„Tatort“ heute um 20.15 Uhr: Das passiert in „Luna frisst oder stirbt“

Im neuen Frankfurter "Tatort" mit dem Namen "Luna frisst oder stirbt" müssen die Ermittler einen Roman durcharbeiten, um dem Verbrechen auf den Grund zu gehen.
Tatort Luna frisst oder stirbt
Anna Janneke (Margarita Broich, l), Paul Brix (Wolfram Koch) und Nellie "Luna" Kunze (Lena Urzendowsky) in einer Szene vom "Tatort: Luna frisst oder stirbt". Foto: Bettina Müller/HR/ARD/dpa
Anna Janneke (Margarita Broich, l), Paul Brix (Wolfram Koch) und Nellie "Luna" Kunze (Lena Urzendowsky) in einer Szene vom "Tatort: Luna frisst oder stirbt". Foto: Bettina Müller/HR/ARD/dpa

Wenn das kein Timing ist: Der neue „Tatort“ des Hessischen Rundfunks befasst sich unmittelbar nach der Frankfurter Buchmesse mit dem Literaturbetrieb. Die Frankfurter Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) untersuchen in ihrem neuesten Fall den Tod der 19-jährigen Jungautorin Luise Nathan (Jana McKinnon, „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“).

Erst sieht alles nach einem Suizid aus. Konnte die junge Frau dem Erfolgsdruck nicht standhalten? Hat sie in ihrem Videostatement über ihre Romanfigur Luna womöglich ihren eigenen Abgang angekündigt?

Tod einer Jungautorin – Lösung zum „Tatort“ ist im Buch versteckt

„Luna frisst oder stirbt“ (Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste) heißt der 14. Fall des Frankfurter Ermittlerteams. Regie führte Katharina Bischof, die – gemeinsam mit Johanna Thalmann – auch das Drehbuch schrieb. Was ist Wahrheit, was ist Wirklichkeit? Das müssen sich die Zuschauer bei diesem „Tatort“ ebenso wie die Ermittler fragen.

>> Tatort-Kommissare: Die aktuellen Ermittlerteams der ARD-Krimi-Reihe <<

Wie Visionen wird die reale Filmhandlung mit Visionen aus dem Buch vermischt. Doch was davon entspringt Luises Fantasie, und wo geht es in ihren Texten um tatsächlich Geschehenes? Was hat die privilegiert aufgewachsene junge Frau mit der Romanfigur Luna und deren rauen und abgeklärten Art gemeinsam? Diese Frage gewinnt an Bedeutung, als sich herausstellt, dass die Autorin durch massive Fremdeinwirkung starb.

Im Buch der jungen Frau, das mit großer Spannung erwartet wurde, geht es um Luna, ein Teenagermädchen, das in prekären Verhältnissen aufwächst, dessen Mutter schon mit sich selbst überfordert ist und es nicht einmal schafft, regelmäßig Lebensmittel zu besorgen. Ein Leben, das so ganz anders ist als das von Luise, deren Mutter Stadträtin für Soziales ist und sich für ein Café für sozial benachteiligte Menschen engagiert.

https://twitter.com/Tatort/status/1454033279246557187

Zu denen, die im „Café Kelle“ arbeiten, gehört auch Luises Freundin Nellie (Lena Urzendowsky, „How to Sell Drugs Online (Fast)“). Sie kennt die Welt, die Luise im Roman beschreibt. Ihre alleinerziehende Mutter ist emotional labil, und es ist Nellie, die sich vor allem um ihre kleine Schwester kümmert. Hat sich Luise Nellies Leben für ihren Roman „angeeignet“ und die Freundschaft dadurch verraten? Ist das Verhältnis der Freundinnen deshalb abgekühlt? Und welche Rolle spielt das Verhältnis der Mütter? Nellies Mutter reagiert auf Luises Mutter wie auf eine unerwünschte Rivalin, seit diese ein Internatsstipendium für die begabte junge Frau vorgeschlagen hatte.

Brix und Janneke fangen zunächst aus Gründlichkeit an, Luises Roman zu lesen. Doch immer mehr schlägt „Luna“ sie in den Bann. Streckenweise wird das Kommissariat zum Lesezirkel, in dem gemeinsam überlegt wird: Wo hört die Fiktion auf und wo liegen die Schlüssel zu wirklichen Ereignissen? Dabei weiß der Zuschauer oft schon mehr als die Ermittler. Die Spurensuche findet nicht nur am Tatort, sondern auch auf den Buchseiten statt.

>> „Tatort“ heute: Die TV-Übersicht – wann und wo läuft welche Folge im Programm? <<

„Tatort“ zeigt Frankfurt als Stadt sozialer Gegensätze

Frankfurt ist nicht nur die Stadt der Buchmesse und der Banken, sondern wie viele Großstädte eine Stadt großer sozialer Gegensätze. In diesem „Tatort“ zeigt sich das auch in den Ortswechseln zwischen Beton-Ghetto und bildungsbürgerlicher Altbauwohnung. Überhaupt war schon lange nicht mehr so viel Frankfurt in einem Frankfurt-„Tatort“ zu sehen.

„Auf der einen Seite wollten wir dem dringlichen Thema der großen sozialen Schere in Deutschland gerecht werden“, sagte Regisseurin Bischof über ihren Krimi. „Auf der anderen Seite lauerte die Gefahr, reales Leid tatsächlicher Menschen als puren Plot einer fiktiven Erzählung zu nutzen.“ Das habe die Arbeit zu einer filmischen Gratwanderung gemacht.

dpa