„Car-Freitag“ in Düsseldorf: Zehn Luxusautos aus dem Verkehr gezogen

Die Autoposer- und Tuner-Szene ist der Polizei in NRW ein Dorn im Auge. Am "Car-Freitag" wurden auffällige Autos in Düsseldorf und anderen Städten mit großem Aufwand kontrolliert und überprüft.
Düsseldorf Polizeikontrollen bei Tuner- und Poser-Treffen am
Polizeibeamte kontrollieren in Düsseldorf einen Porsche beim Tuner- und Poser-Treffen am "Car-Freitag". Foto: David Young/dpa
Polizeibeamte kontrollieren in Düsseldorf einen Porsche beim Tuner- und Poser-Treffen am "Car-Freitag". Foto: David Young/dpa

Für die einen ist der Karfreitag ein stiller Feiertag, für die Autoposer- und Tuner-Szene ist es der „Car-Freitag“. In NRW und natürlich auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf hat die Polizei mit großem Aufwand auffällige Autos und ihre Fahrer überprüft.

121 (im Vorjahr: 157) Fahrzeuge und Fahrzeugführer wurden von den Behörden in Düsseldorf eingehend überprüft. Gegen einige Unbelehrbare gingen die Einsatzkräfte mit Anzeigen und Sicherstellungen unmissverständlich vor. Im Nachgang zu den Kontrollen werden zahlreiche Autoposer einen Bußgeldbescheid erhalten. Das teilte die Stadt Düsseldorf am Samstag mit.

„Düsseldorfs Straßen dürfen nicht zur Selbstinszenierung missbraucht werden. Aufheulende Motoren, technisch illegal veränderte Fahrzeuge und vor allem gefährliche Fahrmanöver dulden wir nicht. Mit diesem Einsatz, aber auch bei jeder Verkehrskontrolle werden wir das denjenigen klarmachen, die sich nicht an die Regeln halten. Die Erfahrungen aus dem gestrigen Einsatz haben deutlich gemacht, dass wir gemeinsam mit der Stadt auf dem richtigen Weg sind“, wurde der leitende Polizeidirektor Jürgen Lankes zitiert.

Auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller zeigte sich mit dem Ergebnis der Kontrollen zufrieden: „Die höheren Bußgelder und unser gemeinsamer Appell mit der Polizei haben offenbar Wirkung gezeigt. Wir werden daher weiterhin in unseren Anstrengungen gegen die Szene nicht nachlassen und gleichzeitig darüber aufklären, dass es sich bei diesen Posern nicht um missverstandene Autoenthusiasten handelt, sondern um Gefährder und Störer.“

Zehn Fahrzeuge in Düsseldorf aus dem Verkehr gezogen

Insgesamt zehn Fahrzeuge wurden von den Spezialistinnen und Spezialisten der AG-Tuning vorübergehend „aus dem Verkehr gezogen“. Fünf der Fahrzeuge waren technisch so unzulässig verändert, dass sie bei den Kontrollen sichergestellt wurden. Sie werden jetzt von einem amtlichen Sachverständigen begutachtet. Drei hochwertige Fahrzeuge hatten keinen gültigen Versicherungsschutz und wurden entstempelt. Zwei weitere wurden aus gefahrenabwehrenden Gründen sichergestellt.

Polizei Düsseldorf

Ein Polizist leuchtet in Düsseldorf beim Tuner- und Poser-Treffen am „Car-Freitag“ mit einer Taschenlampe in den Auspuff eines Fahrzeuges. Foto: David Young/dpa

Die Polizistinnen und Polizisten schrieben vier Strafanzeigen, unter anderem wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Verstößen gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Darüber hinaus wurden 31 Buß- und Verwarnungsgeldverfahren eingeleitet. Im Wesentlichen wegen festgestellter technischer Mängel und weil die Betriebserlaubnis der Fahrzeuge erloschen war. In einem Verfahren wurden ein Kennzeichenpaar sichergestellt und ein Bericht an das Straßenverkehrsamt geschrieben. 16 Verkehrsteilnehmern wurde ein sogenannter Kontrollbericht ausgehändigt. Sie sollen wegen unterschiedlicher Beanstandungen ihr Fahrzeug in den nächsten Tagen bei der zuständigen Behörde mit den behobenen Mängeln nochmals vorführen.

Mehrere Mitarbeiter der Stadtkasse waren vor Ort und überprüften im Rahmen der Autoposer-Kontrollen, ob gegen angetroffene Personen Vollstreckungsverfahren wegen öffentlich-rechtlicher Forderungen (z.B. Bußgelder oder Steuern) laufen – in diesen Fällen wurden die Außenstände seitens der Stadtkasse direkt vor Ort vollstreckt oder gepfändet. Dabei wurden 4.100 Euro eingenommen.

Mercedes AMG in Heerdt mit 130 km/h erwischt

Kurz vor Ablauf des Tages zeigte sich dann noch eine Zivilstreife der Polizei Neuss an der Stadtgrenze zu Neuss aufmerksam. Die Polizistinnen und Polizisten beobachteten um 23:58 Uhr auf der Kevelaerer Straße in Heerdt einen 30-Jährigen, der seinen Mercedes AMG E63 S bei erlaubten 50 km/h auf über 130 km/h beschleunigte. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren eingeleitet, und der Pkw und der Führerschein des Mannes wurden beschlagnahmt.

Bereits am Mittag wurden bei Verkehrskontrollen im Kreis Euskirchen zwei Autos und drei Motorräder sichergestellt, wie die Kreispolizeibehörde mitteilte. Die Polizei war dort am Karfreitag wegen eines geplanten Treffens der Tuner-Szene am Nürburgring bereits besonders früh im Einsatz, um gegen verbotene Rennen, Manipulation an Fahrzeugen und Geschwindigkeitsübertretungen vorzugehen.

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Auch an einigen anderen Orten – etwa in Düsseldorf, Dortmund und Duisburg – wurde ab dem Nachmittag verstärkt kontrolliert. „Wir sind am Start, aber bis jetzt ist es noch ruhig“, sagte ein Sprecher der Dortmunder Polizei am späten Freitagnachmittag – die Stadt gilt als ein Haupttreffpunkt der Tuner- und Poser-Szene. In Düsseldorf fingen Polizisten rund um das Stadtzentrum Autofahrer mit auffälligen Pkw oder Motorrädern ab und lotsten sie zu der Kontrollstelle am Nordende der Königsallee.

Teure, schnelle Autos überprüft

Unter den Augen zahlreicher Schaulustiger untersuchten speziell ausgebildete Beamtinnen und Beamten der AG Tuning die teils sehr auffälligen Fahrzeuge. Viele teure Autos waren dabei, vor allem Sportwagen. Mit Taschenlampen leuchteten die Experten in den Motorraum oder hinter die Reifen, glichen Einbauten mit den Papieren ab, nahmen die Elektronik unter die Lupe.

Auch in Duisburg war es zu diesem Zeitpunkt noch ruhig. Doch könne sich dies spätestens mit Einbruch der Dunkelheit noch ändern, sagte ein Polizeisprecher dort. In der Landeshauptstadt plante die Polizei wegen des „Car-Freitags“ einen zwölfstündigen Sondereinsatz.

Karfreitag oder „Car-Freitag“?

Der Karfreitag gilt als Auftaktdatum für Treffen der Autoposer- und Tuner-Szene. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat deshalb kürzlich starke Verkehrskontrollen für diesen Tag angekündigt. „Karfreitag ist ein Feiertag und kein Freifahrtschein für Straßengefährder. Wir werden auch in diesem Jahr mit vielen Polizistinnen und Polizisten auf der Straße sein und verstärkt kontrollieren“, sagte er in einer Mitteilung des Innenministeriums.

Poser-Wiederholungstätern droht in Düsseldorf mittlerweile ein Zwangsgeld von 5000 Euro. Werden bei einer Wiederholungstat andere Menschen gefährdet, drohen den Posern sogar 10.000 Euro Zwangsgeld.

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mit dpa