„Jugendheim der Moderne“: Warum das Xperion Köln viel mehr als nur eine Gaming-Halle ist

Das Xperion in Köln ist für Content Creator, Streamer und Stars aus der digitalen Welt eine wichtige Institution. Wir stellen euch das "Jugendheim der Moderne" vor.
BS Xperion in Köln
Das Xperion in Köln. Foto: Marc Fischer
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Das Xperion in Köln. Foto: Marc Fischer

Es ist kurz vor 13 Uhr mittags. Am Hansaring in Köln sieht man das geschäftige Großstadttreiben in seiner vollen Blüte. In einer kleinen Seitenstraße vom Ring drängeln sich bereits gut 20 Jugendliche vor einem unscheinbaren Seiteneingang. Als sich die Türen schließlich öffnen, wird der Blick auf eine Welt freigegeben, die in dieser Umgebung wie der Eintritt in ein anderes Universum wirkt.

Auf über 3000 Quadratmetern ist hier der größte Hub für Gaming und E-Sport in Deutschland entstanden. Wo man hinsieht, stehen Rechner, Monitore, Bildschirme. Es flackern Bilder beliebter Videogames wie etwa FIFA, Fortnite oder Valorant über die Mattscheiben. Ein riesiger Videowürfel im Eingangsbereich knapp hinter dem Empfang rundet den Gesamteindruck ab.

Kurz nach der Öffnung wird es wenige Minuten hektisch. Es wird nach Mitgliedsausweisen, Controllern und weiterem Equipment gefragt. Nachdem jeder versorgt ist, kehrt im Xperion fürs Erste wieder Ruhe ein. Es geht aber nicht nur ums Zocken allein. Vielmehr ist das Projekt, hinter dem die Mediamarkt/Saturn-Gruppe steht, ganzheitlich angelegt. Man könnte von einem modernen Jugendheim sprechen.

Xperion in Köln: Holpriger Start mitten in der Pandemie

Entstanden ist das Xperion vor rund zweieinhalb Jahren. Zuerst in Köln, anderthalb Jahre später auch in Berlin. „Die Idee dahinter war, dass Mediamarkt/Saturn auf die steigende Nachfrage nach Gamingprodukten reagiert“, so Niklas Hennings, unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit des Xperion tätig. „Da man die jungen Leute aber mit konventionellen Methoden nicht mehr so wirklich erreicht, hat man sich mit dem Xperion für einen neuen Weg entschieden.“

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Dabei war der Start alles andere als einfach. Denn eröffnet wurde das Xperion mitten in der Corona-Pandemie zur Kölner Videospielfachmesse Gamescom. Daher herrschte lange der Glaube vor, dass das Xperion auch nur wegen der Gamescom angelegt war, die gleichzeitig wegen der Pandemie als Präsenzveranstaltung abgesagt wurde. Noch Wochen später gab es in Social-Media-Foren überraschte Kommentare von Usern, die glaubten, dass das Xperion schon lange wieder dichtgemacht hätte.

Es lag aber nah, dass eine Kette, die bereits vorher sämtliche Peripherie und Zubehör zur Verfügung stellte, ein solches Hub eröffnet. Doch nicht nur Mediamarkt/Saturn profitiert vom Xperion. So ziemlich jede Marke, die im Gaming-Bereich zu Hause ist, präsentiert im Xperion ihre Produkte.

Xperion in Köln: Viel mehr als nur eine Gaming-Halle

Das hat gleich mehrere Vorteile für E-Sport-Fans und Gaming-Freunde. So kann beispielsweise neues Zubehör unmittelbar vor Ort ausprobiert und die neuesten Spiele angezockt werden – oder man trifft sich einfach mit seinen Freunden und verbringt gemeinsam eine spannende Zeit. Das Xperion versteht sich zudem nicht ausschließlich als Gaming-Halle.

Hier werden Kongresse ebenso abgehalten wie Liveshows zu Wrestling-Events. Es werden E-Sport-Teams beheimatet, die ein Trainingslager in einem der vielen abgeschotteten Gruppenräume im Kellerbereich nutzen, es werden aber auch Podcasts produziert oder bekannte Twitch-Streamer spielen live vor Ort für ihre Fans.

Inzwischen werden sogar Aftershowparties zu Premieren von Filmproduktionen vor Ort gefeiert – so geschehen beim Biopic „Rheingold“ des Rappers Xatar, gedreht vom preisgekrönten Regisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“, „Kurz und schmerzlos“). In den Räumen des Xperion feierten Gäste wie Apache 207, SSIO und Steven Gätjen Xatars neuesten Coup.

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Beim Wrestling-Event am ersten April-Wochenende wiederum waren der bekannte Wrestling-Kommentator Holger Böschen und Warcraft-Streamer Marcel „Sl4sH“ Reiske zu Gast. Woche für Woche geben sich hier inzwischen namhafte Größen der Jugendkultur und des öffentlichen Interesses die Klinke in die Hand. Ob Eligella, Trymacs oder Gamerbrother – sie alle waren inzwischen schon im Kölner Xperion vor Ort.

Xperion in Köln: Elektronikriese nutzt Gaming Hub zur Kundenbindung

Gänzlich aus Nächstenliebe ist das Xperion aber nicht entstanden. Denn die Mediamarkt/Saturn-Gruppe sieht dahinter auch ganz klar ihre Möglichkeiten in Zeiten von Onlineversandhändlern Kunden zu binden. Hier können Bürohengste in den Mittvierzigern ebenso ihr Zubehör testen und kaufen wie die jüngere Zielgruppe neues Equipment ausprobieren und bewerten kann.

„Wir denken nicht nur an den 45-Jährigen, der ein neues HDMI-Kabel für seinen Monitor braucht. Sondern auch an den 17-jährigen Fortnite-Profi, für den wir 240 Hz Monitore hier stehen haben“, so Xperion-Sprecher Hennings.

Das Xperion will aber nicht nur als (Online-)Markt verstanden werden, sondern eben auch als Treffpunkt, wo man über das Hobby zusammenkommen kann. So werden auch Community-Nights und Lan-Partys veranstaltet.

„Es war eine der Grundideen des Xperion, einen Platz zu schaffen, der einerseits für die Jugend ist, wo andererseits aber Produkte unserer Partner vertreten sind. Quasi ein großer Showroom, aber nicht auf Werbung getrimmt“, so Hennings. „Im Vordergrund steht schon eher das Zusammenkommen, gemeinsam dem Hobby nachzugehen.“

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Xperion in Köln: Beliebte Internetshows werden hier aufgezeichnet

Aufgebaut ist das Konzept dabei auf gleich mehreren Säulen. Da wären zum einen etwa eigene Shows und selbst konzipierte Veranstaltungen, wie etwa die „Lan am Ring“, eine dreitägige Lan-Party in den Räumen des Xperion.

Den weitaus größeren Teil aber machen externe Anfragen aus. So führt das Xperion immer wieder Wettkämpfe oder Produktionen durch, die von außen angefragt werden. Mit dem Know-how und der Expertise sowie den technischen Voraussetzungen lassen sich die verschiedensten Anfragen meistern. Eine Sache, auf die man im Xperion besonders stolz ist, wie Hennings deutlich macht.

„Wir haben uns gefragt: ‚Wie macht man sich cool?‘ Cool ist man, wenn man mit noch cooleren Sachen in Verbindung gebracht wird“, so der Xperion-Vertreter. „Da wir so viel Expertise in dem Bereich haben und den Ruf besitzen, alles möglich machen zu können, kommen über die Zeit immer mehr Anfragen für weitere Veranstaltungen.“

So findet beispielsweise die beliebte Fußballshow „At Broski – die Sport Show!“ im Xperion statt. Ein Youtube-Kanal mit knapp 70.000 Abonnenten, der über die Fußball-Bundesliga und den Sport in Deutschland im Talkformat berichtet und dabei regelmäßig sechsstellige Zuschauerzahlen auf Youtube und Twitch anlockt. Hinzu kommen Bootcamps, Community-Events, Public Viewings sowie Offline-Events.

„Es zieht sich durch alle Spiele“, berichtet Hennings. „Wir werden mittlerweile aus allen Bereichen des Gamings angefragt, ob wir Austragungsort sein können. Denn was wir bieten können, kann kaum sonst jemand in Deutschland.“

Dazu gehören neben der technischen Expertise auch der Platz, das Personal und die Motivation, dass die Events auch vor Ort produziert werden können. Finanziert wird das Ganze am Ende durch die Sponsoren der Veranstaltungen oder über sogenannte Barter Deals –Deals, bei denen es um Tauschgeschäfte geht. Hier werden Dienstleistungen gegen Dienstleistungen angeboten.

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Xperion in Köln: Kurze Wege und lange Leine

Als weitere Säule kommen dann noch reine Werbeproduktionen hinzu, zudem gibt es auch immer wieder kleinere Anfragen einzelner Streamer. Voraussetzung ist aber hier, ob eine Zusammenarbeit auch passt. Dazu gehören unter anderem auch Podcasts, die in den Räumen des Xperion produziert werden. Vieles laufe dabei über ein Geben-und-nehmen-Prinzip, erklärt Hennings: „Mit uns kann man immer reden. Das wissen inzwischen viele Leute und kommen daher auch vermehrt auf uns zu.“

Das Geheimnis des Erfolgs sind kurze Wege. So werden Entscheidungsprozesse bewusst kurzgehalten, gleichzeitig lässt der Konzern Mediamarkt/Saturn den Machern eine lange Leine. Der Erfolg gibt beiden Seiten nach zweieinhalb Jahren Recht und inzwischen kann sich das Xperion vor Anfragen kaum mehr retten. Inzwischen vergeht keine Woche ohne ein größeres Event.

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Xperion in Köln: Gaming ist Lifestyle

Auch das Tagesgeschäft brummt. So sind in Berlin bis zu 5000 Kunden und Gamer pro Tag vor Ort, in Köln sind bis zu 3000 Menschen tagtäglich auf der Fläche. Betreut wird das Ganze von 20 bis 30 Mitarbeitern pro Tag, die sich im Hub aufhalten und überall Hand anlegen, wo gerade Hilfe gebraucht wird. Ob bei technischem Support, beim Ausschank an der Bar oder bei der Bearbeitung von Anfragen.

„Wir wollen die Leute entertainen und die sollen unsere Marke damit natürlich in Verbindung bringen“, fasst Hennings das gesamte Konzept zusammen. „Wir wollen nicht nur Klischees erfüllen. Gaming ist inzwischen auch Lifestyle geworden. Da gehört mehr als nur Zocken dazu.“ Das große Plus des Xperion ist dabei auch die Flexibilität, weil eben so viel geliefert werden kann. Von Konzerten über Streams bis zu Podcasts und weiteren Produktionen finden Interessierte alles, was ihr Entertainment-Herz begehrt.

So haben es die Macher bereits in kurzer Zeit geschafft, sich als großer Ankerpunkt für Jugendkultur und „Zentrum der Moderne“ zu etablieren. Denn nirgendwo sonst kommt in Deutschland aktuell so viel Digitalisierung und gleichzeitig so viel Entertainment zusammen. Das Ende der Fahnenstange ist zudem noch nicht erreicht. „Es werden noch ein paar spannende News dieses Jahr folgen“, kündigt Hennings vielsagend an. Gut möglich, dass in Deutschland bald weitere Hubs in Form des Xperion folgen.