„Das ist unsere Heimat“: Wie das Restaurant Luang Prabang ein Stück Laos nach Düsseldorf bringt

Die laotische Kultur ist den meisten Menschen nur wenig bekannt. Mit dem Restaurant Luang Prabang in Düsseldorf möchte Sisagouane Vongsay das jedoch ändern. Tonight News hat mit dem gebürtigen Laoten gesprochen.
2007 eröffnete Sisagouane Vongsay das erste laotische Restaurant in Düsseldorf. Foto: Tonight News
2007 eröffnete Sisagouane Vongsay das erste laotische Restaurant in Düsseldorf. Foto: Tonight News

Im Vergleich zu Ländern wie Vietnam, Thailand oder den Philippinen gehört Laos zu den unbekannteren südostasiatischen Staaten. Nur den wenigsten Deutschen dürften die Gepflogen- und Gegebenheiten im Binnenstaat, der von China, Vietnam, Kambodscha, Thailand sowie Myanmar umgeben und das Zuhause von etwa 6,7 Millionen Einwohnern ist, bekannt sein. Wie sieht es in Laos aus? Was ist die Nationalspeise?

Genau diese Wissenslücke will der gebürtige Laote Sisagouane Vongsay mit seinem Restaurant Luang Prabang schließen. „Jeder hat seine Kultur und diese Kultur sollte man anderen mitgeben“, sagt der Mann, der sich als Botschafter der laotischen Kultur in Düsseldorf sieht, im Gespräch mit Tonight News. Wie der 59-Jährigen ein Stück seiner alten Heimat in die Landeshauptstadt bringt, erfahrt ihr hier.

Restaurant-Besitzer Vongsay hatte Zweifel vor der Eröffnung des Luang Prabang

Vongsay ist einer von nur 4000 Laoten in Deutschland, kam Ende 1979 als Flüchtling in die Bundesrepublik. Die laotische Kochkunst lernte er noch während seiner Zeit in seinem Heimatland von seiner Stiefmutter, welche Köchin war, kennen. In Berührung mit der Gastronomie kam Vongsay allerdings erst in Deutschland, als er Ende der 1990er-Jahre in einem chinesischen Restaurant als Kellner zu arbeiten begann. Doch das fühlte sich für ihn nicht richtig an. „Ich habe mich unwohl gefühlt bei dem, was ich mache“, sagt er rückblickend. „Ich verkaufte mich als Chinese, aber innerlich war und  bin ich Laote.“ Das habe ihn zum Nachdenken gebracht, warum er nicht selbst ein Lokal eröffnet, in welchem er die Speisen seines Landes anbietet.

Während eines Mittagessens habe er seiner Familie von seiner Idee erzählt. Diese habe jedoch nicht an das Vorhaben geglaubt – und auch bei Vongsay mehrten sich die Zweifel, ob ein laotisches Restaurant wirklich erfolgsversprechend sei. Als er mit seiner Familie 2003 nach Nürnberg zog und dort einen Schnell-Imbiss eröffnete, bot er daher thailändisches Essen statt Speisen seines Heimatlandes an.

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„Doch ich habe damals prompt eins auf den Deckel bekommen“, erinnert er sich zurück. So sei ein Thailänder auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, warum er als Laote thailändisches Essen serviert. Erneut sei Vongsay klar geworden, dass er nur eine Rolle spiele und auf dem Rücken einer fremden Kultur Geld verdiene. Den Nürnberger Schnell-Imbiss schloss er daher trotz Erfolg nach nur drei Jahren.

Der Traum vom laotischen Restaurant wurde erst nach langer Zeit wahr

Im August 2006 ging es für Vongsay und seine Familie nach Düsseldorf. Über seinen Bruder bekam er in der NRW-Landeshauptstadt einen Job im Service eines thailändischen Lokals. Doch die Arbeit habe ihm dort nicht sonderlich gut gefallen. „Deren Philosophie hat nicht zu meiner gepasst“, erzählt der 59-Jährige. „Ich bin ein Typ, der gerne Small-Talk mit seinen Gästen führt“, sagt er. Auch sei es ihm wichtig, dass Kunden während ihres Restaurant-Besuchs „Spaß an der Sache haben.“ Sein ehemaliger Arbeitgeber sei jedoch nur auf das schnelle Geld aus gewesen. In diesem Moment erinnerte er sich an seinen Traum, ein laotisches Restaurant zu eröffnen, zurück.

Dieses Mal sollte es jedoch nicht nur bei der Idee bleiben – und so setzte er seinen Wunsch wenige Monate später endlich in die Tat um. Im September 2007 eröffnete er das erste laotische Lokal in Düsseldorf. An die verwunderten Reaktionen der Anwohner kann sich der 59-Jährige noch heute gut erinnern: „Laotisch? Was ist das denn?“

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Trotz der Unbekanntheit der laotischen Küche hatte Vongsay schnell Erfolg mit seinem Lokal – die Auszeichnung zum zweitbesten Restaurant Düsseldorfs durch den Kulinarik-Ratgeber „Düsseldorf geht aus“ bestärkte ihn nur weiter auf seinem Weg.

Zur Stammkundschaft gehören heute überwiegend deutsche Gäste, die neugierig sind und die laotische Kultur kennenlernen wollen. Der Gastronom sieht sich daher auch als eine Art Botschafter von Laos in Düsseldorf. Das schlägt sich auch im positiven Feedback der Kundschaft nieder: „Unsere Arbeit wird bis heute gut angenommen“, sagt Vongsay glücklich.

Laotische Küche wird gut in Düsseldorf angenommen – Vongsays Neffe führt zweites Restaurant

Sein Neffe, welcher zu Anfangszeiten des Luang Prabang noch in seinem Lokal mit ausgeholfen hatte, eröffnete mit dem „Manima der Laote“ vor etwa zehn Jahren das zweite laotische Restaurant Düsseldorfs. Vongsay sieht darin jedoch keine Konkurrenz – im Gegenteil: vielmehr bestätigt es, dass das Interesse an laotischer Kulinarik groß ist.

Der Erfolgsgeschichte des Luang Prabang standen jedoch auch Hindernisse im Weg. So grübelte Vongsay lange, wie er sich aufgrund Laos‘ kultureller Ähnlichkeit zu Thailand von der Kulinarik des bekannteren Nachbarlandes abgrenzen könnte. „Es war schwierig für uns, den Unterschied zwischen Thailand und Laos zu hinzubekommen“, erzählt er. Mit dem Lab, dem Nationalgericht des Landes, sei ihm diese Abgrenzung jedoch gelungen.

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Hierbei handelt es sich ein Gericht aus zerkleinertem Fleisch mit frischen, fein gehackten Kräutern, Zitronengras, Zitronenblättern, Galgant (Lao-Wurzel) und Zwiebeln. „Das Wort Lab heißt Glück“, übersetzt Vongsay. Er erklärt, dass die Speise in der Regel immer dann gegessen wird, wenn etwas in der Familie oder der Gesellschaft gefeiert wird. „Es ist zwar nur ein Gericht, doch es symbolisiert mein Land und unsere Kultur“, sagt der gebürtige Laote stolz.

Für gewöhnlich wird Lab, genauso wie viele andere laotische Speisen, mit Klebreis (Sticky Rice) gegessen. Im Luang Prabang wird dieser jedoch nicht einfach nur neben dem Gericht platziert. Stattdessen wird dieser in kleinen Reiskörben aus Bambus zum Essen gereicht. „Laoten sind zum großen Teil Reisbauern“, erklärt Vongsay. Reiskörbe seien daher für ihn auch ein Symbol für sein Heimatland.

Beim Geschmack seiner Speisen legt Vongsay viel Wert darauf, dass dieser so authentisch wie möglich bleibt. Lediglich bei der Art und Weise, wie Gerichte angerichtet und serviert werden, passe er sich den deutschen Bedürfnissen an. So werde in Laos traditionell gemeinsam mit der Familie oder in großen Gruppen gegessen. „In Deutschland ist es jedoch so, dass jeder seinen eignen Teller haben möchte“, erklärt er.

Laos liegt im Luang Prabang in Düsseldorf auch im Detail

Auch mit dem Restaurant-Namen Luang Prabang möchte der Gastronom zeigen, welche Küche Gäste in seinem Lokal erwartet. „Wenn man den Namen liest oder googelt, weiß man, wo wir herkommen“, erklärt er. So handelt es sich bei Luang Prabang um eine Stadt im Norden des Landes, welche bereits 1995 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen laotischen Städten wurde sie während des Vietnamkrieges nicht angegriffen. Viele Häuser und Tempel blieben dadurch intakt, weswegen sie in den vergangenen Jahren zu einer beliebten Touristendestination geworden ist.

Im Restaurant finden sich zudem viele Statuen und Tempelwächter – wie etwa eine Ganesha-Figur, einem Glücksymbol in vielen asiatischen Kulturen –, eindrucksvolle Fotografien aus Laos schmücken die Wände des Lokals. „Das ist unsere Heimat“, sagt Vongsay sichtlich berührt, während er auf eines der Bilder zeigt.

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Trotz all des Stolzes auf sein Heimatland bietet der Gastronom auch Speisen aus anderen asiatischen Ländern an. Diese biete er jedoch hauptsächlich an, um Gästen die Hemmung vor einem Besuch zu nehmen. Bei Zubereitung und dem Geschmack dieser Gerichte versuche Vongsay allerdings, seinen eigenen Touch mit einzubringen. Für das Massaman-Curry, welches eigentlich aus der thailändischen Küche stammt, benutze er beispielsweise andere Gewürze als üblich und verfeinere es mit Erdnusspaste.

Große Pläne für die Zukunft für das Luang Prabang in Düsseldorf

Allzu lange wird Vongsay das Luang Prabang jedoch nicht mehr leiten. Er möchte schon im kommenden Jahr seine Arbeit im Restaurant „herunterfahren“ und das Lokal in die Hände seiner Kinder geben. Dass sein 24- und 27-jähriger Nachwuchs in seine Fußstapfen treten wollen, mache ihn sehr glücklich: „Ich dachte zuerst nicht, dass sie es übernehmen“, so Vongsay. Das Restaurant lege seinem Sohn und seiner Tochter jedoch sehr am Herzen.

Zur Verstärkung des Teams sei es außerdem geplant, einen Koch aus Laos nach Düsseldorf zu bringen. So möchte der Gastronom seinen Landsleuten ermöglichen, durch Arbeit im Ausland „ihren Horizont zu erweitern“ und eine neue Kultur kennenzulernen. Dabei ist dem Gastronomen jedoch wichtig, dem neuen Küchenchef die Kochgewohnheiten des Luang Prabang zu vermitteln. Die „Handschrift“, mit welcher Vongsay die Gerichte des Luang Prabang zu etwas besonderem macht, möchte er seinem neuen Mitarbeiter unbedingt mit auf den Weg geben.

„Es ist nicht leicht“, gibt der 59-Jährige zu. „Um das alles zu verwirklichen, brauchen wir jemanden, der motiviert ist und eine Vision hat, um das, was ich mache, fortzuführen.“ Die Erfolgsgeschichte des Luang Prabang werde in den kommenden Jahren weitergeschrieben, trotz des bevorstehenden Wandels – davon ist Vongsay überzeugt.

Luang Prabang in Düsseldorf: Öffnungszeiten, Anfahrt und Adresse

Wer sich selbst ein Bild vom Luang Prabang und der laotischen Kultur machen möchte, erreicht das Restaurant am besten über den ÖPNV. So befindet sich wenige Meter vom Lokal entfernt die Haltestelle Lindenstraße, welche von der Straßenbahnlinie 706 bedient wird.

Adresse: Platanen Straße 26, 40233 Düsseldorf

Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 17 Uhr bis 23 Uhr, montags geschlossen