Ein halbes Jahr Cell Broadcast in NRW: Bereits 39 Gefahrenhinweise durch Behörden

Mehr als 180 Menschen starben bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 in Rheinland-Pfalz und NRW. Manch einer von ihnen hätte sich vielleicht retten können, wäre er frühzeitig gewarnt worden. Ein vor sechs Monaten aktiviertes Warnsystem soll Abhilfe schaffen.
Ein halbes Jahr Cell Broadcast in Deutschland
Eine Cell-Broadcast-Botschaft ist am allgemeinen Warntag, 08.12.2022 kurz nach 11.00 Uhr auf dem Display eines Smartphones zu sehen. Foto: Thomas Frey/dpa
Eine Cell-Broadcast-Botschaft ist am allgemeinen Warntag, 08.12.2022 kurz nach 11.00 Uhr auf dem Display eines Smartphones zu sehen. Foto: Thomas Frey/dpa

Ob Hochwasser, Großbrand oder Explosionsgefahr: Die Macher des Handy-Warnsystem Cell Broadcast ziehen eine positive erste Bilanz. Ein halbes Jahr nach seinem Start ist das Warnsystem in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Mobilfunkfirma Vodafone bereits 39 Mal ausgelöst worden. Das System sei bis heute technisch reibungslos gelaufen, sagte Hendrik Roggendorf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Die Netzwerkchefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, sagte, dass alle empfangsbereiten Endgeräte bei jeder Warnung sicher erreicht worden seien.

Unterschiedliche Behörden lösen die Warnung aus, die drei Mobilfunk-Netzbetreiber Vodafone, Deutsche Telekom und O2 übermitteln sie. Cell Broadcast ergänzt die bereits vorhandenen Warnkanäle, also Sirenen, Rundfunk, TV und Apps wie Nina oder Katwarn. Bei dem in Deutschland recht neuen System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher der Name Cell Broadcast. Es erscheint ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist.

Flutkatastrophe 2021 in NRW war Anlass für die Einführung von Cell Broadcast

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Dass ausgerechnet diese beiden Bundesländer mit Abstand am häufigsten auf das Warnsystem zurückgreifen, könnte an einer höheren Sensibilität der dortigen Behörden liegen. NRW kam binnen eines halben Jahres auf 39 Warnungen und Rheinland-Pfalz auf 34. Dahinter folgten Niedersachsen (20), Hessen (19) und Bayern (15). Deutschlandweit wurde Cell Broadcast Vodafone zufolge bereits 175 Mal ausgelöst.

Das Spektrum der Alarmgründe ist groß. Es ging beispielsweise um eine Weltkriegsbombe in Dortmund, Brandgase in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe), Starkregen in Soest, Hochwasser in Soest-Hattrop und einen Großbrand in Leichlingen (Rheinisch-Bergischer Kreis). Für den 14. September ist ein bundesweiter Warntag geplant – alle kompatiblen Geräte sollen um elf Uhr eine Nachricht bekommen, um die bundesweite Funktionsfähigkeit des Systems zu testen. Nach Schätzung von Vodafone werden dann mehr als 50 Millionen kompatible Handys schrillen.

dpa