ÖPNV-Streik NRW: Das müssen Schüler, Arbeitnehmer und Reisende wissen

Bereits drei Mal hat es binnen weniger Wochen eintägige Warnstreiks im kommunalen Nahverkehr in NRW gegeben. Nun startet Verdi einen weiteren zweitägigen Warnstreik.
Erneut Warnstreik im NRW-Nahverkehr - Millionen Betroffene
Die Gewerkschaft Verdi fordert die Einführung einer 35-Stunden-Woche und Begrenzung der Schichtlänge auf maximal zehn Stunden. Foto: Sascha Thelen/dpa
Erneut Warnstreik im NRW-Nahverkehr - Millionen Betroffene
Die Gewerkschaft Verdi fordert die Einführung einer 35-Stunden-Woche und Begrenzung der Schichtlänge auf maximal zehn Stunden. Foto: Sascha Thelen/dpa

Millionen Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs müssen am 5. und 6. März in Nordrhein-Westfalen mit erheblichen Einschränkungen bei Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen rechnen.

Die Gewerkschaft Verdi NRW ruft Beschäftigte in rund 30 kommunalen Verkehrsbetrieben zu einem zweitägigen Warnstreik auf, wie sie am Freitag, dem 1. März, mitteilte.

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Bestreikt werden nahezu alle großen kommunalen Nahverkehrsbetriebe in NRW wie KVB (Köln), Rheinbahn (Düsseldorf), DSW21 (Dortmund) oder etwa die Stadtwerke Münster.

Im Rahmen der Tarifverhandlungen für die rund 30.000 Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr Nordrhein-Westfalens erhöht die Gewerkschaft noch einmal den Druck auf die Arbeitgeber. Eine zentrale Streikveranstaltung ist für den 6. März in Dortmund geplant.

Kommunale Verkehrsbetriebe informieren über ÖPNV-Möglichkeiten trotz des Streiks

Die betroffenen kommunalen Verkehrsbetriebe informieren in der Regel darüber, welche Buslinien in der jeweiligen Stadt oder Region an den Streiktagen noch bedient werden können.  Zumeist kann nur ein kleiner Teil der Linienbusse in den Streikregionen fahren, die ohnehin von privaten Subunternehmen betrieben werden.

Die kommunalen Verkehrsbetriebe weisen bei den Arbeitsniederlegungen ihre Fahrgäste immer wieder darauf hin, dass der Bahnverkehr mit den RE-, RB- und S-Bahn-Linien nicht von den Warnstreiks betroffen ist.

>> ÖPNV-Knaller: Köln bekommt zwei neue KVB-Linien – doch es gibt einen Haken <<

Im Nordrhein-Westfalen müssen sich angesichts des zweitägigen Warnstreiks bei den zahlreichen kommunalen Verkehrsbetrieben Millionen Menschen für die beiden Tage eine Alternative etwa für den Weg zur Arbeit oder zur Schule suchen.

Nach Einschätzung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen befördern die kommunalen Verkehrsbetriebe in NRW pro Tag im Durchschnitt etwa fünf Millionen Fahrgäste. Da es oft Hin- und Rückfahrten sind, könnten es etwa 2,5 Millionen Betroffene sein. Erfahrungsgemäß arbeiten an solchen Tagen viele Arbeitnehmer von zu Hause aus. Die Schulpflicht gilt trotz des Warnstreiks.

Verdi-Warnstreik im ÖPNV: Verhandlungen bisher ergebnislos

Hintergrund der Warnstreiks in NRW sind die im Januar gestarteten Tarifverhandlungen über die Arbeitsbedingungen in kommunalen Verkehrsbetrieben. Die zweite Verhandlungsrunde zum sogenannten Manteltarifvertrag war in der vergangenen Woche ergebnislos geblieben. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 11. und 12. März vereinbart.

>> Hier mehr zu den Hintergründen des Streiks nachlesen <<

Verdi NRW warf den Arbeitgebern vor, die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben. Es herrsche ein dramatischer Arbeitskräftemangel, und es bestehe ein starker Druck auf die Beschäftigten. Täglich würden in allen Tarifbereichen Busse und Bahnen ausfallen, weil es nicht genug Personal gebe.  Das wirke sich auf den Alltag der Pendlerinnen und Pendler aus.

„Wir bedauern, dass mit den Streikmaßnahmen auch die Fahrgäste getroffen werden. Durch die frühe Ankündigung versuchen wir für Planbarkeit zu sorgen, damit sich die Menschen auf die Ausfälle einstellen könnten“, erklärt Andrea Becker, Fachbereichsleiterin von Verdi NRW.

Warnstreik im ÖPNV: Was Arbeitnehmer, Schüler und Reisende wissen müssen

Keine Frage, nicht nur für die Beschäftigten des ÖPNV sind Streiktage ein Ausnahmezustand, sondern auch für Betroffene wie Arbeitnehmer, Schüler und Reisende. Das müsst ihr am Streiktag beachten:

Arbeitnehmer:

  • Arbeitnehmer tragen das sogenannte Wegerisiko und sind selbst dafür verantwortlich, rechtzeitig im Betrieb zu erscheinen.
  • Zu spät zur Arbeit kommen aufgrund eines Streiks ist nicht entschuldigt.
  • Sucht nach Alternativen: Auto, Taxi, Fahrgemeinschaft.
  • Sprecht mit eurem Arbeitgeber: Freistellung, Urlaub, Homeoffice.

Arzttermin:

  • Sagt so früh wie möglich ab: per Mail oder Telefon.
  • Gebt den Warnstreik als Grund an.
  • Dokumentiert die Absage: E-Mail, Notizen.

Schule:

  • Erscheinen bleibt Pflicht: Schulpflicht gilt auch bei Streiks.
  • Fragt in der Schule nach Lösungen: Sammeltaxis, Fahrgemeinschaften.
  • Im Notfall: rechtzeitig Bescheid geben.

Entschädigungen:

  • ÖPNV: in der Regel Entschädigungen bei Warnstreiks.
  • Fernverkehr: Entschädigung bei Verspätungen ab 1 Stunde (EU-Fahrgastrechte).

Weiterlesen: Streik in NRW: Diese Rechte besitzen ÖPNV-Fahrgäste

Das fordert Verdi NRW für die Mitarbeiter im ÖPNV

Verdi NRW fordert unter anderem zusätzliche freie Tage, um die Beschäftigten zu entlasten und die Berufe auch attraktiver zu gestalten.

  • Entlastungstage für alle Beschäftigten im ÖPNV
  • Identischer Ort für Arbeitsbeginn und -ende
  • Zulage ab dem 1. Tag bei vorübergehender Übertragung höherwertiger Tätigkeiten
  • Schicht- und Wechselschichtzulage für den Fahrdienst
  • 100 Prozent Jahressonderzahlung
  • Überstunden ab der 1. Minute und in der individuellen Stufe ohne Abzug
  • Zulage für Vorhandwerker / Gruppenführer / Teamleiter nach individueller Stufe

dpa