DDR, Irakkrieg, 11. September: Das ist Peter Pillers Ausstellung in der Kunsthalle

Peter Pillers erste Überblicksausstellung findet derzeit in der Düsseldorfer Kunsthalle statt. Wir waren vor Ort.

Ob Markierungen in einem Roman oder Aufnahmen von Schadensgutachtern: Peter Piller (55) versteht es, sich Fremdwerke zu eigen zu machen und das Ganze als Kunst auszulegen. Sein großes Archiv ist bezeichnend für sein künstlerisches Schaffen. Die Düsseldorfer Kunsthalle zeigt derzeit Peter Pillers erste Überblicksausstellung – und die Gäste waren beim Rundgang am Samstag (25. März) hellauf begeistert.

Eingangs erklärte der 55-Jährige seine Markierungen in einem Roman, welche er großformatig in der oberen Etage der Kunsthalle ausstellt. Darauf zu lesen: „Ich warte geduldig auf die Gedanken, die ich nicht will – die erst zählen.“ Es handelt sich um eine Zeile eines Romans, den Piller im Alter von 17 Jahren gelesen hat. Diese Stelle hatte er damals markiert. Nun hängt der Ausschnitt für jedermann einsehbar in der Düsseldorfer Kunsthalle. Piller dazu: „Ohne Literatur kann ich eigentlich gar nicht leben.“

Dann ging es weiter zur nächsten Hängung. Gezeigt wurden bunt gemixte Bildausschnitte, darunter ein Ziegeldach oder ein Damenfuß auf braunen Fliesen. Was das soll? Peter Piller klärt auf: „Es sind Aufnahmen von Schadensgutachtern aus Basel. Ich habe keine Informationen, um welche Arten von Schaden es auf den Bildern geht.“ Teilweise sind auch Aufnahmen aus dem Privatleben der Gutachter dabei. „Wenn die die Schadensgutachter-Kamera am Wochenende noch mit in den Urlaub genommen haben.“

Peter Piller in Düsseldorf: Das erwartet Besucher in der Kunsthalle

Ein weiterer Teil seiner Werke besteht aus ausgeschnittenen und eingescannten Zeitungsfotos. In der Kunsthalle hängt eine Serie zum 11. September. Piller: „Die Bilder zeigen Unternehmen, die eine Schweigeminute eingelegt haben – ein oder zwei Tage nach dem Ereignis.“ Damit die Serie eine gewisse Unabhängigkeit erreicht und nicht nur mit dem 11. September assoziiert wird, wartete Piller zehn Jahre mit der Veröffentlichung. Neben diesen Zeitungsauschnitten zeigt er auch eine Serie von Bildern eines Anschlags auf Bagdad (Irakkrieg).

Und: Weil er aus einer Soldatenfamilie stamme, hat Piller einst auch historische Postkarten mit Blindgängern gesammelt. Auch diese Serie ziert aktuell eine Wand der Kunsthalle.

Im oberen Bereich finden Besucher dann noch Ausschnitte des Militärmagazins aus der DDR „Armeerundschau“. Drei Diptychen zeigen jeweils eine junge Frau – etwa mit Pusteblume oder Kerze – in Kombination mit Soldatenübungen. Eine Einzelarbeit derselben Serie zeigt drei Soldaten beim Sonnenbad, die sich auf dem Deck ihres Kriegsschiffs sonnen. Dazu hat sich Peter Piller folgende Überschrift überlegt: „Dont‘ hate the player, hate the game“ (Deutsch: Hasst nicht die Spieler, hasst das Spiel“).

Aber: Peter Piller legt auch selbst Hand an, zeigt in der Kunsthalle etwa seine Zeichnungen, in denen er die Stadt Hamburg bei einer Wanderung „umrandet“ hat oder Fotografien von Vögeln. „Ich habe sehr gute Vogelfotos gemacht. Aber Bilder dieser Art findet man in zig Lehrbüchern – und mit denen möchte ich selbstverständlich nicht konkurrieren.“ Deshalb stellt der Künstler nur die „misslungenen“ Bilder aus. Zu sehen sind Schüsse, auf denen ein Vogel etwa gerade wegfliegt und kaum noch zu erkennen ist. Der Künstler: „Manchmal steckt die Kunst im Misslungenen.“

Die Überblicksausstellung von Peter Piller geht noch bis zum 21. Mai. Die Kunsthalle nimmt auch an der Nacht der Museen (22. April) teil.