Deutscher Fernsehpreis 2023: Netflix, Prime Video und Co. räumen Preise ab

Dieser Trend könnte öffentlich-rechtliche und private TV-Sender beunruhigen: Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2023 gehen die Preise in den bedeutendsten Kategorien an die Streamingdienste.
Die Schauspielerin Jella Haase spricht mit ihrem Preis für "Kleo" als Beste Schauspielerin beim Deutschen Fernsehpreis 2023 im Coloneum. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Die Schauspielerin Jella Haase spricht mit ihrem Preis für "Kleo" als Beste Schauspielerin beim Deutschen Fernsehpreis 2023 im Coloneum. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

In diesem Jahr haben Streamingdienste beim Deutschen Fernsehpreis in wichtigen Kategorien gewonnen. Die Netflix-Serie „Kleo“ über eine DDR-Auftragskillerin holte sich gleich zwei Auszeichnungen, einmal als „beste Drama-Serie“ und mit Hauptdarstellerin Jella Haase auch den Preis für die „beste Schauspielerin“. „Bester Schauspieler“ wurde Philip Froissant, der in der Netflix-Serie „Die Kaiserin“ über Elisabeth von Österreich den Kaiser verkörpert, also Sisis Mann. „King of Stonks“, ebenfalls Netflix, überzeugte die Jury in der Kategorie „Beste Comedy-Serie“. „Beste Doku-Serie“ wurde Joko Winterscheidts „The World’s Most Dangerous Show“ (Amazon Prime Video).

Der Deutsche Fernsehpreis wurde am Donnerstagabend (28. September) in Köln verliehen. Zur Statistik hieß es von den Verleihern: „sieben Auszeichnungen an das ZDF, sechs an Netflix, fünf an RTL Deutschland und jeweils vier an die ARD sowie an ProSiebenSat.1“. Zwei Preise entfielen zudem auf Prime-Video-Produktionen und jeweils einer auf Sky und auf Joyn.

TV-Sender dominierten beim Deutschen Fernsehpreis 2023 im Informationsbereich

Der Journalist Arndt Ginzel wurde für seine Berichterstattung zum Ukraine-Krieg im ZDF geehrt (Beste Einzelleistung Information). Eine weitere Trophäe ging an die ARD und die „Tagesthemen“-Ausgabe aus Kiew sechs Monate nach Kriegsbeginn (Beste Information). Als „bestes Infotainment-Format“ wurde „Sterben für Anfänger“ von RTL prämiert: In der Doku-Reihe beschäftigten sich Steffen Hallaschka und Dragqueen Olivia Jones mit dem Tod.

>>Fernsehpreis-Verleihung in Köln – Ehrenpreis für diesen Kult-Star<<

„Beste Sportsendung“ wurde die WM-Berichterstattung des ZDF, weil diese auch politische Aspekte des Turniers in Katar nicht ausgespart habe. „Beste Dokumentation/Reportage“ war für die Jury die Pro-Sieben-Produktion „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“ von Thilo Mischke.

„Bester Fernsehfilm“ wurde „Die Bürgermeisterin“ (ZDF) mit Anna Schudt als ehrenamtlicher Lokalpolitikerin, die sich für Flüchtlinge engagiert. Die Musiker und Moderatoren Bill und Tom Kaulitz gewannen in der Kategorie „beste Unterhaltungsshow“. Die Mitglieder der Band Tokio Hotel setzten sich mit ihrer Sendung „That’s my Jam mit Bill und Tom Kaulitz“ (RTL+) gegen „Wer stiehlt mir die Show?“ (ProSieben) und „Die Giovanni Zarella Show“ (ZDF) durch.

Die Gala fand im Kölner Stadtteil Ossendorf statt, der vor allem für eine Abfallverwertungsanlage, ein Möbelhaus und ein Hochsicherheitsgefängnis bekannt ist.

Comebeack für Lucke Mockridge beim Deutschen Fernsehpreis 2023

Komiker Luke Mockridge nutzte die Gelegenheit für ein Comeback in der Medienöffentlichkeit: „Es ist immer schön, die Branche zu sehen und nach zwei Jahren Pause in die Arme dieser sehr nächstenliebenden Medienblase zurückzukommen.“ Der 34-Jährige kam an der Seite seines Kollegen Oliver Pocher (45), der nach der Trennung von seiner Frau Amira erstmals wieder als Single zu einer Preisgala erschien.

>>Deutscher Fernsehpreis 2023: Oliver Pocher und Luke Mockridge feiern zu „Single Ladies“ <<

Der Fernsehpreis wurde vor 25 Jahren erfunden und dann 1999 erstmals verliehen. Der bekannteste Moment war wohl 2008, als der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) die ihm zugedachte Trophäe mit den Worten ablehnte: „Ich nehme diesen Preis nicht an! Ich habe nicht gewusst, was hier auf mich wartet.“

dpa