Düsseldorfer Bistro verlangt Gebühr bei geplatzter Reservierung – „Lassen wir nicht mit uns machen“

Leere Tische trotz Reservierungen – das ist in der Gastronomie seit der Pandemie so präsent wie noch nie. Auch die Düsseldorfer Gastro-Szene ist vom grundlosen Nichterscheinen der Gäste betroffen. Immer häufiger wehren sich daher die Betreiber mittels einer sogenannten No-Show-Gebühr gegen dieses Phänomen. Auch das Düsseldorfer Bistro Fatal zieht mit – und führt das Konzept der Gebührenerhebung strikt durch. Tonight News hat mit den Restaurantbesitzern gesprochen.
Bistro Fatal
Das Ehepaar Alexandre (38) und Sarah Bourgueil (35) gemeinsam in ihrem Bistro Fatal in Flingern. Seit Februar gehen die beiden das Thema geplatzte – und unentschuldigte – Reservationen konsequent an. Foto: Food Sisters
Das Ehepaar Alexandre (38) und Sarah Bourgueil (35) gemeinsam in ihrem Bistro Fatal in Flingern. Seit Februar gehen die beiden das Thema geplatzte – und unentschuldigte – Reservationen konsequent an. Foto: Food Sisters

Mal eben online einen Tisch im Restaurant um die Ecke reservieren – das ist schnell erledigt. Dennoch bleiben viele Tische abends einfach leer, weil immer mehr Menschen ihre Reservierungen einfach platzen lassen. Ein problematisches Phänomen, mit dem sich Gastronomen aktuell mehr denn je herumschlagen. Und gegen das sich aktiver Widerstand formiert: Laut einer Befragung des Dehoga sieht sich jeder Neunte der befragten Gastgeber in NRW gezwungen, eine sogenannte No-Show-Gebühr einzuführen, eine Strafzahlung bei unbegründetem Nichterscheinen trotz Reservierung.

Das Bistro Fatal im Düsseldorfer Szenebezirk Flingern verhängt bereits eine No-Show-Gebühr. Tonight News hat mit den Besitzern gesprochen und erfahren, wie sich das Ehepaar dem Inkognito-Verhalten der Gäste entgegenstellt.

Bistro Fatal in Düsseldorf: 50 Euro Strafzahlung bei geplatzter Reservierung

Instagram

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden.
Datenschutzseite

Einverstanden

Im Februar wendete sich das Bistro Fatal mit der Misere erstmals an die Öffentlichkeit: „Da wir leider immer wieder sehr kurzfristige Absagen erhalten und es auch immer noch Gäste gibt, die einfach nicht erscheinen, haben wir uns nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, ab sofort Gebühren bei Stornierungen oder für ‚No-Shows‘ zu erheben“, schreiben Sarah und Alexandre Bourgueil auf ihrer Website.

Gastronomin Sarah Bourgueil führte im Gespräch mit Tonight News weiter aus: „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht, da der Großteil unserer treuen Gäste so ein Verhalten nicht zeigt. Wir haben zwei Jahre gehadert, es war nicht einfach. Der Auslöser war ein abgesagtes Geschäftsessen im vergangenen Jahr, wodurch uns mehrere hundert Euro entgangen sind – zum erneuten Male. Da mussten wir die Notbremse ziehen – das lassen wir nicht noch einmal mit uns machen.“

Bistro Fatal in Düsseldorf: Das Prinzip der No-Show-Gebühr

Dabei offenbart die 35-Jährige, dass sich viele Gäste fragen, wie das Konzept der Gebührenerhebung überhaupt ablaufe. Sarah erklärt: „Bei Reservierungen ab vier Personen erlauben wir uns eine Kreditkartenhinterlegung. Sobald es am selben Tag der Reservierung zur Nichterscheinung und Personenreduzierung kommt, werden pro Person 50 Euro berechnet – und vom Konto abgezogen. Das geschieht automatisch über unser Kassensystem.“

50 Euro, das mag zunächst einmal nach viel Geld klingen. Ein Blick auf die Karte des durchaus höherpreisigen Bistro Fatal ordnet die Summe jedoch direkt gut ein. Denn dafür erhält man im schicken Lokal mit familiärem Flair immerhin einen guten, deftigen Hauptgang samt üppigem Dessert und dazu einen guten Weißwein gereicht.

Dazu passt Sarahs Erklärung, wie die Forderung in Höhe von 50 Euro zustande gekommen sei: „Der Betrag ist natürlich nicht willkürlich gewählt. Unser Kassensystem rechnet den Durchschnitt eines ‚Pro-Kopf-Preises‘ aus. Dementsprechend gibt im Schnitt ein Gast also 50 Euro bei uns aus. Das ist aber nicht er einzige Faktor, an den wir uns orientiert haben: Zusätzlich haben wir uns mit Beratern zusammengesetzt und uns an andere Gastronomen orientiert.“

Den Eltern zweier Söhne im Kindergartenalter geht es nicht vordergründig um den erzieherischen Aspekt der No-Show-Gebühr, sondern vor allem um wirtschaftliche Zwänge. „Wir haben sechs Beschäftigte, die wollen natürlich auch bezahlt werden. Und wenn der Laden voll ist, sind wir dementsprechend daraufhin personell aufgestellt“, so Sarah. Auch der Lebensmitteleinkauf werde durch die Maßnahme optimiert: „Wir sind kein Fan von Lebensmittelverschwendung, aber wenn weniger Gäste als angekündigt kommen, verderben einige Lebensmittel leider.“

No-Show-Gebühr im Düsseldorfer Bistro Fatal: Das sind die Ausnahmen

Es gibt aber auch Ausnahmen. „Natürlich wollen wir unsere Gäste nicht vergraulen. Wir haben Verständnis, wenn etwas dazwischen kommt und der Restaurantbesuch einfach nicht möglich ist“, erklärt Sarah, „eine Reservierung kann bis zu 24 Stunden vorher kostenfrei storniert bzw. abgeändert werden.“ Wenn einer der Gäste plötzlich erkrankt und im Bistro nicht Platz nehmen kann, zeigen sich die Gastronomen duldsam: „Selbstverständlich wird in diesem Fall keine Gebühr erhoben. Wichtig ist nur, Bescheid zu sagen. Kommunikation ist der Schlüssel zu allem – wir finden eine Lösung.“ Außerdem werden grundsätzlich keine Kosten fällig, sobald der Tisch nach der Stornierung wieder vergeben werden könne.

Dabei drückt das Ehepaar Bourgueil im NRW-Vergleich sogar noch ein Auge zu: Denn 7,1 Prozent aller befragten Gastgeber in NRW bitten ihre Gäste schon bei der Reservierung zur Kasse. „Ich habe erstmals auf einer Reise in Hamburg von diesem Konzept erfahren. Jeder Gast wird vor seinem Besuch darauf hingewiesen, ein sogenanntes Ticket zu kaufen. Man wird also zur Kasse gebeten, bevor man das Restaurant überhaupt betreten hat. Das Konzept spricht mir – für unser Bistro – jedoch ganz und gar nicht zu“, erzählt Sarah.

No-Show-Gebühr in Düsseldorf: Die Reaktionen der Gäste – und im Netz

Die Gäste zeigen sich laut Sarah überwiegend verständnisvoll: „Nahezu durchweg erfahren wir großes Verständnis unserer Gäste. Es gibt sogar Zuspruch, dass dieses Konzept in der Gastronomie notwendig ist – denn leider werden Gastgeber vielerorts ausgenutzt.“ Doch es gibt auch eine kleine, aber laute Gruppe von Kritikern: „Natürlich gibt es da den ein oder anderen Gegenwind“, offenbart Sarah. Besonders die Stimmen im Netz seien zwiegespalten: Einige Nutzer bezeichnen die 50 Euro Strafgebühr pro Person sogar als „frech“.

Die Besitzer des Bistro Fatal gehen dennoch davon aus, dass die Methode der No-Show-Gebühren bestehen bleiben wird: „Kein Gastronom macht das gerne, aber die Maßnahmen werden leider mehr und mehr notwendig. Die Gäste haben es in großen Teilen selbst in der Hand, ob es dazu kommen muss.“