Kein Franz Jürgens mehr: Düsseldorf will Straße und Platz umbenennen

In Düsseldorf sollen die Franz-Jürgens-Straße sowie der Jürgensplatz umbenannt werden. Grund sind neue Erkenntnisse über die Vergangenheit des Namensgebers.
Vorstellung des
Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister von Düsseldorf, spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: David Young/dpa
Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister von Düsseldorf, spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: David Young/dpa

Die Stadt Düsseldorf will einen problematischen Straßennamen streichen. Denn der Name des wegen seiner zwiespältigen Rolle während des NS-Regimes umstrittenen Schutzpolizeioffiziers Franz Jürgens sorgt für Unmut. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) will dem Rat der Stadt die Umbenennung des Jürgensplatzes und der Franz-Jürgens-Straße vorschlagen. Am Jürgensplatz befindet sich der Sitz des Polizeipräsidiums der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Bei der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, die schon länger die Umbenennungen gefordert hatte, stieß Kellers Vorschlag am Freitag auf Zustimmung.

Jürgens, der 1933 in die NSDAP eingetreten war, wurde im Herbst 1944 von Darmstadt nach Düsseldorf versetzt. Dort hatte der Kommandeur der Schutzpolizei im April 1945 aktiv die Gruppe der „Aktion Rheinland“ bei der kampflosen Übergabe Düsseldorfs an die amerikanischen Truppen unterstützt. Dafür wurde er von den Nazis hingerichtet. Nach neueren Forschungsergebnissen war Jürgens aber zuvor 1942 in Darmstadt auch an Deportationen beteiligt gewesen und hatte sich regimetreuer gezeigt als bisher angenommen.

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Jüdische Gemeinde begrüßt Umbenennung in Düsseldorf

„Ich finde es äußerst positiv, dass die Stadt auf Grundlage der aktuellen Forschungsergebnisse der Mahn- und Gedenkstätte den Entschluss gefasst hat, eine Namensänderung durchzuführen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Oded Horowitz, auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei ein „folgerichtiger und konsequenter Schritt“ und „von großer Bedeutung“ für die Arbeit im Bereich der Erinnerungskultur und der politischen Bildung. „Es ist wichtig, dass wir uns der Geschichte unserer Stadt stellen und diese auch kontinuierlich überdenken, gerade, wenn es um die Shoah geht.“

Die SPD-Fraktion im Rat signalisierte Unterstützung für die Umbenennungen. Auch die in Düsseldorf mitregierenden Grünen zeigten sich grundsätzlich offen für Umbenennungen, wenn neuere Forschungsergebnisse dies nahelegten. Sie wollen den Vorschlag Kellers nun in der Fraktion erörtern.

Nach Worten Kellers ist Jürgens „eine historische Figur, die uns auch weiterhin beschäftigen wird, weil sie sowohl Teil des NS-Regimes war, aber sich auch am Ende gegen dies gestellt und dies mit dem Leben bezahlt hat“. Im öffentlichen Raum sollte Jürgens allerdings nicht mehr geehrt werden. Diskutiert werde auch die Umbenennung des Franz-Jürgens-Berufskollegs in der Stadt.

dpa