Kölner Dom: Bußgottesdienst macht Missbrauchs-Opfer fassungslos

Das Erzbistum Köln hat einen Bußgottesdienst im Kölner Dom gefeiert, um den Missbrauchs-Opfern zu gedenken. Die Aktion stieß auf Ablehnung.
Der Bußgottesdienst im Kölner Dom
Der Apostolische Administrator Rolf Steinhäuser kniet bei einem Bußgottesdienst vor Kerzen im Kölner Dom Foto: Erzbistum Köln/Schoon/dpa
Der Apostolische Administrator Rolf Steinhäuser kniet bei einem Bußgottesdienst vor Kerzen im Kölner Dom Foto: Erzbistum Köln/Schoon/dpa

Das Erzbistum Köln hatte am Donnerstag, den 18. November 2021, zu einem Bußgottesdienst geladen. Bei der Predigt habe man den Opfern sexueller Gewalt durch christliche Obrigkeiten gedenken wollen. Brisant: Der Gottesdienst fand hinter verschlossenen Türen statt. Nur die etwa 200 geladenen Gäste durften teilnehmen. Darunter seien, wie der WDR berichtet, auch zahlreiche Opfer von sexuellen Übergriffen durch katholische Priester gewesen. Das Datum des 18. Novembers habe man bewusst gewählt, wie das Erzbistum Köln mitteilte. Denn am Donnerstag war der „Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch.“

Bußgottesdienst im Kölner Dom: Betroffene „retraumatisiert“

Betroffene hatten sich über die Einladung nur leider alles andere als gefreut. Im Gegenteil: Sie fühlten sich durch die Erinnerung an die schlimmen Erlebnisse aus frühen Kindheitstagen „retraumatisiert“. Als die Einladung sie erreichte, löste diese mehr Wut und Fassungslosigkeit als Freude und Vergebung aus. Teilweise klagten die Opfer sogar über körperliche Beschwerden, die sie nach der Einladung erlitten. Das berichtete der WDR.

https://twitter.com/WDRaktuell/status/1461347049677344769

Und: Betroffene, etwa Frauen der katholischen Reformbewegung „Maria 2.0“, hatten sich vor dem Kölner Dom mit Plakaten versammelt. Auf ihnen prangten Statements wie „Keine Ämter für Vertuscher“ oder „Macht macht gewissenlos“.

Erzbistum Köln feiert Bußgottesdienst im Dom: Unverständnis bei Theologen

Der Kölner Theologie-Professor Joachim Windolph hätte statt der Opfer eher eine Gruppe von Tätern eingeladen. Immerhin sind es jene, die etwas zu „büßen“ hätten. „Bußgottesdienste sind grundsätzlich keine schlechte Idee“, sagte er dem WDR. Fehler einzugestehen und umzukehren seien immerhin zutiefst christliche Motive. Aber Kinder, die über Jahre sexuelle Gewalt erfahren mussten, zu einem Bußgottesdienst einzuladen, irritiere ihn sehr, „weil man sofort anfängt, darüber nachzudenken: Wer hat denn jetzt hier welche Schuld?“ Er hätte davon abgeraten, einen solchen Gottesdienst zu feiern. Und wenn, hätte man Täter statt Opfer einladen sollen.

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