Ex-Selfmade-Gastronomin rechnet knallhart ab: „Die Stadt Köln zerstörte meinen Lebenstraum“

Ein eigenes Kaffee mit italienischem Espresso aus hochwertigen Siebträgermaschinen: Das war der Lebenstraum der Kölnerin Frauke Kulike. Die Stadt Köln habe, wie sie sagt, ihre Existenz zerstört. Tonight News kennt die ganze Geschichte.
Frauke Kulike in glücklicheren Zeiten. Foto: privat
Frauke Kulike in glücklicheren Zeiten. Foto: privat

Frauke Kulike aus Köln sparte jahrzehntelang auf ihren Traum hin: Die gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte wollte unbedingt eine eigene kleine Espressobar in Köln eröffnen. Selbständig sein, Gäste bewirten und dabei den ganzen Tag Espresso riechen – das war die Wunschvorstellung der heute 51-Jährigen. 2019 war es dann endlich so weit. Kulike hatte 130.000 Euro Startkapital gespart und mietete ihr erstes Ladenlokal auf der Kettengasse in der Innenstadt an. Doch nur drei Jahre später ist alles vorbei. Die Selfmade-Gastronomin ist wieder in ihrem Ausbildungsberuf tätig. All ihre Ersparnisse sind weg. Jetzt macht sie der Stadt Köln schwere Vorwürfe. Was ist passiert?

Nur wenige Monate nach der Eröffnung ihres ersten Cafés 2019 in der Kölner City zog Corona der einstigen Büroangestellten einen ersten Strich durch die Rechnung: Lockdowns, Einschränkungen, Hygienekonzepte. Aufgeben war für die Selfmade-Gastronomin dennoch keine Option. Trotz aller Hindernisse konnte sie ihre Espressobar, die sie Piccolo Nero („der kleine Schwarze“, sinnbildlich für den Espresso) genannt hatte, halten. Problem: Die Stadt wollte ihr keine Außenterrasse genehmigen. Kulike: „Der Laden war nur 30 Quadratmeter groß. Im Sommer wollte da natürlich niemand drinnen sitzen.“

Sichtlich glücklich in ihrer Bar Piccolo Nero: Frauke Kulike 2021.

Kölner Gastronomin wartete über drei Monate auf Genehmigung der Stadt

Und so zog die Gastronomin in ein neues, größeres Ladenlokal nahe der Aachener Straße. „Auf der Händelstraße hatte ich von der Stadt schon die mündliche Zusage, dass das mit der Außengastronomie auf jeden Fall klappt.“ Am 1. März 2022 feierte Frauke Kulike dann die Eröffnung des neuen Piccolo Nero. Da kam bereits das nächste Problem auf: „Meine Schanklizenz kam nicht pünktlich und so konnte ich meinen Gästen bei der Eröffnung nicht einmal einen Prosecco anbieten. Die Lizenz erhielt ich dann am 16. März – also rund zwei Wochen zu spät.“

Das nächste Drama folgte: Da Kulike ihre Bar im Frühjahr eröffnete, stellte sie bereits am 16. Januar 2022 einen Antrag bei der Stadt zur Genehmigung der Außengastronomie. Doch die Genehmigung kam einfach nicht. Kulike verzweifelte. „Im Frühjahr, wenn man an einem neuen Standort eröffnet, ist man ohne Außenterrasse tot. Die Laufkundschaft nimmt einen als geschlossen wahr, da im Sommer keine Gäste drinnen in einer dunklen Espressobar sitzen wollen, schon gar nicht, wenn man die Aachener Straße mit all ihren Cafés daneben hat“, erklärt sie rückblickend.

Trotz penetranter Nachfragen sei Kulike immer wieder hingehalten worden: „Die haben mich dann vertröstet, weil sie einen Mitarbeiterwechsel hätten und wegen Corona so viel zu tun sei.“ Erst am 24. Mai sei die Genehmigung für die Terrasse bei Kulike eingetrudelt, aber: „Da stand ich schon über drei Monate leer. Da war das Kind schon in den Brunnen gefallen.“ Die finanziellen Einbußen der vergangenen drei Monate seien nicht mehr tragbar gewesen.

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Kulike betont: „Wenn man ein Lokal an einem neuen Standort aufmacht, ist die Außengastro ungeheuer wichtig, um auf sich aufmerksam zu machen.“

Frauke Kulike setzte 2022 auf die volle Stadt während des CSDs – vergebens. Foto: privat.

Auch zum CSD habe die Gastronomin nochmal alles gegeben, um Neukunden zu gewinnen – vergebens. Die nötige Kundschaft blieb aus, sodass das Piccolo Nero im Dezember 2022 schließen musste. Die 51-Jährige erschüttert: „Die Stadt Köln hat mit dieser langatmigen Bürokratie meinen Lebenstraum zerstört. Meine ganzen Ersparnisse sind weg.“ Tonight News konfrontierte die Stadt Köln mit den Vorwürfen Kulikes, eine Antwort steht jedoch noch aus.

Heute arbeitet die Kölnerin wieder als Büroangestellte. Ob sie sich jemals wieder vorstellen kann, als selbständige Gastronomin durchzustarten? „In Köln definitiv nicht!“, stellt Kulike klar. Ein neues Lokal stehe für sie aber derzeit auch gar nicht zu Debatte. Der Grund: „Mein finanzielles Polster ist komplett aufgebraucht. Und wenn ich eins hätte, dann würde ich sowas nur nochmal in einer Stadt wagen, in der die Verwaltung den Menschen und Gewerbetreibenden zugewandt ist.“

Und: Frauke Kulike ist nicht die einzige Gastronomin in Köln, der die Bürokratie der Stadt gewaltig gegen den Strich geht. Auch die IG Kölner Gastro um Bagatelle-Chef Daniel Rabe ist auf dem Baum wegen des hohen bürokratischen Aufwandes für Gastronomen, setzte kürzlich erst einen Brandbrief an die Bundesregierung auf. Welche Punkte dort noch kritisiert werden, lest ihr hier.