mal nicht weiter, manche geben 8 Prozent der Erhöhung weiter, obwohl sie selbst vielleicht eine Erhöhung von 20 Prozent haben.“

Wer ist Schuld am Preis-Dilemma? Es sei ein „komplexes System“, so Kerner. „Ich denke, es sind Spätfolgen der Corona-Zeit, der Ukraine-Krieg und eine Verkettung der Globalisierung.“ Dann wird er konkret: „Wir hatten zum Beispiel mit einer großen Glasfabrik in der Ukraine zusammengearbeitet, die uns die Bierflaschen geliefert hat. Diese kann wegen des Krieges jetzt natürlich nicht mehr produzieren.“ Jetzt orientiere man sich auf dem deutschen Markt. Die Wirtschaftssantkionen gegen Russland halte Kerner trotz all der Nachteile für die Braubranche für richtig: „Doch, doch, die mussten schon sein. Man muss sich gegen die Abhängigkeit positionieren und sich mehr in ganz Europa verteilen.“