Jacques Tilly in der Kritik: Indigene beschweren sich über Wagen – und bauen eigenen

Als Satiriker ist es Jacques Tillys Aufgabe, Menschen und Sachverhalte auf komische Art zu kritisieren. Jetzt erntet der Wagenbauer aus Düsseldorf mächtig Kritik, erhielt einen Brief von indigenen Menschen, die sich von einem seiner Karnevalswagen auf den Schlips getreten fühlen. Tonight News kennt die Hintergründe.
Karneval in Düsseldorf
Ein Mottowagen befasst sich mit dem Thema der kulturellen Aneignung, auch im Karneval. Foto: Federico Gambarini/dpa
Ein Mottowagen befasst sich mit dem Thema der kulturellen Aneignung, auch im Karneval. Foto: Federico Gambarini/dpa

Wagenbauer Jacques Tilly wird jedes Jahr für seine kreativen und politischen Persiflage-Wagen gefeiert. Der Düsseldorfer Rosenmontagszug erfreut sich allen voran seinetwegen großer Beliebtheit. Mit einem Mottowagen ist der Düsseldorfer 2023 aber ins Fettnäpfchen getreten. Indigene aus Deutschland und aller Welt haben sich mit einem Kettenbrief an den Künstler gewandt. Der Grund: Der Mottowagen zur kulturellen Aneignung passt ihnen nicht.

Darauf zu sehen: Ein bunt gefiederter Papagei, der auf einen Indianer-Häuptling mit prächtigem Federschmuck zeigt. Dieser wiederum zeigt mit wütendem Gesichtsausdruck auf einen deutschen Karnevalisten, der sich als Indianer verkleidet hat. Sowohl Vogel als auch Indianer haben eine Sprechblase, in der steht: „Das ist kulturelle Aneignung.“

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Jacques Tilly erntet Kritik für Wagen zur kulturellen Aneignung

Der Kölner Künstler Artist Orlando ist nun zum Sprachrohr der indigenen Szene geworden und hat sich mit Wagenbauer Jacques Tilly in dessen Halle in Düsseldorf zum Gespräch getroffen.

Orlando

Orlando ist selbst indigen, hier mit traditioneller Gesichtsbemalung. Foto: Artist Orlando

Tonight News erklärte der Kölner bereits: „Die Indigenen haben mit diesen Beschwerden über kulturelle Aneignung nichts zu tun. Wir haben nichts dagegen, wenn sich jemand als Indianer verkleidet.“ Das habe er auch Jacques Tilly gesagt und das sei es auch, was 150 weitere Indigenen auf die Palme gebracht haben soll.

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Im Gespräch zwischen den Künstlern, das auch auf Instagram kursiert, zeigt Tilly sich einsichtig: „Kritik ist ein Geschenk, da muss man drüber nachdenken, ob sie nicht berechtigt ist“, so der Düsseldorfer. Er stellt aber auch klar: „Kultur kommt immer irgendwoher. Ich wollte das Thema kulturelle Aneignung ein bisschen auf die humorvolle Schiene setzen. Es sollte absolut nicht verletzend sein.“

Düsseldorfer Rosenmontagszug 2024: Jacques Tilly baut Wagen gemeinsam mit Indigenen

Orlando ist der Meinung, das Phänomen kulturelle Aneignung sei „hausgemacht von den Deutschen“. Der gebürtige Kolumbianer im Wortlaut: „Da hätte man besser eine Kartoffel anstelle eines Indigenen auf den Wagen bauen sollen.“

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Doch der Konflikt brachte die Kulturschaffenden letztendlich auf eine neue Idee. Für den Düsseldorfer Rosenmontagszug 2024 basteln Orlando, Jacques Tilly und weitere Indigene einen neuen Wagen zum Thema kulturelle Aneignung. Und: Wie Tonight News von dem berühmten Wagenbauer erfuhr, habe auch schon das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) sein Go gegeben – Helau!