„Tatort“: Das passiert in „Der böse König“ aus Ludwigshafen

Ein Kioskbesitzer wird getötet. Für die Ermittler sieht es aus wie Routine. Aber bald geraten die dienstälteste "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal und ihr Team in "Der böse König" in das perfide Spiel eines Psychopathen.
Foto: SWR - Das Erste/SWR/Benoit Linder/obs
Foto: SWR - Das Erste/SWR/Benoit Linder/obs

Rätselhafte 73 Cent klemmen in der Luftröhre eines brutal getöteten Kioskbesitzers. Die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihr Team entdecken die blutverschmierten Münzen erst bei der Obduktion. Wie kam das Geld in den Rachen der Leiche? Warum wurde der Mann getötet?

„Der böse König“ heißt der „Tatort“, den das Erste am 11. April um 20.15 Uhr ausstrahlte. Die Handlung schlägt Haken wie selten zuvor bei Deutschlands TV-Dauerbrenner. Täuschend echt und echt täuschend: Im mittlerweile 74. Odenthal-„Tatort“ ist wenig so, wie es scheint.

„Der böse König“: „Tatort“ im Kiez von Lena Odenthal

Das beginnt bereits mit dem scheinbar friedlichen Auftakt an einem warmen Abend am Rathausplatz von Ludwigshafen. Männer spielen Boule, die Kriminalhauptkommissarin schlendert durch das Zentrum, fast meint man die flirrende Luft zu spüren (Kamera: Andreas Schäfauer). „Wir wollten die Geschichte im Kiez von Lena Odenthal erzählen, wo das Leben im Sommer draußen auf der Straße, auf Balkonen und Plätzen stattfindet, wo man sich kennt und jeder etwas beobachtet haben könnte (…) und Odenthal mittendrin ist“, sagt Regisseur Martin Eigler.

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Es ist ein lässiger Beginn, der schnell umschlägt. Blutüberströmt liegt ein Kioskbesitzer hinter dem Tresen. Es gibt gleich mehrere Verdächtige – doch ist der Täter darunter? Es sind die Figuren, die den Krimi tragen: der kernige Dart-Spieler Jannik Berg (Pit Bukowski), der softe Webseitendesigner Anton Maler (Christopher Schärf), der schrullige Campingplatzwächter Murat Korkmaz (Özgür Karadeniz). Alle hatten die Möglichkeit zur Tat – aber hatten sie auch ein Motiv?

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Odenthal und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) müssen auf der Hut bleiben, um sich nicht im Netz aus Lügen und Illusionen zu verstricken. Es ist ein souveränes Zusammenspiel zwischen Folkerts, die am 14. Mai 60 Jahre alt wird, und Bitter, die in dieser Folge mehr Raum erhält. Einer der Verdächtigen verfolgt sie bis an die Haustür. Ein gefährlicher Psychopath – oder ein harmloser Verehrer?

„Tatort“: „Der böse König“ spielt ein Versteckspiel

Manchmal rutscht „Der böse König“ in einen handelsüblichen Krimi der Marke „Wer war es?“ ab. Dann verliert das Geschehen an Tempo. An anderen Stellen dreht die Handlung eine überflüssige Schleife. Über weite Strecken hält der Film aber die Spannung aufrecht. Dazu tragen auch die Farben bei: viele Rot- und Gelbtöne, im Polizeipräsidium leuchtet ein kräftiges Türkis statt einem oft üblichen Büroblau.

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„Im Zentrum unserer Geschichte steht eine Figur mit zwei Gesichtern, zwei Seiten“, sagt Regisseur Eigler dazu. „Die eine Seite dieser Figur will sich zeigen und in gutem Licht erscheinen und versteckt so die darunterliegende dunkle, destruktive Seite. Durch viel Licht und leuchtende Farben wollen wir diese verborgene Seite betonen.“

Den Schlüsselsatz des Films sagt eine Zeugin bereits ganz zu Beginn zu den Ermittlern. „Sie werden den Täter nie fassen. Sie sehen ja doch nur das, was Sie sehen wollen.“ Es wirkt beiläufig, aber es nimmt das Versteckspiel einer narzisstischen Figur vorweg. Erst allmählich wird für Odenthal und Stern offensichtlich, dass sie über ein übliches Maß hinaus manipuliert werden sollen.

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In „Der böse König“ brauchen die Kolleginnen gute Nerven und einen klaren Blick. „Narzisstisch gestörte Menschen handeln oft irrational und zerstören lieber ihre Opfer und sich selbst, bevor sie dem anderen den Sieg zugestehen“, meint Eigler. „Gerade diese Irrationalität macht solche Menschen zu besonders schwer berechenbaren Tätern – was letztlich auch für Odenthal und Stern die größte Herausforderung ist.“ Es soll für Zuschauer wohl auch eine Warnung sein, sich über Täter und Motiv nicht zu früh sicher zu sein.

dpa