Nachtresidenz-Türsteher packt über seinen Job aus: „Am Wochenende schlafe ich nur zehn Stunden“

Die Düsseldorfer Nachtresidenz gehört zu den bekanntesten Clubs Deutschlands. Doch wie erlebt ein Türsteher, der dort seit 20 Jahren arbeitet, die Nächte? Welche spannenden Geschichten hat er auf Lager – und leidet er nicht ständig unter Schlafmangel?
Chris ist seit 20 Jahren Türsteher in der Düsseldorfer Nachtresidenz. Warum er seinen Beruf auch nach so vielen Jahren so liebt – und was sich seitdem geändert hat. Foto: Tonight News / J. Former
Chris ist seit 20 Jahren Türsteher in der Düsseldorfer Nachtresidenz. Warum er seinen Beruf auch nach so vielen Jahren so liebt – und was sich seitdem geändert hat. Foto: Tonight News / J. Former

Die Düsseldorfer Nachtresidenz ist einer der bekanntesten Clubs Deutschlands. Wer hier feiern will, muss sich an die Regeln halten. Und dafür sorgt Türsteher Chris, der seit über 20 Jahren im Dienst ist. Mit Leib und Seele.

Im Gespräch mit Tonight News räumt Chris mit Themen auf, mit denen er als Türsteher schon oft konfrontiert wurde – allen voran, wie man eigentlich Türsteher wird.

„Das richtige Türstehen bringt dir keiner bei“

„Eigentlich bin ich per Zufall in diesen Beruf reingerutscht“, erzählt Chris, der sein Düsseldorf innig liebt und lebt. „Ein Freund aus der Schule fragte mich damals, ob ich bei einem Club als Türsteher aushelfen wolle. Die Arbeit fing direkt an, mir zu gefallen“, erinnert sich der heute 50-Jährige zurück.

Nach einer abgeschlossenen Schreinerlehre und einem kurzen Abstecher zum Bund kehrte der Rheinländer wieder zum Türstehen zurück – und machte sich nebenbei erfolgreich selbstständig: „Ich war zehn Jahre lang Chef meiner eigenen Firma für Sicherheitsdienstleistungen. Wir haben Personen und Promis wie Janet Jackson, die Kelly Family und The Rolling Stones beschützt.“ Er offenbart: „Ja, wir kamen den Stars ganz nah. Das verlangt unser Beruf auch gewissermaßen.“

Chris verrät, was es als Türsteher eines Clubs vor allem benötigt

Eine richtige Ausbildung zum Türsteher, wie etwa eine Ausbildung zum Schreiner, gebe es allerdings nicht: „Das richtige Türstehen bringt dir keiner bei. Dinge wie Überwältigungstechniken, Konfliktprävention und Diskussionsbereitschaft musst du dir selbst aneignen“, erzählt er, während er seine trainierten Arme verschränkt.

Um für diesen Beruf überhaupt geeignet zu sein, ist außerdem eine gehörige Portion Disziplin und Fitness nötig, wie Chris erzählt. „Ich selbst übe seit zig Jahren Kampfsport aus, habe mich auch schon im Thai-Boxen, Ju-Jutsu und diversen anderen Kampfkünsten ausprobiert.“

Eine Sache wäre da doch, die es dringend für seinen Job benötige: einen Sicherheitsschein. „Den brauchst du, wenn du als Personenschützer und Türsteher arbeiten willst“, so Chris.

Woche für Woche wird in Düsseldorf bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Wir haben die aktuellen Partyfotos aus den Clubs und Bars der Stadt für euch.

So sieht die typische Arbeitswoche eines Türstehers aus

Während des Gesprächs mit Chris wird deutlich, dass der Beruf als Türsteher einen hohen Grad an Multitasking-Talent erfordert. Er selbst erläutert es wie folgt: „Grundsätzlich telefoniere ich viel. Denn durch die Woche stehen die Planungen für die kommenden Events und Partys an.“

Sogar diplomatische Fähigkeiten müssen sitzen. „Wenn sich bestimmte Gruppierungen anmelden, die in unserem Haus nicht reinpassen, muss ich das klären. So verringern wir von vornherein das Konfliktpotenzial“, erzählt der Mann, der von sich behauptet, sich Gesichter besonders gut merken zu können.

Einen richtigen Alltag als Türsteher gebe es nicht, so Chris. Sicher ist jedoch, dass er vor einem Partyabend rund eine Stunde vor den Gästen in der Location einkehrt. Er führt uns durch seine abendlichen Abläufe: „Dann startet für mich erstmal der Kontrollgang: Sind die Fluchtwege instandgehalten? Funktionieren alle Notausgänge? Sind die Alarmriegel zu? Dann folgt kurz vor Öffnung ein gemeinsames Teammeeting.“

Klingt nach einem Fulltime-Job – und genau das sei es auch, ergänzt Chris: „So richtig Feierabend habe ich nicht wirklich, denn eigentlich bin ich ständig telefonisch erreichbar. Das muss ich in meiner Funktion auch sein – und das bin ich gerne.“

Weiteres zur Nachtresidenz Düsseldorf: „König der Nacht“-Film mit Blick hinter die Kulissen.

„Am Wochenende schlafe ich zusammengezählt nur zehn Stunden“

Trotzdem würde er nicht von sich behaupten, an Schlafmangel zu leiden. Denn: „Nach so vielen Jahren als Türsteher ist es für den Körper normal, am Wochenende zusammengezählt nur zehn Stunden zu schlafen.“

Der 50-Jährige verrät seinen persönlichen Wachmacher-Tipp: „Um richtig wach zu werden, beginne ich den Tag nach einer Partynacht am liebsten mit Sport.“ Und: Chris raucht nicht und trinkt auch keinen Alkohol. „Gegen Müdigkeit in der Schicht hilft ein Kaffee – aber nur bis 22 Uhr“, schmunzelt er.

So verrückt ist das Düsseldorfer Nachtleben als Türsteher

Natürlich ist auch in der Düsseldorfer Nachtresidenz nicht alles rosarot. Nach über 20 Jahren als Türsteher habe Chris „schon alles gesehen“, wie er sagt.

Häufig kommt es zu Beleidigungen seitens der Gäste, auch kleinere Auseinandersetzungen stehen auf dem Abendprogramm. Chris überraschend offen: „Da habe ich mir schon oft wehgetan. Wir sind schließlich auch diejenigen, die in brenzlichen Situationen zwischen den Gästen gehen. Und das nicht nur ‚vor der Tür'“.

Wenn sich die Situation zuspitze, müsse auch anderweitig Verstärkung geholt werden: „Erst letztens wurde noch ein alkoholisierter Gast von der Polizei vor dem Eingang überwältigt“, erinnert sich Chris.

Bleibt noch die Frage, was passiert, wenn der Türsteher einen Gast nicht in die „Resi“ lassen möchte. Darauf weiß Chris genau eine Antwort: „Wenn mich jemand fragt, warum er nicht rein darf, antworte ich salopp: ‚Weil’s leider so nicht klappt.‘ So nehme ich dem Gast direkt die Entscheidung ab, in meiner Aussage eine Diskussionsgrundlage suchen zu wollen.“

Insgesamt sehe er in sich heute „eher einen Problemlöser als einen klassischer Türsteher.“ Früher hätte man mehr selektiert, heute sei es „viel mehr Gequatsche“, wie er sagt. Und: Er ist mehr als nur ein Muskelmann. Er ist ein Mensch, der sich gemeinsam mit seinen Kollegen für die Sicherheit und das Wohlergehen der Gäste einsetzt. Menschen mit gebrochenem Herzen beispielsweise ein offenes Ohr zu bieten, sei ihm sehr wichtig und das, was seinen Job so menschlich mache.

War früher alles besser? Nachtresidenz-Türsteher mit klarer Antwort

„Früher war es anders. Heute sind die jungen Leute durch den Medien-Salat geformt – und teilweise auch aggressiver, hemmungsloser.“ Mit „Medien-Salat“ meint der Düsseldorfer die Influencer auf Instagram, TikTok und Co., die ihren Followern den feuchtfröhliche Party-Lifestyle vorleben. Fälschlicherweise, seiner Meinung nach.

Und trotzdem: Eine spontane Anekdote bleibt Chris während des Gesprächs nicht verwehrt. „Ein ehemaliger DSDS-Kandidat wollte eines Abends bei uns in den Club rein. Ich wies ihn ab, weil er meiner Meinung nach nicht zur Nachtresidenz passte. Er sagte mir: ‚Ich bin Kandidat bei DSDS – und kann mega gut tanzen!‘. Ich habe ihm gesagt: ‚Dann zeig’s mir!‘. Gelogen hat er nicht, denn dann tanzte er so gut, dass alle Personen um uns herum einfach baff waren. Kurzum: Ich ließ ihn schließlich doch in den Club.“

Den heutigen Chef der Nachtresidenz, Marcel Oelbracht, kannte Chris übrigens schon, bevor Oelbracht den Club 2010 übernahm. Er gibt zu: „Auch ihn habe ich zu unseren Partys damals nicht reingelassen.“

Passend dazu: Feiern gehen in Düsseldorf – diese Partys locken heute in die Clubs und Bars.