Uniliga: Die Studenten-AG, die zu einer der wichtigsten Esports-Bewegungen Deutschlands wurde

Die Uniliga aus Köln versucht, Gaming, Esport und Studium zu vereinen. Sie organisiert bundesweite Wettkämpfe und kämpft gleichzeitig für mehr Akzeptanz von Esport. Tonight News hat mit Fabian Fromm, einem der Gründer, gesprochen.
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Ein Finalspiel der Uniliga bei einem Offline-Event. Foto: Uniliga/Felix Möller
Ein Finalspiel der Uniliga bei einem Offline-Event. Foto: Uniliga/Felix Möller

Esport ist auf dem Vormarsch. Das zeigten zuletzt auf bemerkenswerte Weise die RLCS Championship in Düsseldorf im PSD Bank Dome und die IEM in der Kölner Lanxess Arena – zwei Events, bei denen in Deutschland vor Tausenden Fans in ausverkauften Arenen um Millionenbeträge gezockt wurde.

Einen großen Anteil an der wachsenden Popularität in Deutschland hat dabei die Uniliga. Dahinter versteht sich ein Zusammenschluss von Studenten in Deutschland, die sich dem Esport verschrieben haben und digitale Wettkämpfe für Studenten veranstalten.

Uniliga startete als Hobby eines Gamer-Studenten

Gegründet wurde die Uniliga 2015. Aus einem Hobby wurde inzwischen ein Unternehmen, das sich rasant etabliert und vergrößert hat. Heute beschäftigt die Uniliga acht feste Mitarbeiter und noch einmal so viele Werksstudenten, hinzu kommen Freelancer und Talente im Bereich Produktion, Moderation und Betreuung.

„Damals ist man noch nicht in die Uni gegangen und hat erzählt, dass man Gamer ist“, beschreibt Fabian Fromm, Gründer der Uniliga, die Entstehungsgeschichte im Gespräch mit Tonight News. „Ich habe mich selbst keiner AG zugehörig gefühlt und habe dann kurzerhand selbst eine gegründet.“

Fabian Fromm / Uniliga

Fabian Fromm, Gründer der Uniliga, im Gespräch mit Tonight News.
Foto: Uniliga/Felix Möller

Zu Gute kamen ihm und seinen Kollegen, dass es sich nicht um eine von oben übergestülpte Idee eines großen Gaming-Konzerns handelte, sondern hier von ganz unten etwas aufgebaut wurde. Eine Graswurzelbewegung, von Studenten für Studenten.

Uniliga versteht sich auch als „Bewegung“ – mit eigenem Kommunikationskanal

Heute zählt diese „Bewegung“ bis zu 6000 Hochschüler auf einem eigenen Server auf Discord, einer Kommunikationsplattform zwischen Skype und Facebook: Am besten kann man es sich als digitalen Marktplatz vorstellen, wo sich über Turniere, Disziplinen, Termine und vieles weitere zwanglos und unkompliziert ausgetauscht wird, ob schriftlich oder per (Video-)Telefonie.

Hier können sich neue Interessierte anmelden, hier tauschen sich die Teams untereinander aus, hier wird auch sehr viel organisatorisch geleistet. Denn die vielen Disziplinen wollen auch ausgetragen werden. „Da sind deine Ansprechpartner und du kannst dich hin navigieren lassen. Das findet täglich so statt“, erklärt Fromm. „Für die Community ist Discord das zentrale Tool und nicht mehr wegzudenken.“

Nachdem man zu Beginn mit dem Action-Rollenspiel „League Of Legends“ noch ausloten wollte, wie groß das Interesse an Esport unter Studenten in Deutschland überhaupt ist, sind es inzwischen 13 verschiedene Titel, die bei der Uniliga ausgespielt werden. Klassiker wie „Counter Strike“ und „League Of Legends“ finden dort ebenso statt wie die neuen Shooter „Valorant“ oder „Overwatch“.

Ohne Vorwissen zum Vorreiter im Bereich Esport

Wirkliches Vorwissen, wie die Umsetzung von Wettkämpfen auf digitaler Ebene im Esport überhaupt funktioniert, gab es nicht. Auch nicht, wie man ein Unternehmen führt, welches sich genau diesen Dingen verschrieben hat. Daher wurde nach dem Prinzip „learning by doing“ vorgegangen. Es wurden erfolgreiche Konzepte kopiert und erste Turniere veranstaltet.

Bei den Teilnehmern kamen die Wettkämpfe gut an. Bei den Unis aber war die Akzeptanz nicht uneingeschränkt. „Wir mussten und müssen teilweise viel Aufklärungsarbeit leisten“, so Fromm. „Manche Unis trauen sich nicht so recht. Aber es gibt auch Universitäten, die sehr offen für unsere Ideen sind.“

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Zuschauer fiebern beim Finale der Uniliga mit.
Foto: Uniliga/Felix Möller

Dazu gehören vor allem technisch geprägte Unis, die sogar einen Mehrwert für ihre Studenten sehen. Denn inzwischen wird bei der Uniliga durchaus Know-how und Expertise vermittelt. Etwa mit digitalen Strukturen bei Turnierabläufen oder Automatisierungen für den Liga-Alltag. Bis es soweit war, brauchte es aber eine Weile.

Uniliga-Finals werden vor Livepublikum ausgetragen

2018 wurden die Strukturen schließlich professionalisiert, eine GmbH gegründet. „Mit der Gründung in Köln haben wir erste Sponsoren und Geldgeber gewonnen. Dadurch konnten wir unsere Events weiterentwickeln und vergrößern“, führt Fromm aus. So werden die Finalspiele inzwischen im Kölner Xperion vor Livepublikum ausgetragen. Zweimal pro Jahr, jeweils am Semesterende, finden die Finals statt.

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Die Finalteams selbst werden medial mit aufwendigen Video- und Fotoproduktionen ins rechte Licht gerückt. Es werden Trailer aufgenommen und die Uniliga bezahlt den Teams das Hotel, die Anreise und die Verpflegung. „Das ist das Aufwändigste, was wir im ganzen Jahr machen. Die Vorbereitungszeit beträgt bis zu vier Monate, da arbeiten insgesamt zehn bis zwölf Mitarbeiter an verschiedensten Themen dran“, so Fromm.

Im September finden die nächsten Finalspiele statt, in diesem Jahr dann erstmals über zwei Tage. Am Freitag, den 15. September, wird es erstmals ein Finale im Shooter „Valorant“ geben, am Samstag dann das etablierte Finale in „League Of Legends“. Ein einmaliges Ereignis soll das Finale über zwei Tage aber keinesfalls bleiben.

Vielmehr sollen noch viele dieser Offline-Events folgen. „Davon wollen wir für die Studenten so viele wie möglich schaffen in ihrer kurzen Laufbahn an der Uni. Im besten Fall sollen sie sich immer an diese Momente auf der Bühne erinnern. Das ist ein Teil unserer Philosophie“, hat Fromm die Vision vor Augen. Zudem sei man die einzige Graswurzel-Organisation, die überhaupt solche Events ohne große Produktionsfirmen im Hintergrund stemmen kann.

„Unis sollen Esport als Teil ihrer Agenda aufnehmen“

So kommt es nicht mehr überraschend, dass Unis mittlerweile auch gezielt danach ausgesucht werden, ob ein Esport-Team vorhanden ist und wenn ja, in welcher Form. Und was in den USA bereits gang und gäbe ist, soll nun auch in Deutschland Einzug erhalten, wenn es nach den Uniliga-Gründern geht. Denn dort herrscht knallharter Wettbewerb zwischen den Hochschulen, Rivalitäten werden mitunter großgeschrieben.

Das liegt vor allem daran, dass Unis in den Vereinigten Staaten in privater Hand sind. In Deutschland aber sind die Hochschulen überwiegend verstaatlicht. Werbekampagnen einzelner Unis, wie es sie in den USA bereits gibt, sind hierzulande fremd. Daher gibt es zwischen deutschen Unis auch keinerlei Rivalitäten, das ist in Übersee anders. Mehr Rivalitäten zwischen den Unis, das ist auch ein Ansatz, den sich Fromm und seine Kollegen wünschen.

Inzwischen werden auch Stipendien für Esport in Deutschland ausgeschrieben. Eine der ersten Hochschulen, die damit wirbt, ist die Dr. Buhmann Schule & Akademie in Hannover. Studenten aus der niedersächsischen Landeshauptstadt und aus Göttingen finden dort ein komplettes System vor, welches Esport und Studium vereint.

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Das Gewinnerteam der „Bremer Brüder“ feiert den Sieg bei der Wintermeisterschaft 2023.
Foto: Uniliga/Felix Möller

An diesem Punkt setzt auch die Uniliga an. „Wenn langfristig etwas geschehen soll, müssen die Unis Esport als Teil der Agenda aufnehmen“, so Fromm. „Das ist ein Punkt, wo wir sehr viel Potenzial in Deutschland sehen. Wenn auch die Unis das Potenzial sehen, haben wir gute Möglichkeiten, langfristig etwas zu ändern.“

Nach wie vor viele Vorbehalte gegen Gaming und Esport

Noch aber ist die Abneigung gegen gewisse Spiele, hier allen voran Shooter wie „Counter Strike“, groß. Nach wie vor wehren sich viele potentielle Sponsoren, damit in Verbindung gebracht zu werden. Jahrzehnte alte Vorurteile werden immer wieder aus der Mottenkiste gekramt, obwohl bereits längst widerlegt ist, das sogenannte „Ballerspiele“ auch im realen Leben zu mehr Gewalt führen würden.

Entsprechend viel Basisarbeit muss nach wie vor auch von der Uniliga geleistet werden. „Je größer ein Konzern ist, umso schwieriger ist es, dieses Denken aufzubrechen“, gesteht Fromm. Er hofft auf den Generationenwechsel in den Führungspositionen, der in den kommenden Jahren einsetzen wird.

So bleibt nichts Anderes, als weiter für Akzeptanz zu kämpfen. Dies geschieht am besten an den Standorten selbst. Daher fahren Fromm und seine Kollegen an vielen Wochenenden im Jahr von Campus zu Campus und organisieren mit den ansässigen Studenten beispielsweise Lan-Partys oder unterstützen bei Wissenschaftsnächten und Erstsemester-Wochen.

Der Erfolg gibt der Uniliga recht. Waren es 2015 bei der Gründung gerade mal zwei Standorte, die sich mit Esport und Gaming beschäftigt haben, sind es bundesweit inzwischen etwa 150 Standorte. „So schaffen wir es flächendeckend in Deutschland, im Schnitt jedes zweite Wochenende ein kleines Event zu haben, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen“, so Fromm.

Ein Konzept, das offensichtlich aufgeht. Und das Potenzial der Uniliga scheint noch lange nicht voll ausgeschöpft zu sein.