Düsseldorf: Ministerium prüft Rektorinnen-Wahl der Kunstakademie

Kurz vor Weihnachten wählte die Kunstakademie Düsseldorf die renommierte Architektin Donatella Fioretti zur neuen Rektorin. Nun kommen Fragen zum Wahlgang auf. Das nordrhein-westfälische Kultur- und Wissenschaftsministerium fordert Klärung.
Donatella Fioretti
Die Architektin Donatella Fioretti steht vor dem als "unscharfe Rekonstruktion" wieder aufgebauten Direktorenhaus von Walter Gropius in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Die Architektin Donatella Fioretti steht vor dem als "unscharfe Rekonstruktion" wieder aufgebauten Direktorenhaus von Walter Gropius in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Ärger bei der Kunstakademie in Düsseldorf. Dort lässt das nordrhein-westfälische Kultur- und Wissenschaftsministerium die Wahl der Architektin Donatella Fioretti zur neuen Rektorin prüfen. Das Ministerium habe der Akademie einen Fragenkatalog zu der Online-Wahl im vergangenen Dezember geschickt, hieß es in Ministeriumskreisen. Dabei gehe es ausschließlich um technische und rechtliche Fragen, nicht um Personen. Möglicherweise muss der Senat der Akademie die Wahl wiederholen, wenn es Fehler beim Verfahren gab. Für die Beantwortung der Fragen habe die Kunsthochschule etwa zwei Wochen Zeit, hieß es.

Fioretti, seit 2017 Professorin für Baukunst in Düsseldorf, war kurz vor Weihnachten in einer hybriden Sitzung und elektronischen Wahl mit einem knappen Ergebnis von acht zu sieben Stimmen zur Nachfolgerin des zurückgetretenen Rektors und Architekten Karl-Heinz Petzinka gewählt worden. Fiorettis Gegenkandidat war der kommissarische Rektor und Professor für Kunstgeschichte, Johannes Myssok.

Online-Wahl wegen Corona-Epidemie wird geprüft

Das NRW-Kulturministerium muss den Rektor oder die Rektorin der Akademie nach der Wahl noch formell ernennen. Die Prüfung der Wahl habe nun Anlass gegeben, die Kunstakademie zu den genauen Abläufen zu befragen, hieß es. Fraglich sei zum Beispiel, warum die Wahl online stattgefunden habe. Auch will das Ministerium wissen, ob die notwendige hochschulinterne Öffentlichkeit bei der Abstimmung hergestellt war und wie die Entscheidung für eine Online-Wahl zustande kam.

Die Kunstakademie hatte zur Begründung der nur teilweise in Präsenz abgehaltenen Sitzung die immer noch gültige Corona-Epidemie-Hochschulverordnung des Landes herangezogen. Diese Ausnahmeregelung ermögliche eine Online-Wahl nur, wenn die pandemische Lage es gebiete, hieß es dazu im Ministerium. Im Dezember gab es aber keine angespannte Corona-Lage mehr, die meisten Corona-Maßnahmen waren bereits gefallen.

Fioretti soll sich während der Wahl in Afrika aufgehalten haben und zugeschaltet worden sein. Die Sitzung des 15-köpfigen Senats fand hybrid statt – zahlreiche Mitglieder nahmen demnach in Präsenz daran teil, ein Teil aber auch online. Der Wahlvorgang sei durch ein elektronisches Programm technisch abgesichert gewesen, hieß es weiter. Die autonom handelnde Akademie habe das Ministerium vorab nicht über den Wahlvorgang informieren müssen. Bei der Abstimmung im Dezember waren zudem Sabrina Fritsch und Sara Hornäk zu Prorektorinnen gewählt worden.

Kunstakademie feiert 2023 ihr 250. Jubiläum

Die 1962 in Italien geborene Fioretti hatte 1995 in Berlin das Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez (BFM) mitgegründet. 2019 erhielt das Büro den Deutschen Architekturpreis für die Erweiterung und Sanierung des Schlosses Wittenberg. Die Architekten komplettierten auch die Meisterhaussiedlung am Bauhaus Dessau (Sachsen-Anhalt).

Die Düsseldorfer Kunstakademie feiert in diesem Jahr ihr 250. Jubiläum. Gegründet wurde sie 1773 durch den Kurfürsten Carl Theodor als „Kurfürstlich Pfälzische Academie“ der Maler-, Bildhauer- und Baukunst. Unter den Akademierektoren waren in den vergangenen Jahren auch bekannte Künstler wie Markus Lüpertz und Tony Cragg.

dpa