„Tatort“: Das passiert in „Der Herr des Waldes“ aus Saarbrücken

Dieser "Tatort" ist keine gewöhnliche Sonntagabend-Unterhaltung: "Der Herr des Waldes" (Ostermontag, 5. April, 20.15 Uhr, ARD) beginnt genau dort, wo der letzte Fall aus dem Saarland aufhörte. Und er hält manche überraschende Szene parat.
Tatort: Der Herr des Waldes
Foto: SR/Manuela Meyer
Foto: SR/Manuela Meyer

Eigentlich hat Schülerin Jessi eine Verabredung. Doch das geplante Treffen im Wald endet für sie mit dem Tod. Einem ziemlich dramatischen noch dazu. Weist der Zustand ihrer Leiche auf ein Ritualverbrechen hin? Ist der Täter ein kranker Psychopath? Oder einfach nur ein verschmähter Liebhaber? Es gibt viel zu ermitteln für die beiden Saarbrücker „Tatort“-Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) in ihrem zweiten Fall „Der Herr des Waldes“ am Ostermontag (20.15 Uhr) im Ersten.

Das tun sie – wie es bei solchen Fällen üblicherweise heißt – in alle Richtungen. Und noch viel weiter. Denn einmal mehr werden die Freunde von ihrer eigenen Vergangenheit und dem Geheimnis, das sie teilen, eingeholt. Ausgerechnet Adams gewalttätiger Vater, der zum Schluss der ersten Folge („Das fleißige Lieschen“) aus einem 15-jährigen Koma erwacht war, meint, den beiden bei ihren Mord-Ermittlungen helfen zu können.

„Der Herr des Waldes“: Kein normaler „Tatort

Es ist wieder ein besonderer „Tatort“, der Regisseur Christian Theede und Autor Hendrik Hölzemann in ihrem dritten saarländischen Gemeinschaftswerk gelungen ist. Bereits 2018 hatten sie mit „Mord ex Machina“, damals noch mit Devid Striesow als Kommissar Stellbrink, neue Maßstäbe gesetzt.

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Auch „Der Herr des Waldes“ ist mehr als die übliche Sonntagabend-Unterhaltung: Der Film ist spannender, unheimlicher (verstärkt durch die Musik von Dominik Giesriegl und Florian Riedl) und überraschender. Mit mehr Thriller-Elementen als den üblichen Krimi-Zutaten. Und Regisseur Theede hat wohl Recht, wenn er sagt: „Es gibt wirklich einige herausragende Szenen, wo man mit offenem Mund sitzt und denkt: ‚Wow, was geht denn hier ab?!'“

Der neue „Tatort“ aus dem Saarland ist zudem vielschichtiger als andere Krimis. Weil es eben nicht nur darum geht, ein Motiv und einen Täter zu finden, sondern weil Hölzer und Schürk auch noch ihren eigenen Fall lösen und weitreichende Entscheidungen treffen müssen.

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Ganz nebenbei tut sich dabei noch so manche Parallele auf: bei Tätern, Vater-Sohn-Beziehungen oder auch dem Wunsch nach Anerkennung. Denn wenn Hauptkommissar Schürk zu einem Verdächtigen sagt: „Bist gar nicht so ein harter Hund. Willst du auch nur geliebt werden wie alle anderen? Und dann tut es weh, abgelehnt zu werden“, dann scheint das vice versa eben auch zu gelten.

Anders als beim ersten Fall bekommen nun auch die beiden weiblichen Mitglieder des Teams, Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), mehr Spiel- und Entfaltungsraum. Wobei zum Verhältnis der Kommissarinnen und Kommissare untereinander das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist. Und natürlich auch nicht bei der speziellen Beziehung zwischen Leo Hölzer und Adam Schürk. Gerade sie ist es, die einen besonderen Reiz ausmacht – nicht nur für die Zuschauer, sondern auch ihre Darsteller.

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„Das ist schon eine extrem interessante Konstellation“, meint Daniel Sträßer. Das Band ihrer gemeinsamen Geschichte, eine Art Blutsbrüderschaft, werde durch die Dramatik der Fälle immer wieder auf eine neue Zerreißprobe gestellt. Kommissar Adam Schürk zu spielen, sei vor allem deshalb attraktiv, „weil er einerseits diese große Coolness und Ruhe besitzt, aber diese nur Oberfläche ist. Und darunter brodelt es wie ein Vulkan“, erklärt der 33-Jährige.

„Tatort“ aus Saarbrücken: Fortsetzung folgt

Auch ihr gemeinsamer „Tatort“ Nummer 3 wird nicht losgelöst erzählt werden können, sondern parallel an die Vorgeschichte der beiden Ermittler anknüpfen müssen. So wie schon beim „Herr des Waldes“. Genau hier lag auch eine Besonderheit des neuen SR-Tatortes und die Herausforderung für seine Macher: „Es war schon untypisch, dass er dort anschließt, wo der letzte aufhört“, räumt Regisseur Christian Theede ein. Es bedeutet, dass viele Charaktere und Geschichten horizontal erzählt werden. Gleichzeitig muss dieser Krimi auch jenem Publikum gerecht werden, das den Tatort als Einzelstück sieht.

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So mancher mag nach dem Cliffhanger vor einem Jahr gedacht haben, dass dies nur schwer möglich sei. Doch auch wer den ersten Fall nicht gesehen hat, wird schnell „reinkommen“ und hineingezogen – sowohl in die alte Geschichte als auch die neue Handlung.

dpa